Am Schlaatz — Eine neue Begegnungsstätte für Spätaussiedler und Migranten soll nächstes Jahr im Milanhorst 9 entstehen. Darüber informierte gestern der Arbeitskreis Stadtspuren. “Dort sollen deutsche und nichtdeutsche Nachbarn einander näher kommen”, so Stadtspuren-Koordinator Carsten Hagenau. Der interkulturelle Nachbarschaftstreff wird zusammen von der kommunalen Wohnungsgesellschaft Gewoba und dem Brandenburgischen Verein für Weltoffenheit und Menschenwürde eingerichtet – der Trägerverein betreibt schon das Al Globe in der Charlottenstraße. Die Entscheidung für die Al Globe-Betreiber sei von einer Jury getroffen worden, nach dem die Gewoba im Mai insgesamt drei Vereine um ein Konzept für einen interkulturellen Nachbarschaftstreff gebeten habe, so Hagenau.
In den Räumen des Milanhorst 9 soll demnach zum Beispiel Konfliktmanagement bei Nachbarschaftsstreitigkeiten stattfinden, aber auch Mieter- und Schuldnerberatung. Ebenso soll es Bildungsangebote geben – ob dazu Sprachkurse für Ausländer gehören werden, vermochte Hagenau gestern noch nicht zu sagen. “Wir haben Bürger vom Schlaatz in die Planungen einbezogen, damit sich die sozialen Einrichtungen im Stadtteil nicht Konkurrenz machen.”
Nun soll “in Kürze” der Umbau des Hauses – zuletzt ein Seniorentreff der Arbeiterwohlfahrt – beginnen. Dazu sollen Fördermittel in noch unbekannter Höhe aus dem Programm “Soziale Stadt” beantragt werden – “die Gewoba bindet sich dann für 20 Jahre an das Projekt”, so Hagenau. Parallel dazu will der Al Globe-Trägerverein am Schlaatz mit der Überzeugungsarbeit beginnen. “Wir wollen wissen, was die Bürger von dem neuen Treff erwarten und uns mit den anderen Häuser vor Ort abstimmen”, so Al Globe-Chefin Katrin Werlich.
Die Gewoba verspricht sich von dem Treff eine wohltuende Wirkung auf den Stadtteil. “Zehn Prozent der Schlaatzer kommen aus dem Ausland, genauso viele sind Spätaussiedler und ein Drittel der Bevölkerung ist unter 30 Jahren – bei dieser Vielfalt kann ein solcher Ort nur gut sein”, so Gewoba-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal. Hagenau gab sich gegenüber den PNN ein wenig zurückhaltender, sprach von einem “sensiblen Gebiet” und verwies auf den hohen Anteil von DVU-Wählern bei der vergangenen Landtagswahl im Schlaatz. “Die Anwohner müssen in den Prozess mit einbezogen werden.”
pnn
Ängste abbauen
Henri Kramer über den geplanten Migrantentreff am Schlaatz
Im nächsten Jahr soll am Schlaatz ein Treffpunkt für Migranten und Spätaussiedler entstehen – mitten zwischen den Plattenbauten. Die Kooperationsvereinbarung dafür haben Gewoba und der Al Globe-Trägerverein schon in der vergangenen Woche unterzeichnet, die Überlegungen reichen noch weiter zurück. Die Öffentlichkeit wusste nichts davon. Diese Geheimniskrämerei ist der einzige Haken bei dem ansonsten begrüßenswerten Projekt. Denn gerade am Schlaatz, wo verhältnismäßig viele Menschen bei den letzten Wahlen DVU wählten, ist es wichtig, dass an einem Ort gezeigt werden kann, wie positive Integration von Ausländern aussehen kann. Wenn allerdings die ansässige Bevölkerung erst jetzt von einem solch wichtigen Projekt für ihren Stadtteil erfährt, fühlen sich die Menschen zu Recht übergangen. Es ist daher nun an den Verantwortlichen, diesen Fehler auszumerzen, in dem die Anwohner wirklich mit in den Prozess zur Entstehung des Migrantentreffs einbezogen werden – um Vorurteile und Ängste zu abzubauen und mit einem schlüssigen Konzept zu zeigen, dass auch eine Gegend wie der Schlaatz zu der Weltoffenheit fähig ist, die sich Potsdam gern auf die eigenen Fahnen schreibt.