»Stoppt das Treiben der Stasi-Kader« titelte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Da hat Brandenburg nicht lange gefackelt und den ersten Schritt gemacht. Es traf Hans Rentmeister, den Generalsekretär des Internationalen Sachsenhausen-Komitees. Der war nicht unbedingt Kader der Staatssicherheit der DDR (MfS), aber er hat dort gearbeitet. Erst in der Kreisdienststelle Berlin-Lichtenberg, später als Jurist an der Hochschule des MfS in Potsdam und dann bis zur Auflösung in der Zentrale.
Die auslösende Meldung im Spiegel kann nur als Retourkutsche für Rentmeisters Auftritt bei einer Gedenkveranstaltung im KZ Sachsenhausen verstanden werden. Dort hatte der Antifaschist Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm öffentlich zurechtgewiesen. Der wollte am Ort des faschistischen Terrors partout und »ausdrücklich« jenen gedenken, die dort nach 1945 von der sowjetischen Armee als Kriegsverbrecher interniert waren. Rentmeister nannte das Gedenken an die »Mörder, Peiniger und Quäler unserer Kameraden« zuviel verlangt.
Während selbst in der SPD-Landtagsfraktion Rücktrittsforderungen gegen Schönbohm aufkamen, tat sich die die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten schwer mit der Kritik. Anders im Fall Rentmeister. Am Samstag kündigte sie per Fax die Zusammenarbeit mit dem Antifaschisten, dessen Vater im KZ Sachsenhausen saß, auf. Die Mitteilung über seine Arbeit für das MfS war ihnen zuviel. Prompt setzte das antikommunistische Trommelfeuer nach: Der Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen in Berlin, Hubertus Knabe, fand, Rentmeister habe sich disqualifiziert, weiter für die Häftlinge des KZ Sachsenhausen zu sprechen. Die brandenburgische CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche verstieg sich zu dem Satz: »Jeden Demokraten macht es fassungslos, das Vermächtnis der NS-Opfer in solchen Händen zu sehen.« Und CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek meinte, für die Opfer der Konzentrationslager müsse es unerträglich sein, von einem früheren Stasi-Mitarbeiter repräsentiert zu werden. Wirklich unerträglich ist hingegen, daß sich Knabe, Lunacek, Reiche & Co anmaßen, im Namen ehemaliger Häftlinge zu sprechen, und Jörg Schönbohm als spätes Opfer der Stasi in Schutz genommen wird.