Bad Saarow (MOZ) Der Saarower PDS-Fraktions-Chef Dr. Bernd Gestewitz
(PDS) soll nach dem Verzicht auf das Amt des Stellvertretenden
Bürgermeisters auch alle weiteren Funktionen niederlegen. Mit dieser
Forderung reagieren Gemeindevertreter auf die MOZ-Berichterstattung,
dessen Fakten der bösen Juden-Äußerung von Gestewitz ein noch größeres
Gewicht zukommen lassen als bisher angenommen. Gestewitz selber hatte
von einem “Lapsus” gesprochen.
“Unter diesem neuen Aspekt ist meiner Ansicht nach ein weiteres
Verbleiben in der Gemeindevertretung nicht mehr möglich”, sagte
SPD-Fraktions-Chef Gerhard Berger (SPD). Es sei allerdings Sache der
PDS, “schnellstens darüber zu entscheiden, um weiteren Schaden von der
Gemeinde Bad Saarow zu nehmen, denn das betrifft uns alle.” Auch Peter
Fischer (Pro Saarow) sagte, Gestewitz müsse alle Funktionen niederlegen.
Wie gestern berichtet, hatte Familie Gestewitz nach der Rückübertragung
ihres Hauses auf einem fast 1400 Quadratmeter großen Seegrundstück an
die Jewish Claims Conference ein Vorkaufsrecht für die Immobilie. Das
kam zur Anwendung, nachdem das Anwesen für 800000 Mark versteigert
worden war. Für diese Summe kauften Gestewitz” “ihr” Haus per
Vorkaufsrecht, um es noch am selben Tag für 1,4 Millionen Mark
weiterzuverkaufen. Bernd Gestewitz hatte am 16. August im Gemeinderat
mit Hinweis auf seinen einstigen Wohnsitz in Saarow-Strand gesagt, er
habe dort 40 Jahre gelebt, “bis uns die Juden rausgeschmissen haben”.
Indessen sagte CDU-Fraktions-Chef Erhard Radzimanowski, er sehe
“Klärungsbedarf in der Gemeindevertretung. Das Thema muss noch mal auf
den Tisch.” Jens Paul (FWS) kündigte eine Stellungnahme für Freitag an.
Bürgermeisterin Gerlinde Stobrawa (PDS) sagte, sie wolle sich erst
äußern, wenn sie mit Dr. Gestewitz geredet habe. Und Wilfried Portius,
Vize-Fraktions-Chef der Saarower PDS, blockte gestern Nachmittag ab:
“Ich kann keine Stellungnahme abgeben, wenn ich den Artikel nicht
gelesen habe.”