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Antifaschismus

Rathenow?: Flüchtlingsunterkunft ausgespäht – Jugendliche Asylsuchende im Visier des „Bürgerbündnisses“

In Rathenow ste­ht am kom­menden Dien­stag die näch­ste Ver­samm­lung des recht­sof­fe­nen „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ an. Es wird mit­tler­weile die sech­ste Großver­anstal­tung dieser Vere­ini­gung in der havel­ländis­chen Kreist­stadt sein. Um die 500 Per­so­n­en wer­den dazu erwartet – für den größten kon­tinuier­lich aktiv­en PEGI­DA-ähn­lichen Aufzug im Land Bran­den­burg. Das sich diese Ver­samm­lung von sel­ber „totläuft“ scheint momen­tan noch Illu­sion, zumal aktuelle Ereignisse immer wieder ras­sis­tisch gefärbte Debat­ten befeuern. Das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ hat mit­tler­weile gel­ernt wie es seine Mitläufer_innen ansprechen muss. Näm­lich durch tägliche Schauergeschicht­en über ver­meintliche krim­inelle Flüchtlinge und Täter_innen mit aus­ländis­ch­er Abstam­mung . Das dabei nur äußerst wenig zwis­chen der schutz­suchen­den Mehrheit der in der Bun­desre­pub­lik ank­om­menden Men­schen und einzel­nen Aus­nah­men dif­feren­ziert wird, scheint beab­sichtigt. Für viele Sympathisant_innen des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ sind Asyl­suchende ohne­hin nur „faule Wirtschafts­flüchtlinge“ oder „Geld fressendes Pack“. Entsprechend arg­wöh­nisch wer­den neu ank­om­mende Men­schen von eini­gen nicht sehr gast­fre­undl­lichen Havel­län­dern beäugt.
Unterkun­ft in Sem­lin ausgespäht
Screenshot Buergerbuendnis 1 Screenshot Buergerbuendnis 2
Gestern machte beispiel­sweise eine „besorgte Bürg­erin“ beim „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ Mel­dung, dass in ein­er Ferien­wohn­lage im Rathenow­er Ort­steil Sem­lin Flüchtlinge unterge­bracht wer­den sollen. Sofort war dieser Hin­weis ein Topthe­ma in einem sozialen Net­zw­erk. Das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ zeigte sich brüskiert. Der Land­kreis Havel­land hat­te sich offen­bar „erdreis­tet“ Men­schen ohne Rück­sprache mit dem „Volk“ unterzubrin­gen. Ein „Hans S.“, der auf seinem Social­me­dia-Pro­fil mit NPD Slo­gans wirbt, fühlte sich dabei beson­ders „über­gan­gen“. „Solch Frech­heit darf man sich eigentlich nicht gefall­en lassen und eine Eil­ver­samm­lung, wie ger­ade in Ein­siedel) anmelden. Diese Fachkräfte soll­ten von Anfang an merken, dass sie nicht willkom­men sind“, so S. in einem Kom­men­tar. Als „inter­essiert­er Men­sch“, der weniger Tage zuvor bere­its eine andere Flüchtling­sun­terkun­ft in Rathenow fotografiert und davon ein Bild mit der Auf­schrift: „Rathenow sagt: nein zum Heim“ auf der Seite des „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ veröf­fentlicht hat­te, fühlte er sich offen­bar erneut berufen eine Unterkun­ft für Asyl­suchende aus der „Nähe“ zu betra­cht­en. Wenig später waren mehrere Fotos der Unter­bringung inkl. dem Slo­gan „Nein zum Heim“ sowie einem kleinen Aufk­lärungs­bericht auf der Seite des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ zu find­en. In dem Bericht heißt es u.a. „Auch wenn dort ger­ade noch nicht viel passiert, sollte man, mein­er Mei­n­ung nach, trotz­dem nicht untätig bleiben! Man darf diese geheimen Machen­schaften der etablierten Poli­tik­er und Asyl­prof­i­teure nicht unbeant­wortet lassen! Macht euch auf und leis­tet gegen jene Ver­brechen auf jed­er Ebene passenden & kreatives Wider­stand! Nein zum Heim! – Wed­er in Rathenow, noch in Sem­lin oder ander­swo!“. Eine unver­vohlende Dro­hung, die durch entsprechende Kom­mentare unter weit­eren Artikeln zum The­ma noch ver­stärkt wird. „Direkt davor Ver­samm­lung es reicht echt“, war beispiel­sweise noch ein eher „harm­los­er“ Kom­men­tar. Eine andere Per­son würde, laut eigen­em bekun­den, die Flüchtlinge lieber in einem Sem­lin­er Gewäss­er unter­brin­gen, „der See“ sei „schließlich groß genug“. Das es sich bei den in Sem­lin unterge­bracht­en Men­schen um allein­reisende Jugendliche han­delt scheint dabei nie­man­den zu stören­den, auch nicht das viele Flüchtlingskinder bere­its im Mit­telmeer ertrunk­en sind.
Zunehmende Radikalisierung
Mit der immer wieder beton­ten „Fried­fer­tigkeit“ und „Gewalt­losigkeit“ seit­ens des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ hat dies nur noch wenig zu tun. Im Gegen­teil eine schle­ichende Radikalisierung wird immer deut­lich­er erkennbar, vor allem in der ver­balen Artiku­la­tion im Inter­net als auch auf den Ver­anstal­tun­gen. Ins­beson­dere let­ztere wirken durch die von der Ver­samm­lungsleitung sehr inten­siv gepflegten Feind­bilder von mal zu mal aggres­siv­er. Eine Eskala­tion der Ereignisse in naher Zukun­ft scheint dabei bewusst beab­sichtigt. Dies­bezüglich eben­falls beden­klich scheint auch das seit Dezem­ber 2015 aktive „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ zu sein, ein Net­zw­erk das maßge­blich auf Ini­tia­tive des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ gebildet wurde und in dem auch Organ­i­sa­tio­nen mit ein­be­zo­gen sind, die mit dem mil­i­tan­ten Neon­az­im­i­lieu oder ver­bote­nen Vere­ini­gun­gen ver­woben sind.

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