Die in der „unpolitischen“ Skinheadszene beliebte Band „Krawallbrüder“ will am 19.10 mit ihrer Deutschlandtour im Cottbuser Gladhouse Halt machen. Nachdem ein Konzert im Potsdamer Lindenpark nach antifaschistischer Intervention abgesagt wurde, wollen wir jetzt unsere Einwände gegen das geplante Konzert von „Krawallbrüder“ im Gladhouse äußern. Die Band selbst sieht sich als „unpolitisches“ Musikprojekt. Ihrer Ansicht nach ist es in Ordnung sich gleichermaßen gegen „Links-“ und „Rechtsextremismus“ auszusprechen. Damit folgen sie der sogenannten Extremismustheorie, die besagt, dass Linke und Rechte am Rand der Gesellschaft stehen und in der Mitte alle braven Bürger Deutschlands sind. Das aber sowohl Neonazis, sowie auch Antifaschisten auch Arbeit oder Studium absolvieren oder ins Stadion zum Fußball gucken gehen, quasi sich sehr wohl in der Mitte der Gesellschaft bewegen, wird konsequent ausgeblendet. Somit wird von den Vertretern dieser Theorie die sogenannte „Mitte“ der Gesellschaft selbst konstruiert und diese ist je nach gegebenen Verhältnissen wandel- und korrigierbar. Nach dieser Extremismustheorie ist die Ideologie der Faschisten ist genauso arg, wie die der Befreier vom Faschismus. Das Lebenswerk von Marx ist demnach genauso schlimm, wie der Rassenwahn eines kleinen Österreichers. Eine strikte Abgrenzung nach „Rechts“ findet hierbei nicht statt. Dies führt dazu, dass sich Neonazis in den Fanreihen tummeln können ohne Ablehnung zu spüren.
Die Band versucht mit scheinheiligen Darstellungen ein harmloses Musikprojekt zu verkaufen. Was jedoch von der Band bisher kaum angesprochen wurde, ist ihre Konzertpolitik, die für eine „unpolitische“ Band sehr fraglich wirkt. So teilten sie die Bühne mit RAC-Bands wie „Glory Boys“ oder „Gerbenok“ oder der Rechtsrockband „Bakers Dozen“, welche Auftritte in Läden hatten, in denen auch „Blood and Honour“-Bands auftraten. RAC ist ein Szenekürzel für „Rock against communism“ – ein vom britischen Neonazi Ian Stuart in den 1980ern erschaffenes Musikgenre, welches als Gegengewicht zum „Rock against Racism“ diente. Im Online Versandhandel „KB-Records“ kann man ebenso Merchandise und Tonträger dieser Bands finden. Obwohl Sänger Pascal meint, dass der Onlineshop nicht mehr von ihm betrieben wird, findet man immer noch seine Kontaktadresse auf der Homepage. Er hingegen verweist lieber darauf, dass eine andere Firma den Vertrieb übernimmt, indem auch „Artikel gegen Nazis“ verkauft werden: Das man dort aber auch RAC-Tonträger erwerben kann, wird indes verschwiegen.
Auch wenn Krawallbrüder und das Gladhouse sich bemühen am Einlass „Störenfriede“ auszusortieren und auch zugeben, dass man nicht in die Köpfe der Leute hineinsehen kann, so ist es auch bei Neonazis längst angekommen, dass sie sich bei solchen Events etwas unauffälliger kleiden müssen. Dagegen helfen auch keine Lippenbekenntnisse wie „Nazis und offensichtliche Sympathisanten der Rechten sind nicht erwünscht und bekommen keinen Zutritt zu den Shows“. Das Gladhouse scheint sich auch nicht mehr an das Konzert der ebenfalls in der rechten Szene beliebten Band „Disciplin“ zu erinnern, als zahlreiche Neonazis sich ebenfalls unerkannt zutritt verschafften, um drinnen dann das Publikum zu attackieren. Kameras und Strafverfolgungen sind keinePräventivmaßnahmen und schützen eventuelle Opfer auch nicht vor Übergriffen. Marktwirtschaftliche Aspekte dürfen kein Argument sein um solche Verastaltungen druchzuführen. Als Jugendkulturzentrum ist es wichtig Jugendlichen Freiräume zu geben, in denen sie sich ohne Angst bewegen können. Dies ist im Gladhouse bei einem Konzert der „Krawallbrüder“ nicht möglich, sodass wir hiermit das Gladhouse – gerade als städtische Jugendeinrichtung – dazu auffordern, dieses Konzert abzusagen und sich der Verantwortung gegenüber dem zumeist recht jungen Publikum bewusst zu sein.