Aufruf zur Demonstration am 16.02.2012
Treffpunkt ist am Donnerstag, den 16.02.2012 um 19 Uhr vor der Baracke, Slabystraße 2 in Falkensee
Geschockt standen wir am Dienstag vor den Trümmern von ca. 15 Jahren Arbeit. Als Montag Abend die Telefone klingelten und sich die Information verbreitete, dass unser Jugendclub „Die Baracke“ in Flammen steht, dachten viele zuerst an einen schlechten Scherz oder zumindest an einen kleinen Schaden, der schnell behoben sein und einem erfolgreichen Weiterbetrieb nichts im Wege stehen würde. Doch nichts von alledem. Die Baracke, wie wir sie kannten, wird erst einmal Geschichte sein. Damit verschwunden ist auch ein Ort aus Falkensee der so einmalig wie teilweise auch umstritten war. Ein Selbstverwaltetes Jugendzentrum, ohne Sozialpädagogen, die Einen zu Maßregeln versuchen, ohne Verpflichtungen dieses oder jenes zu tun, um sich bestimmte Privilegien oder Mitbestimmungsrechte zu erkaufen. Ein kleiner chaotischer Haufen, der aber auch alles im Selbstbetrieb erfolgreich regeln und verwalten konnte.
Nach dem Schock und der Phase der Realisierung des Geschehens stellt sich für uns mittlerweile die Frage zu der Brandursache. Mehrere Möglichkeiten existieren. So vermutete anfangs die Feuerwehr einen Kabelbrand als mögliche Ursache. Da wohl aber weder der Zustand des Verteilerkastens noch der Verlauf der Kabelstränge für einen Kabelbrand sprechen, wird mittlerweile auch von der Möglichkeit der Brandstiftung gesprochen.
Nachdem es in den letzten fünf Wochen zu fünf Einbrüchen in die Räumlichkeiten der Baracke kam, bei denen auch rechte Parolen hinterlassen wurden und es am 16.02. zu einer Informationsveranstaltung gemeinsam mit dem BgR zum Thema „Dresden und seine Nazis“ stattfinden sollte, ist hier die zeitliche und ideologische Nähe zum Naziaufmarsch in Dresden offensichtlich. Während ca. 15.000 Menschen in Dresden den Aufmarsch blockierten, brannte zeitgleich unser Jugendzentrum. Obgleich die Beweislage noch unklar ist, scheint es für uns vorerst die einleuchtendste Erklärung für die Brandursache zu sein, dass Nazis hier versucht haben ein Exempel zu statuieren.
Ist die Naziszene in den letzten Jahren in Falkensee kaum präsent gewesen, änderte sich dies in letzter Zeit. So werden seit ca. einem Jahr vermehrt NPD Aufkleber im Stadtgebiet geklebt. Am 22.10.2011 gab es eine Naziaktion in der Falkenseer Bahnhofstraße, bei der vermummte Nazis den Austritt Deutschlands aus dem Euroraum forderten. Der vorläufige Höhepunkt ereignete sich am Silvesterabend, als in der Sperberstraße Nazis eine Gruppe junger Menschen, die nicht in das Weltbild der Nazis passten, angriffen. Traurige Bekanntheit erlangte die Naziszene um Falkensee in den Jahren 2003 und 2004, als die nach §129a verurteile Kameradschaft Freikorps 10 Brandaschläge auf Döner und Asiaimbisse durchführte.
Absurd finden wir allerdings die Äußerungen des Bürgermeisters Heiko Müller. Nachdem er mit Blick auf einen möglichen rechten Hintergrund dazu appellierte die Ermittlungen der Polizei abzuwarten und nicht zu spekulieren, fügte er anschließend hinzu: “…dass einige Nutzer des Clubs auch wussten, wie man ohne Schlüssel in das Gebäude gelangen kann “ und somit“… sei eine fahrlässige Brandstiftung durchaus eher möglich.“ Wir finden es inakzeptabel,dass hier Opfer eines Brandes, bei dem zumindest ein rechter Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann, vom Bürgermeister primär verdächtigt werden selbst dafür verantwortlich zu sein. Ebenfalls die Einbrüche durch Nazis werden hier vom Bürgermeister umgedeutet und als Aktionen von Nutzern des Clubs dargestellt, die wüssten wie man auch ohne Schlüssel in das Gebäude gelangen kann.
Für uns ist jedoch stellt die ausgebrannte Ruine unseres Jugendzentrums nicht das Ende unseres Engagements für eine Alternative zum derzeitigen Status Quo dar. Unser Ziel kann daher nur sein für ein neues Jugendzentrum zu kämpfen.
Aufgrund der Ereignisse und der bisherigen Sachlage rufen wir deshalb zu einer Demonstration „Baracke! Jetzt erst Recht! Alternative Jugendarbeit erhalten und schützen!“ auf.