Einige Menschen verteilten in der Potsdamer
Innenstadt Flugblätter zu dem Thema und wünschten den anwesenden Frauen noch einen
kämpferischen Frauentag.
Kritisiert wurde auch ein sogenanntes “Erotic”-Geschäft, dass vor knapp einem Monat
in der Innenstadt eröffnete. Dort wird, verborgen hinter fensterfüllenden
Werbeplakaten, der in solchen Geschäften übliche sexistische und frauenverachtende
Mist angeboten. Neben Produkten, die Frauen als reines Lustobjekt für Männer
versachlichen, sind vor allem die vorhandenen pornographischen Videos als besonders
herabwürdigend festzustellen. Als reine Lustobjekte werden Frauen dort in
erniedrigenden Posen dargestellt.
Geschäfte wie diese, aber auch die ganz allgemeinen sexistischen Entwicklungen in
unserer Gesellschaft gilt es an jedem Tag des Jahres zu bekämpfen, ganz besonders
entschieden aber heute. Seit es den internationalen Frauentag auf maßgebliche
Initiative der Kommunistin Clara Zetkin als Feiertag gibt, hat sich die Situation
von Frauen und Mädchen in unserer Gesellschaft zwar verbessert, die Tatsache, dass
wir in einem partiarchalen — also von Männern dominiertem — System leben, ist aber
auch heute noch unverändert. Das manifestiert sich nicht zuletzt in immer noch
geringeren Löhnen von Frauen für gleiche Arbeit, der doppelten Ausbeutung der Frauen
im Kapitalismus, in immer noch deutlich weniger Frauen als Männern in höheren
Verwaltungsebenen oder in der zu großen Teilen sexistischen Werbung, in der nackte
Frauenkörper als verkaufsförderndes Argument präsentiert werden.
All diesen Entwicklungen wollen wir unseren Kampf für eine wirkliche
Gleichberechtigung aller Menschen entgegenstellen, für eine gerechtere Gesellschaft,
frei von Unterdrückung und Ausbeutung, frei von Sexismus.
Einen kämpferischen Gruß an alle Frauen, Mädchen und Menschen allgemein, die der
weltweite emanzipatorische Kampf gegen die sexistische Unterdrückung eint!
Weg mit “Erotic”-Shops — Schluß mit den Erniedrigungen!
[a] antifaschistische linke potsdam — Kontakt: aalp@gmx.net
Begriffsdefinition: Unter Sexismus verstehen wir die Unterdrückung / Benachteiligung
/ Ausbeutung von Menschen aufgrund ihres Geschlechtes.
Inhalt des verteilten Flugblattes:
Internationaler Frauentag – Es wurde gekämpft, es wird gekämpft!
Am 27. August 1910 wurde auf der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz,
von Clara Zetkin die Idee zu solch einem Tag initiiert. Am 19. März 1911 beteiligten
sich dann schließlich mehrere Millionen Frauen an dem „ersten“ Frauentag um für ein
gleichberechtigtes und emanzipatorisches Leben auf die Straße zu gehen. Mehrere
Jahre wurde der Frauentag dann an nicht identischen Daten begangen.
1921 beschloss die 2.Kommunistische Frauenkonferenz den 8.März als Internationalen
Frauentag zu begehen. Dieses Datum hat(te) gleichzeitig mehrere symbolische
Charaktere und sollte beispielsweise auf einen TextilarbeiterInnenstreik erinnern,
der eine ganze Welle von ArbeiterInnendemonstrationen auslöste. In den folgenden
Jahren gingen die Frauen und Mädchen auf die Straße um für Wahl- und Stimmrecht für
Frauen, ausreichenden Mutter- und Kinderschutz, den Achtstundentag und viele weitere
fortschrittliche Forderungen zu kämpfen.
1932 schon wurde dann der Frauentag von den Nazis verboten. Die revolutionären und
fortschrittlichen Ansichten, der Frauen hatten in der Ideologie keinen Platz.
Stattdessen wurde der Muttertag begangen, der natürlich für das Anliegen der Frauen
und Mädchen keinen Platz hatte, häuptsächlich die Erhaltung der so genannten
Deutschen Rasse rückte in den Vordergrund. Genauso wie andere emanzipative und
revolutionäre Strömungen wurde die Frauenbewegung unterdrückt. Das Bild der
pflichtbewussten Gebährmaschine, die fürs Vaterland kräftige Kämpfer und Arbeiter
produziert, wurde propagiert und durchgesetzt.
Während die „Ostblöcke“ den Frauentag wieder einführten, wurde in den „westlichen“
Ländern der Mutter- oder Valentinstag begangen. “Frau sein” hieß weiterhin,
verantwortlich für Heim, Herd und Kinder zu sein. Erst als sich beispielsweise in
Westdeutschland, in den 60ern eine neue „autonome“ Frauenbewegung entwickelte, wurde
wieder aktiv gekämpft. Die Bewegung rüttelte an festgefrorenen Klischees und kämpfte
für Wege aus der Gewaltherrschaft des Patriachats auszubrechen. Es entstanden
Frauengruppen, Frauenhäuser, Frauengesundheitszentren uvm.
Seit dem haben sich viele Frauen-/Mädchen/Gender* ‑gruppen gegründet. Denn noch
immer werden allein in Deutschland mehr als 45.000 Frauen Opfer häuslicher Gewalt.
Ca. jede 7. Frau erlebt Gewalt in ihrer Familie und nicht heterosexuelle Menschen
und Frauen erleben die festgefrorene, in der Mitte der Gesellschaft angekommene
Diskriminierung jeden Tag aufs Neue. Kapitalismus und Patriarchat haben (nicht erst
heutzutage) die Ware “Frau” hervorgebracht und mit ihr und ihrer Sexualität wird
gehandelt, was sich besonders im Geschäft der Prostitution sichtbar widerspiegelt.
Nach wie vor ist es dringend nötig, sich für Frauenrechte einzusetzen und den Kampf
nicht aus den Augen zu verlieren!
Deshalb wollen wir diesen Tag noch mehr zurück ins Gedächtnis holen und daran
erinnern, dass hier noch lange nichts in „Ordnung“ ist!
Der Kampf gegen patriarchale Strukturen war und bleibt der Kampf gegen ein System,
dass uns von der Geburt an in solchen Rollen steckt und daraus Profit schlägt.
Wir stellen uns gegen das, von Geburt an betriebene, Aufteilen in Mann oder Frau,
blau oder rosa, Matchboxauto oder Barbiepuppe, Handwerker oder Putzfrau usw. Es gibt
viele Beispiele für Menschen, die sich in ihrer Rolle nicht wohl fühlen und sexuell,
politisch und überhaupt einen Weg aus der bipolaren Welt der Geschlechter suchen.
Sie werden oft mit gesellschaftlichem Druck, Repressionen oder Verboten
konfrontiert, viele gehen daran zu Grunde.
Ziel einer emanzipierten Politik sollte es deshalb sein, eine Gesellschaft
anzustreben, in der es egal ist ob Mann ob Frau, „Dazwischen“ oder weit davon
entfernt. Denn letztendlich ist das soziale Geschlecht konstruiert.
Doch sollten wir die realen Verhältnisse betrachten und uns dem bestehenden
Patriarchat entgegenstellen.
Kampf dem Patriarchat! Sexismus bekämpfen! Das System abschalten!
Heraus zum Internationalen Frauentag!
Für eine geschlechterlose und klassenlose Gesellschaft!