Am 24. Januar 2015 wird das Antifaschistische Pressearchiv Potsdam (APAP) die Chronik neonazistischer und menschenverachtender Aktivitäten in Potsdam und Umgebung für das Jahr 2014 veröffentlichen. Im Rahmen
einer Informationsveranstaltung im “Spartacus” um 19:30 Uhr wird die Chronik vorgestellt und über neonazistische und menschenverachtende Strukturen und Aktivitäten in Potsdam aufgeklärt. Danach findet eine Party statt, deren Einnahmen die anfallenden Kosten für antifaschistische und antirassistische Politik decken sollen.
Die vorliegende Chronik ist in diesem Jahr zusätzlich mit „menschenverachtend“ überschrieben. Rassistische, sexistische sowie diskriminierende Aus- und Vorfälle sind nun unter dem Begriff „menschenverachtend“ zusammengefasst. Dabei orientieren wir uns mit unserer Arbeit am Konzept der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“. Die Chronikeinträge sind demnach mitunter thematisch breiter als zuvor, was unter anderem damit zusammenhängt, dass nicht ausschließlich Umtriebe einer bestimmten Gruppe von Menschen (z.B. organisierte Neonazis) abgebildet werden sollen, sondern generell Aktivitäten, die
diskriminierende und menschenverachtende Haltungen zum Ausdruck bringen.
Im vergangenen Jahr zeigte sich besonders plastisch, durch Veranstaltungen wie Montagsdemonstrationen und dem Phänomen PEGIDA, wie anschlussfähig menschenverachtende Positionen gesamtgesellschaftlich verankert sind.
Auch in diesem Jahr verübten mutmaßliche Neonazis, wie im Jahr 2013, Anschläge gegen linke und alternative Strukturen. Wieder wurde das Café Olga von Unbekannten angegriffen. Die Wohnprojekte in der Zeppelinstraße
25 und 26 wurden durch eine Gruppe vermummter Neonazis mit Steinen angegriffen. Mehrere Scheiben von Zimmern, in denen sich zu diesem Zeitpunkt auch Personen aufhielten, wurden zerstört. Die Potsdamer Neonaziszene zeigt sich weiterhin bedeckt und tritt in Potsdam nicht öffentlich auf. Lediglich Propagandaaktionen werden durchgeführt und wie gewohnt im Nachhinein auf ihrer Website präsentiert.
Die im Jahr 2013 entstandene neonazistische Struktur “Licht und Schatten” muss als Nachfolgelabel des “Infoportal Potsdam” gesehen werden. Im Zuge rassistischer Mobilmachung gegen Geflüchtete organisierte “Licht und Schatten” die Kampagne “Ein Licht für Deutschland”, in der sie mit verschärfter völkischer Rethorik gegen Geflüchtete hetzen.
Wie im letzten Jahr, konnte die NPD 2014 in Potsdam nicht Fuß fassen. Lediglich zur Landtagswahl im September 2014 hingen kurzzeitig Plakate der Partei im Stadtgebiet. Auf zwei Kundegebungen, in Waldstadt und auf dem Bassinplatz, versuchte die Partei ihre Inhalte zu vermitteln. Während in Waldstadt es wegen einer Geheimhaltungstaktik der Polizei und der Stadt zu keinen Gegenprotesten kam, demonstrierten am 11. September 2014 bis zu 200 Menschen gegen eine kurzfristig bekannt gewordene Kundgebung der NPD. Zu den Kommunalwahlen trat die Partei nicht an. Zu den Landtagswahlen hingegen wählten 706 Menschen mit ihrer Zweitstimme die NPD.
Das ganze Jahr über bestimmte die Diskussion um die Einrichtung von Geflüchtetenunterkünften die öffentliche Debatte. Obwohl die Stadt Potsdam im Vergleich zu vielen anderen brandenburgischen Städten in
ihrem Engagement gegen neonazistische und rassistische Aktivitäten sehr aktiv ist, kam es regelmäßig zu rassistischen Ausfällen, sei es in Form von Unterschriftenaktion oder der Gründung von Bürgerinitiativen. Trotz der Bemühungen seitens der Moderationen auf Bürgerversammlungen zu Geflüchtetenunterkünften, keinen rassistischen Äußerungen Raum zu geben, war auf diesen oftmals eine chauvinistische und rassistische
Grundstimmung zu beobachten. Vor allem bei der einberufenen Versammlung im Potsdamer Stadtteil Am Stern im Mai 2014 herrschte eine ablehnende Grundstimmung gegen Geflüchtete, die durch chauvinistische und
rassistische Zwischenrufe deutlicht wurde.
Die Chronik ist auf unserer Website www.apap.blogsport.eu abrufbar. Ebenso ist die Chronik auf dem Kartierungsprojekt rechtesland.de visualisiert. Ein Bericht auf blog.rechtesland.de findet ihr hier.