“Sie haben uns gelehrt, wie wertvoll Frieden ist”
Der 8. Mai ist in ganz Deutschland ein Gedenktag der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und des Endes des Zweiten Weltkrieges. In diesem Jahr allerdings war es ein schwieriges Gedenken, denn angesichts des Krieges in der Ukraine gab es Bedenken, ob die Befreiung Nazideutschlands durch Russland gefeiert werden kann. In Prenzlau wie auch in Templin oder Schwedt wurden am Sonntag Blumen an den Ehrenmälern der sowjetischen Armee niedergelegt und an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs mit seinen über 60 Millionen Toten, den vielen Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen und mit den über sechs Millionen in den Konzentrationslagern der Nazionalsozialisten umgekommenen Juden erinnert.
“Wir sollten auch weiterhin an unseren Gedenktagen für den Frieden festhalten und uns den 8. Mai nicht wegnehmen lassen von denen, die ihn in eine plumpe Siegesfeier verwandeln wollen, um damit eigene Machtansprüche zu legitimieren”, betonte Ludger Melters (CDU), Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung, der die “Worte des Gedenkens und der Hoffnung” im Stadtpark sprach. Damit bezog er sich auf die Siegesfeiern am 9. Mai, mit denen Russland und die meisten anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa begehen. An diesen beiden Tagen prallen zwei Lesarten der Geschichte aufeinander. “Ich weiß nicht, wie diese beiden Welten in Europa wieder zusammengeführt werden können”, so Melters. Zugleich erinnerte er in seiner Rede an die vielen Kriege auf deutschem Boden und von Deutschland aus. “Sie haben uns gelehrt, wie wertvoll Frieden ist und wie wenig sich Kriege lohnen.”
Weitere Namen verewigt
Bereits im April waren die Namen weiterer 79 getöteter Sowjetsoldaten auf den Granitplatten am Ehrenmal verewigt worden. Derzeit befinden sich auf den Tafeln 258 Namen. 354 Sowjetbürger ließen bei der Befreiung Prenzlaus ihr Leben. Der Toten zu Ehren wurden auch die beiden Feuerschalen am Ehrenmal entfacht, die im vergangenen Jahr erstmals nach 1986 wieder im Einsatz waren.
Aktion gegen Neofaschismus
Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung luden Natascha Feld und ihre Mitstreiter von “Umsicht”, einem Aktionsbündnis für Solidarität und radikale Vielfalt, zum Innehalten und zum Austausch ein. Sie hatten zwischen den Bäumen neben dem Ehrenmal unter anderem Tafeln aus der Wanderausstellung “Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben” über die Jugend-KZs Moringen und Uckermark aufgehängt. Diese thematisiert mit Bildern und kurzen Texten auch die Zwangsarbeit der jugendlichen KZ-Häftlinge. Sie wollten ein Angebot zur Auseinandersetzung mit den Gefahren von Faschismus und Krieg unterbreiten und Menschen sensibilisieren. Am Nachmittag gab es Redebeiträge und ein kleines Konzert mit dem Liedermacher Yuppie Scheuche und seinen Friedensliedern.