Die Initiative für Begegnung sieht es als ersten Schritt in die richtige Richtung an, dass das Flüchtlingsheim am Lerchensteig geschlossen wird und die Flüchtlinge stattdessen näher in der Stadt untergebracht werden. Die Unterbringung am Lerchensteig bedeutet für viele Bewohner_innen Isolation und die enorme Erschwerung von gesellschaftlicher Teilhabe und damit von Möglichkeiten der Selbstverwirklichung.
Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Flüchtlinge nach wie vor dazu gezwungen werden, in einem Heim zu leben und somit in ihrer Lebensführung bevormundet und eingeschränkt werden. Marie Kirsch, Mitglied der Initiative für Begegnung, sagt dazu:
“Das Heim am Schlaatz kann nur eine Übergangslösung sein. Mittelfristig muss den Flüchtlingen die Möglichkeit gegeben werden, in Privatwohnungen zu ziehen und ihnen damit die Entscheidung, wo und wie sie leben möchten selbst zu überlassen. Gäbe es den eindeutigen politischen Willen dazu, wäre es auch möglich, den Flüchtlingen dieses Grundrecht einzuräumen, das anderen Menschen auch zuteil wird.”
Die Zwangsunterbringung in Heimen ist aber nur ein Aspekt der staatlichen Ungleichbehandlung und Entrechtung von Flüchtlingen. Andere diskriminierende staatliche Maßnahmen sind weitgehende Arbeitsverbote, die Auszahlung eines äußerst geringen Taschengeldes und die Verpflegung mittels Lebensmittel-Gutscheinen, die noch in einigen Landkreisen Praxis ist. Der Geldbetrag, der ihnen insgesamt zugestanden wird, beträgt nur 70% des ohnehin äußerst niedrigen ALG II-Satzes.
Eine weitere staatliche Einschränkung ist die so genannte “Residenzpflicht”. Sie verbietet den Flüchtlingen, den ihnen zugewiesenen Landkreis zu verlassen.
Die Diskussionen, die derzeit über das neue Heim geführt werden, laufen unseres Erachtens vielerorts in die falsche Richtung. Anstatt den direkten Austausch mit den Flüchtlingen zu suchen und die staatliche und städtische entrechtende Flüchtlingspolitik anzugreifen, die u.a. leider die räumliche Konzentration von Flüchtlingen in Heimen vorsieht, werden Ängste geschürt, die jeder Grundlage entbehren.
Für überhaupt nicht nachvollziehbar halten wir die Herangehensweise der Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft PBG. Die Besorgnis über die Lebensqualität im Schlaatz gegen Flüchtlinge auszuspielen, zeugt von einer mangelnden Sensibilität gegenüber ihrer Lebenssituation.