ORANIENBURG “Zum Glück sind wir alle verschieden.” Eine junge Frau hatte
sich bei der verregneten Demonstration in Oranienburg diesen Spruch an ihren
Anorak geheftet. Etwa 100 Menschen nahmen am Sonnabend an der Demonstration
teil, zu der das “Forum gegen Rassismus und rechte Gewalt” im Vorfeld des
gestrigen Antirassismustages aufgerufen hatte.
 
Begleitet von einem Großaufgebot der Polizei führte der Zug von der
Gedenkstätte Sachsenhausen über den Bahnhof zur Havelstraße, wo am
Gedenkstein für die Opfer der Reichskristallnacht die Abschlusskundgebung
stattfand.
 
Es war bereits die achte Demo, zu der das Forum aufgerufen hatte, diesmal am
Jahrestag des Beginns des Irakkrieges. Das Motto: Für gleiche Würde und
gleiches Recht, für ein Leben ohne Rassismus und Gewalt.
 
Vorwiegend junge Leute waren gekommen. “Uns verbindet die Abscheu vor der
Gewalt und damit auch vor dem Krieg”, sagte Pastor Bernhard Fricke aus
Marwitz. Der Mitinitiator der Demo forderte wie auch die anderen Redner
keine Einschränkung von Freiheitsrechten und keine weitere Verschärfung des
Ausländerrechtes.
 
Oranienburgs Stadtverordneten-Vorsitzende Hildegard Busse erinnerte bei der
Kundgebung an den Frühlingsanfang: “An so einem Tag erhoffen wir uns
menschliche Wärme für Verfolgte, Ausgegrenzte und Andersdenkende.” Busse
sprach von einem “sinnlosen Irakkrieg” und bedankte sich bei den
Demonstranten, dass sie sich gegen rechte Gewalt und für Frieden einsetzen.
 
“Auch wenn nur wenige gekommen sind, ist es auch in Oranienburg wichtig,
sich hier aktiv zu äußern”, sagte Fricke. Natürlich war auch er wie Minette
von Krosigk vom Forum enttäuscht über die Resonanz auf die Demo. “Die
Mitverantwortung für die anderen scheint weiter verloren zu gehen. Und die
Sorge um die eigenen Probleme tritt in den Vordergrund”, versuchte von
Krosigk die geringe Teilnehmerzahl zu erklären.
 
Auch um dagegen einzutreten bietet das Forum in dieser Woche zwei weitere
Veranstaltungen an. Am Freitag wird im Oranienburger Regine-Hildebrandt-Haus
ab 19 Uhr der Film “Das falsche Wort. Wiedergutmachung an den Sinti?”
gezeigt. Die Filmautorin wird an dem Abend anwesend sein. Das traditionelle
“Rock-gegen Rechts-Konzert” geht am Sonnabend ab 20 Uhr im Lehnitzer
Kulturhaus über die Bühne. Einen Vorgeschmack darauf lieferte am Sonnabend
während der Abschlusskundgebung schon einmal die Mühlenbecker Band
“Dogmatiz” mit ihrem Auftritt.