(MAZ, Fred Hasselmann) BELZIG — Es wurden immer mehr: Menschen mit einer Nelke in der Hand, uniformierte Feuerwehrmänner mit einem Blumengebinde, Politiker in Schlips und Kragen, Jugendliche mit Adidas-Turnschuhen, Vertreter von Parteien und Organisationen, Pfarrer, Rentner auch Kinder. Diese schauten zunächst einem
kleinen Frosch zu, um dann aber aufmerksam zuzuhören, was Bürgermeister Peter Kiep (SPD) und Stadtverordnetenvorsteher Dietmar Hummel (FDP) den mehr als 250 Belziger Bürgern an diesem 3. Mai, einem denkwürdigen Tag in der
Belziger Geschichte, zu sagen hatten. Auch ein Fernsehteam des RBB war
gekommen, um über die Gedenkveranstaltung im Grünen Grund zu berichten.
Vor 59 Jahren öffneten sich an dieser Stelle für die Häftlinge des
Zwangsarbeiterlagers Roederhof die Tore zur Freiheit. Wie für alle Belziger
hatte an diesem Tag der sinnlose Krieg für sie ein Ende. Dank der kampflosen
Übergabe der Stadt an die Rote Armee.
Der Appell des Liberalen Hummel, den wieder auftauchenden rechten
Rattenfängern nie wieder auf den Leim zu gehen, stieß auf ungeteilte
Zustimmung. “Wehret den Anfängen. Der Schoß ist fruchtbar noch”, rief er den
Teilnehmern der eindrucksvollen Gedenkveranstaltung zu. Schon lange hatte
Belzig nicht so viele Menschen auf einer politischen Veranstaltung seit der
Wendezeit gesehen.
Auch wenn es manchem Bürger noch zu wenig erschien, Professor Götz Dieckmann
konnte als Koordinator gegen Gewalt und Rechtsextremismus Listen mit
insgesamt 576 Unterschriften überreichen, die von Mitgliedern des Belziger
Forums kürzlich gesammelt worden waren. Unterschriften, mit denen der Aufruf
aller Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung unterstützt wurde, in dem
die Belziger zum aktiven Bekenntnis gegen die jüngsten rechtsgerichteten
Aufmärsche und Aktivitäten der Neonazi-Szene aufgefordert worden waren.