Dass die Kyritz-Ruppiner Heide nicht wieder für militärische Zwecke misshandelt werden darf, leuchtet ein: Die Umwelt würde zerstört, dem Tourismus (der AnwohnerInnen liebstes Kind) würde geschadet und natürlich ist die Bundeswehr an sich sowieso Scheiße. Für eine zivile Nutzung der 144 Quadratkilometer großen Fläche demonstrierten am Ostersonntag rund 5000 Menschen in Fretzdorf bei Wittstock. Es war das zehnte Mal, dass ein Ostermarsch bei dem Dörfchen stattfand. Genau dort sollen künftig nach Willen der Bundeswehr Kampfpiloten das Töten üben. Zu DDR-Zeiten wurde das Areal jahrelang als Bombodrom genutzt, die Bundis wollen weitermachen.
An dem Demo-Spektakel nahmen Leute aus unterschiedlichsten Spektren teil. Schwarz-Rote Fahnen, Gewerkschaftsbanner, selbst gemalte Transparente mit Parolen der Friedensbewegung, auch eine Palästinenserflagge: All das war zu sehen.
Der Großteil der DemonstrantInnen gehörte jedoch zu dem, was unsereins in Brandenburg oft so sehr vermisst: Der liberalen, bürgerlichen Öffentlichkeit. Ein gut geschnitztes Stück der vielbeschworenen Zivilgesellschaft. Die BürgerInneninitiative “FREIe HEIDe” selbst wird vor allem von KirchenvertreterInnen, Umweltverbänden und Parteien (von SPD, Bündnisgrün bis PDS ist alles dabei) getragen, in der Bevölkerung ist sie sehr gut verankert.
Einige Personen fielen bei der Osterwanderung unangenehm ins Auge: vier Nazis. Sie konnten am Marsch leider ungehindert teilnehmen und mussten sich lediglich kleinere Pöbeleien gefallen lassen, die sie wohl nicht all zu sehr beeindruckt haben.
Auf der friedensbewegten Festwiese angekommen ging es zwischen Bockwurstbuden und T‑Shirtständen mit den Reden rund. Nach den Ansprachen so einiger christlicher Gutmenschen kam der Höhepunkt. MC Fritz Kuhn war am Mic. Der Bundesvorsitzende der Grünen wurde mit herzlichen Pfiffen und „Kriegstreiber! Kriegstreiber“-Rufen begrüßt. Kuhn zeigte sich von einer derart undemokratischen Argumentationsweise schockiert und meinte, dass er die Bühne auch verlassen könne. Leider kam er seinem Versprechen nicht nach und laberte noch einigen Müll vor sich hin. Genauso wenig werden seine Parteikumpels wohl dem Versprechen ihres Chefs nachkommen, sich geschlossen für die zivile Nutzung der Heide einzusetzen. Einen ähnlichen Spruch hat schließlich schon einmal der jetztige SPD-Kriegsminister Rudolf Scharping anno 1996 in Fretzdorf abgelassen. Und der wird wohl nicht den Forderungen der BI “FREIe HEIDe” nachkommen wenn über die Zukunft des Areals im Bundestag abgestimmt wird.
Mehr Informationen zum Thema gibt es unter: www.freieheide.de