Heute stand die Vernehmung des Nebenklägers an. Dieser gab an zunächst bei einem
Freund in Waldstadt gewesen zu sein, dort erreichte ihn ein Anruf, dass im
Babelsberger Park Linke eine Freundin von ihm anpöbeln würden. Daraufhin begab sich
die Gruppe um Leszinsky, Schiller, Glaser, Pecht und Oeltze zum Ort des angeblichen
Übergriffs, zum “kucken”. Unterwegs trafen sie sich noch mit weiteren Größen der
Potsdam-Berliner Naziszene. Sie seien dann in eine Straßenbahn gestiegen, in der es
zu einer Auseinandersetzung mit Linken gekommen sei, weiter konnte er dies nicht
ausführen, weil ihn derartiges nicht interessiere. Allerdings gab er noch an, dass
auch oben genannte Personen mit in der Bahn saßen und er zunächst auch polizeiliche
Vorladungen bekommen habe als Beschuldigter . Zusammen sei er dann jedoch mit
Melanie Witassek und Cindy Prause aus der Bahn weggerannt. Von diesen habe er sich
dann auf seinem Weg ins happyhour 2 getrennt und dann [wie so oft an diesem Abend]
“zufällig” Marcus Schiller und Danny Leszinsky wiedergetroffen. Auf dem Nachhauseweg
dann, sei er dann von 5 vermummten Linken am Cafe Haider verfolgt worden. Einer
hätte ihm mit einen Teleskopschlagstock zunächst auf den Rucksack und danach auf den
Kopf geschlagen, er sei dann auf die Erde gefallen und hätte dort noch weitere
Schläge oder Tritte erhalten. Hierrauf kam es zu vermehrten Nachfragen der Richterin
und der Anwälte, inwiefern der Nebenkläger in der rechten Szene Potsdams aktiv sei,
ob er die “Anti-Antifa-Potsdam” kenne. Auf letzteres führte er aus, dass er zwar
Menschen kenne, die sich so nennen, aber niemanden der in dieser Richtung aktiv sei.
Darauf angesprochen, dass er gegenüber der Polizei angab, Fotos von Linken während
des Chamäleon-Prozesses gemacht zu haben, zog er sich darauf zurück aus Langeweile
lediglich “Kameraden” fotographiert zu haben. Auch stehe das Logo “AAP” auf dem
T‑Shirt welches er am Samstag auf der Rudolf-Hess-Ersatzdemo in Berlin trug, nicht
für “Anti-Antifa-Potsdam”, sondern für “Antifaschistische-Aktion-Potsdam”. Den
Widerspurch mit dem Rückenaufdruck seines Hemdes [Nationaler Sozialist] wollte er so
richtig nicht einsehen. Desweiteren gab er an, von Melanie Witassek erfahren zu
haben, dass sich Julia unter den TäterInnen befunden haben soll, selbst hat er
derartige Beobachtungen nicht machen können. Außerdem wurden seine verschiedenste
Vorstrafen wegen Körperverletzung, Nötigung und Volksverhetzung angesprochen.
Nach dieser ca. viereinhalbstündigen Befragung wurde die Polizistin Karola Meinelt
als Zeugin gehört. Diese gab an im Cafe Haider gesessen zu haben, von dort habe sie
beobachtet wie 5 Menschen vermummt aus Richtung Hegelallee die
Friedrich-Ebert-Straße herunterliefen. Zwischen Einer und Dreißig Minuten später
[sie machte dazu verschiedene Angaben] sei dann der Nebenkläger um die Ecke gerannt
gekommen und hinter ihm ca. 3–5 Vermummte. Diese hätten B. Oestreich zu Fall
gebracht und dann auf diesen eingeschlagen. Trotz der Total-Vermummung habe sie
Julia und zwei weitere Angeklagte wiedererkannt. Mit ihrer damaligen Aussage bei der
Polizei konfrontiert, nach der sich alle TäterInnen Sonnenbrillen aufgesetzt hätten
und Julia sich nach der Tat umgezogen hätte und erst dann eine Brille trug, wurde
sie allerdings auch in diesem Punkt zunehmend unsicherer. Beim genauen Tatgeschehen
jedoch wichen ihre Angaben von denen des Geschädigten ab. Desweiteren ergab sich,
dass auf ihr unbekanntem Weg Straßennamen in das Protokoll ihrer Vernehmung gelangt
sind, die sie nicht kennt [da sie in Berlin bei der 24. EhU tätig ist]. Erklären
konnte sie derartige Abweichungen nicht.
Zwei weitere anwesende Zeugen konnten aus zeittechnischen Gründen nicht mehr
aussagen, wurden aber für andere Termine geladen.