POTSDAM. Ab zwölf Uhr stand am Donnerstag für zwei Stunden der
Autoverkehr
in der Landeshauptstadt weitgehend still. Etwa 2 500 vornehmlich junge
Demonstranten zogen unter dem Motto “Potsdamer Schüler gegen den Krieg”
friedlich durch die Innenstadt. Sie trugen Protestplakate, aber auch
Hupen
bei sich. “Wir haben die Autofahrer, die wegen uns im Stau standen, zum
Hupen für den Frieden aufgefordert”, sagte Demonstrationsleiter Jan
Hoffmann. Viele seien aus ihren Autos ausgestiegen und hätten den
Schülern
applaudiert. Enttäuscht waren die Jugendlichen, weil Bildungsminister
Steffen Reiche (SPD) nicht gekommen war. “Das kam nicht in Frage, da
die
Demo während der Schulzeit stattfand”, sagte Ministersprecher Martin
Gorholt. Nachmittags hätte er sich beteiligt.
Die Organisatoren planen weitere Demonstrationen, aber erst wieder im
April.
“Das hängt aber auch davon ab, wie lange der Krieg noch dauert”, sagte
Hoffmann.
“Mütter gegen den Krieg”
Am Donnerstagmorgen brachen in Eisenhüttenstadt 20 Frauen der
Initiative
“Mütter gegen den Krieg” zu einem Protestmarsch ins 150 Kilometer
entfernte
Berlin auf. Dort wollen sie am Sonntag an der großen Friedenskundgebung
vor
der US-Botschaft teilnehmen. Einige Frauen der 1999 gegründeten
Initiative
waren im selben Jahr nach Belgrad gereist, um gegen die
Nato-Bombardements
zu protestieren.
Die heikelste Aktion ist am Sonnabend vor dem Einsatzführungs-kommando
der
Bundeswehr für Auslandseinsätze in Geltow bei Potsdam geplant. Die
Kampagne
gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär will mit bis zu 1 000
Anhängern
die Einfahrt der Henning-von-Treskow-Kaserne blockieren. “Es soll ein
Zeichen gegen die deutsche Beteiligung am Krieg sein”, sagte Lutz Boede
von
der Kampagne. Schon jetzt unterstütze die Bundesrepublik den Krieg
durch
Gewährung von Überflugs- und Transitrechten für die USA, durch deutsche
Soldaten in Awacs-Flugzeugen oder in ABC-Panzern in Kuwait sowie durch
tausende Soldaten im Ausland und vor amerikanischen Kasernen in
Deutschland.
“All das entlastet die US-Armee, die dadurch mehr Soldaten für den
Angriff
hat”, sagte Boede. Er bezeichnet Deutschland als internationales
Drehkreuz
für den Nachschub in diesem Angriffskrieg. “Unser Protest ist
friedlich,
aber inhaltlich radikaler als der sonst übliche Konsens vieler
Friedensdemonstranten mit der Bundesregierung.”
Die Polizei hat die halbstündige Blockade nicht verboten, da es keine
Hinweise auf geplante Gewaltaktionen gibt.
“Bisher waren hier alle Proteste friedlich”, sagte ein Sprecher der
Kaserne.
Obwohl, wie er hervorhebt, in Geltow nicht die Awacs-Einsätze
koordiniert
werden, sehe die Bundeswehr in der Blockade ein legitimes politisches
Symbol.