INFORIOT Die NPD will mal wieder in Brandenburg aufmarschieren. Für den 6. Oktober wird auf Internetseiten der Neonazi-Partei eine Demonstration in Königs Wusterhausen angekündigt. Unter dem Motto “Jugend braucht Perspektive” soll dabei die Einrichtung eines Jugendzentrums für rechtsextreme Jugendliche gefordert werden. Um 12 Uhr soll die Demonstration am Bahnhof in Königs Wusterhausen
starten, so die NPD-Informationen. Ob es Protestaktionen geben wird ist bisher noch nicht bekannt.
Seit der Gründung des Partei-“Ortsbereichs” Königs Wusterhausen Mitte April diesen Jahres tritt die NPD in der Region immer massiver auf. Erst am vergangenen Freitag, dem 3. August, gab es einen “nationalen Stammtisch” mit mehreren Dutzend TeilnehmerInnen. Anschließend demonstrierten die
Rechtsextremen zum Bahnhof, um dort eine Kundgebung für “Sicherheit, Recht und Ordnung” abzuhalten. Die NPD hält den Bahnhof für einen Kriminalitätsschwerpunkt und will sich durch ihre Präsenz als Ordnungsmacht inszenieren.
Bereits am 21. Juli hatte die NPD am gleichen Ort eine Kundgebung unter diesem Motto abgehalten. Bedankte man sich damals noch bei der Polizei, “welche gut sichtbar, aber nicht störend” gewesen sei, beschwert man sich nach der aktuellen Kundgebung über die “Systemknechte”, die sich
unangemessen verhalten hätten. Einen weiteren “nationalen Stammtisch” hat die NPD für den 7. September angekündigt.
NPD-Chef in Königs Wusterhausen Michael Thalheim bei einer Neonazidemo im Juni in Rathenow (1.v.l.)
Gewaltbereite “Ordnungshüter”
Chef der lokalen NPD ist der 36-jährige Neonazi Michael Thalheim. Er bietet selbst ein gutes Beispiel dafür, dass es mit der selbst zugeschriebenen Ordnungsliebe und Gesetzestreue der NPD nicht allzu weit her ist: Am 31. Juli wurde Thalheim verpflichtet, 350 Euro Schmerzesgeld zu zahlen. Er hatte auf dem Weg zur Neonazidemonstration in Halbe am 11. März 2006 in Königs Wusterhausen eine 21-jährige Frau getreten und verletzt. Thalheim wurde vor Gericht vom bekannten Neonazianwalt und ex-Chef der inzwischen verbotenen Wiking Jugend, Wolfram Nahrath, vertreten. Das Verfahren wurde gegen die erwähnte Geldzahlung eingestellt.
Verwirrspiel um Pseudonyme
In einem Bericht über den Stammtisch am vergangenen Wochenende erwähnt die NPD Königs Wusterhausen auf ihrer Webseite, dass dort ein “Kamerad Ingo des NPD-Kreisverbandes Barnim-Uckermark” eine Ansprache gehalten habe. Auf dem “Nationalen Netztagebuch” dieser NPD-Sektion schreibt hingegen ein “Julius Färber”, dass er selbst eben diesen Beitrag gehalten habe. Die Absprache, unter welchem Namen man auftreten solle, ist der Partei anscheinend etwas missglückt. Hinter dem Pseudonym “Julius Färber”, der das “Nationale Netztagebuch” maßgeblich betreibt, vermuten lokale AntifaschistInnen Mike Sandow aus Biesenthal. Der 41-Jährige ist Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Barnim-Uckermark.
Mike Sandow, NPD-Chef in Barnim-Uckermark, bei einer Neonazidemo im Juli in Cottbus (1.v.l.)