HERZBERG. Vom 1. Juli an weitet die sächsischen Polizei ihre Suche nach
einem Doppelmörder auch auf das Land Brandenburg aus. Rund 5 000 Männer aus
Herzberg (Landkreis Elbe-Elster) und umliegenden Gemeinden würden aufgefordert,
Speichel und Fingerabdrücke abzugeben, sagte am Dienstag Birgit Ziegenhorn, die
Sprecherin der Polizeidirektion Torgau. Eine Woche lang soll die Aktion in
Brandenburg zunächst dauern. “Wir sprechen damit Männer der Jahrgänge 1949 bis
1974 an”, sagte Ziegenhorn. Der Speicheltest werde zentral und vermutlich im
Herzberger Rathaus durchgeführt und erfolge freiwillig. Zur Information
werde die sächsische Polizei eine Anzeige in der wöchentlich erscheinenden
Zeitschrift Blickpunkt schalten sowie in den Ortschaften über 200 Plakate
aushängen.
Die Aktion in Herzberg ist Teil des bisher größten Speicheltests in der
sächsischen Kriminalgeschichte. Die Sonderkommission geht davon aus, insgesamt 15.000 bis 16.000 Männer zu testen. Die DNA-Analyse ist für die Ermittler die
letzte Chance, den Mord an der 17-jährigen Antje Köhler und ihrer 18 Monate
alten Cousine Sandy Hofmann doch noch aufzuklären. Die Tat geschah vor fast
neun Jahren.
Im Wald verschwunden
Die Mädchen waren am 8. September 1994 in einem Waldstück bei Zwethau in der
Nähe von Torgau beim Pilzesuchen spurlos verschwunden. Das Waldstück liegt
an der Bundesstraße B 87, die direkt nach Brandenburg führt. Fast drei Wochen
nach dem Verschwinden entdeckte ein Spaziergänger die stark verwesten Leichen
der Mädchen in der Nähe von Hamburg. In dem Waldstück bei Zwethau und am
Fundort der Leichen stellten Polizisten damals Spuren sicher, die offenbar vom
Täter stammten. Doch erst im Frühjahr vergangenen Jahres gelang es den
Kriminaltechnikern mit Hilfe verbesserter wissenschaftlicher Methoden, die alten
gesicherten DNA-Spuren des Mörders der Mädchen zu entschlüsseln.
Seit dieser Zeit versuchen die Ermittler, den Täter mit Hilfe des
Ausschlussverfahrens zu finden. Die Fahnder hoffen auch, dass sich der Täter auf Grund
des größer werdenden Druckes selbst stellt. Bis zum Ende der vorigen Woche,
so sagt Polizeisprecherin Ziegenhorn, hätten 9 272 Männer freiwillig eine
Speichelprobe und ihre Fingerabdrücke abgegeben. Einen Treffer gab es bisher noch
nicht.
(Inforiot) Siehe auch die Stellungnahme der Roten Hilfe zu den geplanten freiwilligen Speicheltests nach einem Babymord in Potsdam: 1700 PotsdamerInnen sollen Speichelprobe abgeben