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10.Mai: Nazi-Hooligankonzert in Dallgow

Die Gruppe Kat­e­gorie C fungiert als Schnittstelle zwis­chen Fußball­fans und Neonazis.

Für den 11. Mai ste­ht nicht nur das End­spiel im DFB-Pokal im Berlin­er Olympias­ta­dion und die “1. gemein­same Demo aller deutschen Fußball­fans” zum “Erhalt der Fankul­tur” am Alexan­der­platz auf dem Pro­gramm. Die Bre­mer Hooli­gan-Band Kat­e­gorie C1 (KC) plant für den Vor­abend ein Konz­ert im Volk­shaus in Dall­gow bei Berlin. Anlass genug, das Funk­tion­ieren der Schnittstellen zwis­chen Fußball-Hooli­gans und Neon­azis am Beispiel der Band KC ein­mal genauer unter die Lupe zu nehmen. 

“Poli­tik ist Poli­tik, und Fußball ist Fußball.” Die Mit­glieder der Hooli­gan-Band KC wer­den nicht müde zu beto­nen, dass sie eine unpoli­tis­che Gruppe seien. Ihnen gehe es nur um Fußball, Schlägereien und Saufen, schreiben sie auf ihrer Home­page: “Wer mit KC nichts anfan­gen kann soll sich ver­pis­sen. Wir wer­den weit­er­hin das machen was wir wollen. Wir lassen uns vor keinen Kar­ren spannen”.1 Die Real­ität sieht anders aus. Der Kar­ren, vor den die Band ges­pan­nt ist, heißt Recht­srock. Min­destens zwei Mit­glieder von KC spie­len auch in der neon­azis­tis­chen Band Boots Brothers1 und der Blood & Hon­our-Vorzeige­band Nahkampf1, deren erste CD den inhaftierten Neon­azis Chris­t­ian Worch, Got­tfried Küs­sel und Ger­hard Lauck gewid­met war und die zulet­zt eine Split-CD mit der rus­sis­chen Neon­az­iband Kolovrat ­ zu deutsch Hak­enkreuz ­ pro­duzierte.

Der Sänger der Band KC, Hannes Osten­dorf, ist für AntifaschistIn­nen kein Unbekan­nter. Im Okto­ber 1991 war Osten­dorf an einem Bran­dan­schlag auf ein Asyl­be­wer­ber­heim im Bre­mer Stadt­teil Schwach­hausen beteiligt. Er und zwei andere Tat­beteiligte wur­den im Mai 1992 zu einem Jahr und neuen Monat auf zweiein­halb Jahre Bewährung und je 20 Stun­den gemein­nütziger Arbeit verurteilt. 

Mit ihren Aktiv­itäten bewegt sich die Kat­e­gorie C in ein­deutig recht­en Gewässern: Die neueste CD der Gruppe mit dem Titel “Hun­grige Wölfe” ist bei dem Chem­nitzer Label PC-Records erschienen, das zu dem neon­azis­tis­chen Ladengeschäft und Ver­sand Back­street Noise1 gehört und bei dem mit­tler­weile auch Nahkampf und Boots Broth­ers untergekom­men sind. In guter Gesellschaft befind­et sich KC auch auf dem Sam­pler “Die Deutschen kom­men II”. Zu der indizierten Musik­samm­lung steuerten neben der Hooli­gan-Band auch Grup­pen wie Landser, Stahlge­wit­ter und Nahkampf Songs bei. 

In der offiziellen Geschichtss­chrei­bung von KC kom­men die Aktiv­itäten bei Nahkampf und Boots Broth­ers eben­so wenig vor, wie die nicht ger­ade rare Beteili­gung an Konz­erten mit ein­deutig neon­azis­tis­chem Hin­ter­grund. Im ver­gan­genen Jahr fand in Chem­nitz ein Sol­i­dar­ität­skonz­ert für “Kam­er­aden” statt, die “wegen des Ver­triebes ein­er bes­timmten CD ein­er bekan­nten Berlin­er Band (Anm. d. A.: ver­mut­lich ist Landser gemeint) angezinkt wurden”.1 KC trat­en hier zusam­men mit der ungarischen B&H‑Band Archivum, den Leipzigern Solu­tion und der lokalen Hooli­gan­band Blitzkrieg auf. Der tschechis­chen Band Juden­mord, die auch auf dem Konz­ert spie­len sollte, wurde die Ein­reise nach Deutsch­land ver­wehrt. Am 12. Jan­u­ar spiel­ten die “unpoli­tis­chen” Hooli­gans zusam­men mit den Pfälz­er Buben ­ einem Pro­jekt der Mach­er des Mannheimer Neon­azi-Fanzines Feldzug1 ­ und den Berlin­ern Ascaris im Landgasthof Lochmüh­le im rhein­land-pfälzis­chen Dreisen. Organ­isiert wor­den war das Event von Sascha Wag­n­er, einem Mit­glied des Lan­desvor­standes der Jun­gen Nationaldemokraten.1

In Bre­men war für Anfang Feb­ru­ar ein Konz­ert mit der anti­ras­sis­tis­chen New York­er Band Bio­haz­ard geplant. Nach Protesten von Antifaschis­ten bei dem Ver­anstal­ter wurde der Gig abge­sagt. Auf der Home­page der Band hieß es dazu, dass der Schlagzeuger wegen Krankheit nicht spie­len könne. Am 31. März spiel­ten KC auf der Par­ty zum 20.Geburtstag der Dort­munder Neon­azi-Hooltruppe Borussen­front um Siegfried Borchardt.1 Für Anfang Mai war ein Konz­ert in Lüneb­urg mit der Berlin­er Band Ascaris angekündigt; am 10. Mai sollte das gle­iche Konz­ert in Berlin stat­tfind­en. Für bei­de Konz­erte war auch die Berlin­er Band Troop­ers als Sup­port angekündigt, die jedoch ihre Teil­nahme absagte, nach­dem sie von den poli­tis­chen Hin­ter­grün­den ihrer Kol­le­gen erfahren hatte. 

Dass die Konz­erte von KC fast auss­chließlich von Neon­azis dominiert wer­den, stört bloß einen kleinen Anteil der Fans der Gruppe. Kom­mentare wie “dann besuch nicht die Konz­erte” oder “solange es untere­inan­der keinen Streß gibt” sind gängige Antworten auf ein kri­tis­ches Hin­ter­fra­gen der Aktiv­itäten der Band im KC-Internetforum.

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