?Schönwalde?-Glien: Extrem rechte Zusammenkunft unter ?PEGIDA?-Label
Eine Versammlung der in Berlin ansässigen Bürgerinitiative „PEGIDA Havelland“ in Schönwalde-Glien (Landkreis Havelland) hat sich am Samstagnachmittag als Treffen extrem rechter Organisationen entpuppt. An der Veranstaltung nahmen bis zu 200 Personen teil, darunter viele Funktionäre und Sympathisant_innen der AfD, der „Identitären Bewegung“, POGIDA, der NPD, des dritten Weges sowie so genannter „Freier Kräfte“. Gegen die Versammlung protestierten ungefähr 100 Menschen, darunter viele Sympathisant_innen aus dem eher bürgerlich linken Parteispektrum, wie den Grünen und der Linkspartei. Aber auch Bürgermeister Bodo Oehme (CDU) gehörte zu den Protestierenden.
Aufmarsch der extremen Rechten
Die Versammlung der „PEGIDA Havelland“ zog hingegen eher das bürgerlich rechte Spektrum bis hin zu rechtskräftig verurteilten Neonaziterroristen. Oberster Schirmherr der Veranstaltung war letztendlich einmal mehr das u.a. durch Nico Tews aus Landin vertretende „Bürgerbündnis Deutschland“, in dessen Netzwerk auch „PEGIDA Havelland“ integriert ist. Tews stellte zudem die Bühne und hielt selbst auch einen Redebeitrag. Hierin bekräftige er, dass es ihm mittlerweile egal wäre, wenn er als „Fremdenhasser“ bezeichnet würde, so lange er damit Deutschland diene. Dass diese Bezeichnung nicht aus der Luft gegriffen ist, beweist die Zusammensetzung seines „Bürgerbündnisses“ in dem sich Initiativen tummeln die eindeutig der NPD, dem „dritten Weg“ oder Freien Kräften nahestehen. Eine dieser Initiativen ist beispielsweise die Socialmedia-Gruppe „Asylhütte in Ketzin? Kannste Knicken 2.0“, die sich während der Versammlung durch Zeigen eines Banners offenbarte. Das weiß-grüne Laken wurden von zwei Aktivisten der „Freie Kräfte Neuruppin / Osthavelland“ getragen. Auch weitere Köpfe dieser Vereinigung waren vertreten, darunter der erst Anfang Januar wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilte Neuruppiner Dave Trick, der im übrigen auch für die NPD in der Stadtverordnetenversammlung von Neuruppin sitzt. Die NPD war heute außerdem noch mit den Gemeinderäten Burkhard Sahner (Schönwalde-Glien) und Frank Kittler (Brieselang) vertreten. Beide erschienen mit einer obskuren, in Hemd, Krawatte und Mantel gehüllten ungefähr 20-köpfigen Abordnung, die von zwei, mit schwarz-weiß-roten Fahnen ausgestatteten Fahnenträgern angeführt wurden. In dieser Gruppe bewegte sich übrigens auch der verurteilte Neonaziterrorist Christopher Hartley. Er hatte vor mehr als zehn Jahren mit Gesinnungsgenoss_innen als „Freikorps Havelland“ mehrere Dönerstände und Asiaimbisse durch Brandanschläge zerstört. Auch mit diesem Herren hatte die Versammlungsleitung, in Person: Detlef Rewald, offenbar kein Problem. Nach einer kurzen Diskussion durften diese Person der Veranstaltung beiwohnen und auch ihre Flaggen zeigen. Das gleiche galt für Sympathisant_innen des „dritten Weges“ oder Abgesandte des Nauener Neonazimilieus, welches im Verdacht steht eine als Notunterkunft geplante Sporthalle angezündet zu haben. Gegen diese rechtsgerichteten Schwergewichter wirkten die ebenfalls durch einzelne Repräsentant_innen vertretende Reichsbürger_inne-nahe „Bürgerbewegung Altmark“, der flugblattverteilende POGIDA-Chef Christian Müller und die erstmals bei einer Veranstaltung in Brandenburg massiv präsente, rassistische „Identitäre Bewegung“ gerade zu harmlos. Dennoch wird wahrscheinlich in Zukunft auch insbesondere mit letzt genannter extrem rechten Vereinigung zu rechnen sein. Auf ihrer Socialmedia-Präsenz hatte sie Anfang des Jahres zumindest mehrere Aktionen in Brandenburg angekündigt. Insofern verwundert es auch nicht, das die „Identitäre Bewegung“ heute auch Rederecht hatte. Ihr Redner, der sich als Johann vorstellte, versuchte die PEGIDA-Sympathisant_innen durch JN-ähnliche Parolen, wie „Europa-Jugend-Reconquista“, für sich zu gewinnen.
AfD und PEGIDA Havelland
Update: Der Text wurde auf der Quellseite am 26.01.2016, 13.00 Uhr, überarbeitet. Im folgenden Abschnitt waren nicht ausreichend belegte Angaben enthalten, die entfernt wurden. Das zu den Sympthisant_innen des „Bürgerbündnisses Deutschland“ bzw. seiner lokalen Sektionen auch regionale AfD-Funktionäre gehören überrascht Kenner der Szene mittlerweile wenig. Erst gestern nahm das „Bürgerbündnis Havelland“, Kernstruktur des deutschen Bürgerbündnisses, an einer Kundgebung der „Alternative für Deutschland“ in Potsdam teil. Dabei kam es auch zu einem kurzen Treffen von Vertretern des havelländischen Bürgerbündnisses mit dem umstrittenen AfD Funktionär Bernd Höcke aus Thüringen, der in Vergangenheit wegen rassistischer Ressentiments auffiel. Aber auch „PEGIDA Havelland“ scheint sehr eng mit der AfD verbandelt zu sein. Gerald Hübner, der auf Flyern der havelländischen PEGIDA als presserechtlich verantwortlicher genannt wird, war beispielsweise auch Pressesprecher des AfD Kreisverbandes Havelland. Der Mann aus Schönwalde-Glien fiel übrigens bereits am 16. Juni 2015 während einer Einwohner_innenversammlung zum Bau einer Flüchtlingsunterkunft im Ort auf, als er latent rassistische Flugblätter verteilte. An der heutigen Kundgebung nahm Hübner ebenfalls teil. Er war einer der ersten am Antreteplatz und hielt später auch einen Redebeitrag.
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