Geflüchtete aus Brandenburg a.d. Havel wollen am 30. März unter dem Motto „Leben im Lager? Keinen Tag länger!” gegen ihre Lebensbedingungen protestieren.
Mitte März im Industriegebiet von Brandenburg a.d. Havel: Es sind Minusgrade – und trotzdem treffen sich zum wiederholten Mal Bewohner_innen der Sammelunterkunft Upstallstraße und Flämingstraße vor ihren Häusern und planen einen Protest vor der Ausländerbehörde.
Worum geht es ihnen? „Ich habe Frau und Kinder. Trotzdem darf ich nicht mit ihnen zusammen wohnen”, klagt Bebeto. Er ist aus Kamerun und wartet seit fünf Jahren auf eine Auszugserlaubnis aus dem Lager. Auch Eric ist unzufrieden: „Seit Corona haben wir absolutes Besuchsverbot im Lager. Permanent und unbefristet. Das ist unmenschlich, wir brauchen Corona-taugliche Regeln”. Auch aus dem Lager raus dürfen die Bewohner_innen nicht uneingeschränkt: Auf nicht mehr als neun Tage pro Monate haben sie ein Anrecht. „Ist das ein Gefängnis?”, fragt ein Bewohner kritisch.
Einheit der Familie und gute Integrationsbedingungen — nur zwei von ganzen sechzehn Missständen, welche die Bewohner_innen bennen. Unter ihnen solche, die eigentlich ein Grundrecht sind: Familienleben und soziale Teilhabe, Bewegungsfreiheit und Mobilität, Privatsphäre und Gesundheit, Bildung und Arbeit.
Die Bewohner_innen richten ihre Forderungen an konkrete Entscheidungsträger_innen: Mit Jörg Vogler von den Verkehrsbetrieben Brandenburg an der Havel GmbH wollen sie über die Wieder-Inbetriebnahme der Buslinie C in der Upstallstraße sprechen. Von Doreen Brandt von der Ausländerbehörde erwarten sie schnellere Entscheidungen beim Thema Auszug und eigene Wohnung. Gegenüber den Betreibern der zwei Brandenburger Heime, das Deutsche Rote Kreuz und die PulsM GmbH, wollen sie gegen die elektronische Anwesenheitskontrolle und die nächtliche Schließung der Küchen ansprechen.
Doch am Ende sehen die jungen Leute in den Lagern selbst Problem und fordern ihre Auflösung: „Sie machen das Gegenteil von Integration – sie isolieren und nehmen uns die Würde”, so Eric. Mit der Kundgebung wollen sie erreichen, dass man ihnen endlich zuhört.
Unterstützung erhalten sie dabei neben Seebrücke Brandenburg/Havel, Seebrücke Potsdam und Weltoffenes Werder auch von einigen anderen politisch aktiven Geflüchteten aus Brandenburg, die ihre Anreise angekündigt haben.
Am 30. März um 15:00 Uhr wollen sie den Protest vor die Ausländerbehörde am Neustädter Markt tragen und laden alle Brandenburger_innen ein, dazu zu kommen.