(Berliner Morgenpost) Potsdam — Die Organisierte Kriminalität in Brandenburg wird von Deutschen dominiert; von den im vergangenen Jahr ermittelten 133 Tatverdächtigen in diesem Komplex waren 95 deutsch (71 Prozent) und 38 Ausländer (29 Prozent), darunter 21 Polen, 7 Nigerianer und 4 Peruaner. In Berlin werden indes deutlich mehr ausländische Täter gezählt.
Die Organisierte Kriminalität hat sich 2004 in Brandenburg vor allem auf Eigentumsdelikte, Drogenhandel und Schleusertätigkeit konzentriert, und sie wird internationaler. “Kaum eine Gruppierung ist nicht international tätig”, sagte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) gestern. Die zunehmende Internationalisierung der Straftäter erfordere auch eine stärkere internationale Zusammenarbeit. In 81 Prozent der Verfahren sei eine Verflechtung mit insgesamt 25 Staaten festgestellt worden; 2003 habe es nur 56 Verfahren mit internationalen Bezügen gegeben.
Das Landeskriminalamt bearbeitete 2004 nach Angaben des Ministeriums wie im Jahr zuvor 16 Verfahren zur Organisierten Kriminalität. Allerdings nahm die Zahl der 564 Einzelstraftaten im Vergleich zu 2003 um 144 Einzeldelikte bzw. 34 Prozent zu. Insgesamt bewegte sich die Organisierte Kriminalität auf dem Niveau des Vorjahres. Der Anstieg sei vor allem auf das Verfahren gegen die Neuruppiner “XY-Bande” und einen Fall von Kfz-Kriminalität zurückzuführen. Das Ausmaß der Machenschaften der Bande war nach Angaben von Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg anfangs nicht vorstellbar gewesen. Der durch die Organisierte Kriminalität entstandene Schaden betrug 2004 mehr als 7,5 Millionen Euro — rund 2,7 Millionen mehr als 2003. Der geschätzte Gewinn fiel mit 6,7 Millionen Euro niedriger aus. In vier Verfahren konnte auf Gewinne aus Straftaten von 1,8 Millionen Euro zugegriffen werden.
Grenzöffnung ohne Einfluss
Deutsche Täter dominieren die Organisierte Kriminalität in Brandenburg
POTSDAM Befürchtungen, dass nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union (EU) in Brandenburg zunehmend Ausländer im Bereich der Organisierten Kriminalität aktiv werden, scheinen sich nicht zu bestätigen. “Durch die EU-Osterweiterung sind bisher keine signifikanten Veränderungen der Kriminalitätsstruktur festzustellen”, sagte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) gestern bei der Vorstellung eines Berichts zur Organisierten Kriminalität (OK).
Demnach sind mehr als zwei Drittel der Tatverdächtigen Deutsche. Während sich die Zahl der OK-Verfahren mit 16 im Jahr 2004 auf dem Niveau des Vorjahres bewegte, zeigt sich eine wachsende internationale Ausrichtung der Kriminellen, die sich wie in den Vorjahren vorrangig auf Eigentumsdelikte, Drogenhandel und Schleuserkriminalität konzentrierten.
Laut der gestern vorgelegten Statistik für 2004 hat das Landeskriminalamt (LKA) 16 so genannter Verfahrenskomplexe, zu denen insgesamt 564 Einzelstraftaten gezählt werden, bearbeitet. Der Anstieg der registrierten Einzelstraftaten um 144 Delikte sei im wesentlichen auf zwei Verfahren zurückzuführen, in denen allein 278 Straftaten ermittelt wurden, hieß es. Dabei handelt es sich zum einen um das Verfahren gegen die so genannte XY-Bande in Neuruppin und zum anderen um ein Verfahren im Bereich Autodiebstahl und Verschiebung.
Auch wenn am 1. Mai 2004 die Passkontrollen an der deutsch-polnischen Grenze weggefallen sind, ist die Organisierte Kriminalität hierzulande in erster Linie eine Angelegenheit deutscher Täter. “Die Organisierte Kriminalität in Brandenburg wird von deutschen Straftätern dominiert”, sagte Innenminister Schönbohm. Während in Berlin lediglich 33 Prozent der Tatverdächtigen Deutsche seien, sind es in Brandenburg mehr als zwei Drittel. So waren von den im Jahr 2004 insgesamt 133 ermittelten Tatverdächtigen (2003: 194 Personen) 95 Deutsche. Unter den 38 ausländischen Verdächtigen waren unter anderem 21 Polen, sieben Nigerianer und vier Peruaner. Die Kriminellen agieren zunehmend global. In 13 der 16 vom LKA bearbeiteten OK-Verfahren wurden internationale Verflechtungen mit 25 Staaten festgestellt. Im Jahr 2003 wies nur die Hälfte der Verfahren internationale Bezüge auf.
Vor diesem Hintergrund betonte Schönbohm die Bedeutung der internationalen Kooperation in der Strafverfolgung. “Die intensive Zusammenarbeit, insbesondere mit den polnischen Behörden, die wir bereits vor der EU-Osterweiterung etabliert hatten, werden wir auch weiterhin konsequent fortführen und weiterentwickeln.”
Nach Einschätzung von Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg sind die brandenburgischen Behörden im Kampf gegen die OK-Banden gut gewappnet. Die Ermittlungskompetenzen für Organisierte Kriminalität, die in Fachkreisen als “von Gewinn- und Machtstreben bestimmte planmäßige Begehung von Straftaten von erheblicher Bedeutung” definiert wird, liegen beim Landeskriminalamt in Eberswalde und der Staatsanwaltschaft in Frankfurt (Oder). Wegen der örtlichen Nähe kümmern sich im Fall der “XY-Bande” allerdings die Neuruppiner Kollegen.
Mit dieser “Bündelung der Kräfte” sei man den Anforderungen gewachsen, zeigte sich der Generalstaatsanwalt überzeugt. Der für OK zuständige Oberstaatsanwalt Carlo Weber ergänzte: “Allen Anschein nach haben wir die Materie handwerklich gut im Griff.” Unter seiner Leitung ermitteln in Frankfurt sieben Staatsanwälte sowie in der für Geldwäsche zuständigen Außenstelle in Eberswalde ein weiterer Oberstaatsanwalt sowie zwei Staatsanwälte.