Frankfurt/Oder — Vor nun mehr 15 Jahren wurde in Frankfurt (Oder) das Carpe Diem besetzt, ein Anlaß einen Blick zurück zu werfen.
Mit der Besetzung des Kießlinghauses am 1. Mai 1994, wollten Jugendliche und junge Erwachsene der Stadt, auf die unbefriedigende Lage im Bereich der offenen Jugendarbeit und der Kulturarbeit in Frankfurt (Oder) hinweisen.
Es wurden eine Bar, ein drogenfreies Infocafé und Proberäume eingerichtet. Zeitweise lebten bis zu 35 BewohnerInnen zwischen 16 und 26 Jahren im Haus.
Am 29.06.1994 gründete sich der Verein „Carpe Diem“, um einen Schritt in Richtung Legalisierung der Besetzung zu gehen.
Ziel und Aufgabe von Carpe Diem sollte es sein Wohn- und Kulturraum zu schaffen und soziokulturelle und kooperative Projekte zu unterstützen.
Am zweiten Juli Wochenende 1994 fand ein erstes Straßenfest statt, welches sehr positiven Anklang in den Medien fand.
Bei den Verhandlungen mit der Stadt Frankfurt (Oder) und der Eigentümerin des Hauses, der Deutschen Bahn AG, stellte sich schnell heraus, dass die VertreterInnen der Bahn kein Interesse an einer für alle Seiten annehmbaren Lösung hatten. Sie beharrten auf einem Verkauf des baufälligen Objektes für rund 1,3 Mio. D‑Mark.
Im Herbst 1995 hieß es, dass die deutsche Bahn AG einen Investor gefunden hat.
Am 15.11.1995 wurde das Haus verlassen.
Von der Wowi wurden Ersatzwohnungen angeboten und von Teilen der BesetzerInnen bezogen.
Am 1.05.1996 fand zum zweiten Jahrestag der Besetzung des Kießlinghauses, auf dem Hinterhof des Gebäudes eine Party statt, die Polizei räumte das Gelände und nahm zwei Personen fest.
14 Jahre nach der Räumung des Kießlinghauses denkt die Bahn als Eigentümerin immer noch nicht daran, in die Instandsetzung des Hauses zu investieren, der oft versprochene Investor ist bis heute nicht in Sicht…