Am 13.04.2002 konnten etwa 50 Anhänger der revanchistischen Neonazi-Organisation IWG (“Interessensgemeinschaft für die Wiedervereinigung Gesamtdeutschlands e.V.”) durch das ostsächsische Bad Muskau marschieren.
Darunter waren neben bekannten ostsächsischen Neonazigrößen, einige NPD-Kader aus Niesky, Cottbus, Spremberg, Zittau und der Vorsitzende des NPD-KV-Görlitz Jürgen Krumpholz, der für den NPD-Bundesvorstand kandidieren will.
Etwa 60 Gegendemonstranten folgten dem Aufruf der “Antifaschistischen Aktion Ostsachsen”, die damit friedlich ihre Ablehnung gegen das ultrabraune Treiben auf den leeren Straßen von Bad Muskau bekundeten.
Die Stadt Bad Muskau hat es nicht für nötig befunden etwas gegen den Aufmarsch der IWG zu initiieren. Für solche Neonaziorganisationen gelten solche Orte als sicheres Hinterland, wo sie nicht mit antifaschistischem Widerstand rechnen müssen. Ganz im Gegensatz zur Vorwoche in Leipzig, als etwa 10.000 Menschen gegen einen Aufmarsch sog. “Freier Kameradschaften” protestierten.
Für die Region Ostsachsen sind solche zivilcouragierten Aktionen undenkbar, dort haben die Neonazis neben dem zivilgesellschaftlichen Rückhalt auch ganze Orte und Dörfer im Griff.
Bad Muskau war bisher im Bezug auf Neonaziaktivitäten unbekannt, uns sind nur Neonaziaktivitäten in Weißwasser und Niesky bekannt. Von Weißwasser aus wird das Neonazi-Fanzine “Der Frontsoldat” publiziert, in Niesky bekam die größte rechtsextremistische Kameradschaft in Sachsen, die sog. “Schlesischen Jungs” im letzten Jahr die Chance, sich öffentlich durch einen Einsatz beim Nieskyer Herbstfest profilieren zu können.
Die Stadt Bad Muskau hatte zuvor, nach eigenen Angaben, alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft, was aber nicht Sinn und Zweck einer weltoffenen Politik sein kann. So wurden unter anderem Imageschäden durch mögliche Auseinandersetzungen und das am gleichen Tag stattfindende Landeschützentreffen zur Begründung herangezogen.
Dass Ignorieren, was der Bürgermeister Andreas Bänder gefordert hatte, war wohl der falsche Weg.
Nach unbestätigten Angaben gibt es am 27.04.2002 den nächste Rechten-Aufmarsch in der Region und zwar in Zittau, wo der NJB (“Nationaler Jugendblock Zittau e.V.”) gegen die derzeitige städtische Politik aufmarschieren will.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Stadträte und die Bürgermeister an Leipzig ein Beispiel nehmen, damit es den Rechten so schwer wie nur möglich gemacht wird ihre Vormachtsstellung ungestört auszuüben.