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Flucht & Migration

Afghanistan Not safe! Keine Abschiebungen nach Afghanistan

Trotz katas­trophaler Sicher­heit­slage schämt sich Deutsch­land nicht, weit­er nach Afghanistan abzuschieben.

Afghanistan ist laut dem Glob­al Peace Index das gefährlich­ste Land der Welt. Seit über 40 Jahren herrscht dort Krieg. Fast 80% der Erwach­se­nen sind physisch oder psy­chisch beein­trächtigt. Mit dem Aus­bruch der Coro­na-Pan­demie hat sich die Lage für die Zivil­bevölkerung drastisch ver­schlechtert: Über ein Drit­tel der Men­schen hungert und der Großteil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu Gesund­heitsver­sorgung.

Dem Abzug der NATO-Trup­pen fol­gte eine mas­sive Offen­sive der Tal­iban: Bis Ende Juli eroberten sie über 200 der ins­ge­samt 388 Dis­trik­te. Sie grif­f­en sog­ar Prov­inzhaupt­städte wie Kan­da­har und Her­at an. Beson­ders eth­nis­che Min­der­heit­en, Frauen und Mäd­chen, Menschenrechtsaktivist*innen, Journalist*innen und Künstler*innen sind von physis­ch­er und sex­u­al­isiert­er Gewalt bis hin zur Ermor­dung bedro­ht. Wenn sie irgen­deine Möglichkeit haben, fliehen sie mit ihren Fam­i­lien. Die Zahl der Bin­nenge­flüchteten und der zivilen Opfer stieg im ersten Hal­b­jahr 2021 drama­tisch an. Die Nach­bar­län­der schließen ihre Gren­zen.

Vor diesem Hin­ter­grund fordert das afghanis­che Min­is­teri­um für Flucht und Wiedere­in­bürgerung einen drei­monati­gen Stopp der Abschiebun­gen. Zeit­gle­ich erk­lärt der Europäis­chen Gericht­shof die Recht­sprechung der deutschen Afghanistan-Abschiebeprax­is für nicht vere­in­bar mit europäis­chem Asylrecht.

Die deutsche Regierung ignori­ert dies alles jedoch und hält an Abschiebun­gen in das Kriegs­land fest.
Ihr aktueller Lage­bericht bein­hal­tet zum Teil ver­al­tete Infor­ma­tio­nen, ver­harm­lost den Vor­marsch der Tal­iban und unter­schlägt zen­trale Quellen wie den aktuellen Zivilopfer­bericht der Vere­in­ten Natio­nen. Pro Asyl liegen zudem Hin­weise vor, dass der deutsche Son­der­beauf­tragte für Afghanistan derzeit Druck auf das afghanis­che Min­is­teri­um ausübt, damit die Abschiebung im August stat­tfind­en kann. Im Gegen­satz zu dieser mas­siv­en Real­itätsver­weigerung der Lage in Afghanistan haben Finn­land, Schwe­den und Nor­we­gen einen Abschiebestopp bis vor­erst 15. Sep­tem­ber beschlossen.

Innen­min­is­ter See­hofer (CSU) und FDP-Chef Lind­ner schä­men sich nicht, das pop­ulis­tis­che Argu­ment der abgeschobe­nen Straftäter für ihren Wahlkampf zu nutzen. Zwar sitzen nicht nur Straftäter in den Abschiebe­flugzeu­gen, aber auch für junge Män­ner, die im Knast sitzen, gilt das Men­schen­recht auf Unversehrtheit!

Zu allem Übel sind Abgeschobene vor Ort beson­ders von Gewalt betrof­fen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Auf­grund dessen machen sich die meis­ten von ihnen nach kurz­er Zeit wieder auf die Flucht. Nach unseren Infor­ma­tio­nen sollen bere­its heute afghanis­che Men­schen aus Deutsch­land über Öster­re­ich mit einem Abschiebechar­ter, der in München bere­it­ste­ht, nach Afghanistan abgeschoben wer­den. Das ist nicht nur sieben Tage vor dem geplanten Abschiebe­flug am 10.8. von München aus, son­dern bietet Deutsch­land auch die per­fide „Chance“, vorder­gründig auf die afghanis­che Forderung einzuge­hen und den Abschiebe­flug aus Deutsch­land zu stornieren und trotz­dem weit­er über Öster­re­ich abzuschieben. Egal ob aus Deutsch­land oder Öster­re­ich: Nie­mand darf in ein Kriegs­ge­bi­et abgeschoben werden!

Wir fordern von der Bundesregierung:

  • einen sofor­ti­gen und absoluten Abschiebestopp nach Afghanistan
  • ein Bleiberecht für diejeni­gen afghanis­chen Geflüchteten, die bere­its in Deutsch­land sind
  • die schnelle und unbürokratis­che Evakuierung aller gefährde­ter Per­so­n­en, ins­beson­dere Ort­skräfte, Frauenrechtsaktivist*innen und ihrer Familien
  • die unbürokratis­che und schnelle Ermöglichung des Fam­i­li­en­nachzugs zu afghanis­chen Geflüchteten in Deutschland

Außer­dem fordern wir von den Lan­desregierun­gen, sofort von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, einen sechsmonati­gen Abschiebestopp auf Län­derebene zu erlassen. Keine Lan­desregierung kann sich her­ausre­den und auf Innen­min­is­ter Horst See­hofer ver­weisen und dabei die eige­nen Spiel­räume ignorieren.

Afghanistan ist nicht sicher!

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