JÜTERBOG Zahlreiche Montagsdemonstranten fanden in dieser Woche erneut den Weg vor das Jüterboger Rathaus. Die Organisatoren, das Bündnis gegen Sozialabbau, bedankten sich. Anton Goriseck von der IG Metall begrüßte die Teilnehmer aus Altes Lager, Luckenwalde, Danna, Neuheim, Trebbin und Nordrhein-Westfalen.
“Die Jüterboger sind die hartnäckigsten Montagsdemonstranten in Deutschland”, sagte Michael Maurer vom Bündnis angesichts der nunmehr 21. Demo und wurde dafür bejubelt. Er forderte sogleich alle auf, am Freitag, dem 31. Dezember, erneut auf dem Marktplatz zu erscheinen. Denn um fünf vor zwölf wird der Sozialstaat beerdigt. Gleich im neuen Jahr, am 3. Januar, soll mit der bundesweiten Aktion “Agenturschluss” vor den Agenturen für Arbeit demonstriert werden. Für die Jüterboger ist das Luckenwalder Amt das Ziel des Protestes. “Viele haben Angst. Kommt trotzdem. Es kann nichts passieren, und es wird nichts passieren”, versprach er.
Aber eigentlich soll mit den Demonstrationen erreicht werden, dass die Agenda 2010 verändert und mehr Arbeitsplätze geschaffen werden. Und zwar keine in so genannten Ein-Euro-Jobs. “Die Ziele der Arbeitsmarktreform sind, die Löhne insgesamt und die Renten herunterzufahren, um damit die Profite weniger Leute zu erhöhen”, sagte Michael Maurer. Um dagegen zu kämpfen, seien über 1000 Flugblätter verteilt worden. Er schloss: “Alle vier Jahre können wir wählen gehen. Aber wenn Wahlen etwas verändern könnten, würden sie verboten.” Wie üblich hatte er zuvor heftig die MAZ kritisiert, weil “seit dem 2. Oktober, seit der Großdemo in Berlin, kaum im Lokalteil über die Montagsdemo berichtet wird”.
Auch Maritta Böttcher von der PDS ermutigte, Freitag um 11.55 Uhr vor das Rathaus zu ziehen. Sie nahm Stellung zu den Vorwürfen im Kreistag, dass sie Hartz IV durchpeitschen wolle. “Ich werde alles tun, was aus dem Gesetz herauszuholen ist”, versprach sie den Empfängern von Arbeitslosengeld II. Um das Versprechen zu halten, benötige sie möglichst viele Beispiele von Problemfällen; deshalb bat sie Betroffene um Mithilfe.
Dann schwenkte sie eine Flasche Wein und erklärte: “Der Rote aus Frankreich ist für die Roten in Deutschland.” Aber konkret bekam Udo Weippert von der IG Metall das Präsent, weil er bei den Demos für Ton und Licht sorgt.
Für Lyrik sorgte wieder Rainer Weigt aus Klein Schulzendorf; eine Zeile seines Gedichtes “Schöne Aussichten” lautete: “Manchem dämmert, ab nächste Woche wird′s belämmert.”
Ein Teilnehmer aus Jessen berichtete, dass “wir dort zwei Montagsdemos hingekriegt haben”.
Ilona Copik ging zum Mikrofon, um mitzuteilen, dass sie auf den Artikel in der MAZ, in dem vergangene Woche ihre Situation geschildert worden sei, sehr viel Zuspruch erfahren habe. Auch Weihnachtskarten und Spenden seien gekommen. Sie habe sich sehr über die positive Resonanz gefreut, aber sie nehme Anteil am Schicksal anderer und schilderte, was sie im Fernsehen so bewegt habe, “dass ich nicht schlafen konnte”.