Mit der Infotour 2002, die durch den Landkreis Dahme Spreewald geht, wollen wir einer “Gartenzaunpolitik” die sich nur auf Raum bestimmter Städte oder Bezierke bezieht vorbeugen. Antifaschismus geht alle was an! Wir wollen zum einen in anderen Gegenden unseres Landkreises über linke Politik informieren und und uns selbst ein Bild von der Situation in anderen Städten machen.
Die Homepage zur Tour:
Am 9.2.2002 startete unsere Tour in Lübben. Hier ein Bericht und einiges zur Situation in der Stadt.
Am 9.2.2002 startete die Antifa-Infotour 2002 in Lübben
Von unseren Recherchen her wussten wir dass es Lübben seit einigen Jahren eine überdurchschnittlich hohe Konzentration an Nazis gibt die uns nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen würden. Das bestätigte sich auch schon gleich nach unserer Ankunft. An mehreren Ecken sammelten sich gegen 10 Uhr bereits Gruppen von Nazis an mehreren Stellen rund um den Marktplatz die ihrer Erscheinung nach jedoch eher der “stupiden Szene” zuzuordnen waren. Eben jene die durch Kleidung und Äußerungen lediglich versuchen selbstwert zu vermitteln.
Doch es blieb nicht bei vereinzelten Gruppen. Die Zahl der “interessierten” Nazis stieg schnell auf ca. 30 an. Proportional dazu stieg auch die Zahl der Streifenwagen. Kurz nach 10 Uhr hatten wir dann auch unseren Infostand und die Musikanlage aufgebaut. Und die Bürger zeigten sich sehr interessiert, sogar Bündnisangebote erhielten wir. Viele wissen gar nicht wie stark das Potential an Nazis in Lübben bereits angestiegen ist. “Es ist erschreckend wie viel Potential an Neonazis es hier gibt”, stellt ein Bürger fest und eine Frau fragt rhetorisch: “Warum verbietet man die nicht einfach?”. Aus den Boxen schallte derweilen Musik der Gruppe “Dritte Wahl” mit “Dummheit kann man nicht verbieten”. Ein für recht smart gekleideter Neonazi stellt, während er unseren Stand begutachtet, fest: “Das ist doch nur Provokation, was ihr hier macht”. Warum nehmen sich Nazis immer so wichtig? Durch ihr zahlreiches Erscheinen haben sie uns jedenfalls einen Bärendienst erwiesen: Den Lübbenern wurde ein eindrucksvolles Bild vermittelt. “Da muss man was machen” stellten einige fest. Eine Ladenbesitzerin freut sich dass sich endlich auch alternative Strömungen in Lübben zu entwickeln scheinen. “Diese Typen sind unberechenbar” klagt sie. Viele Jugendliche trauten sich nicht so recht Infomaterial mit zunehmen weil sie darauf hin von Nazis fotografiert wurden.
Dieser Tag hat uns und sicher auch einigen Lübbenern gezeigt wie wichtig es ist eine alternative und tolerant Jugendkultur flächendeckend zu forcieren. Seit ca. 2 Jahren hat sich die organisierte Naziszene aus Königs Wusterhausen nach Lübben zurückgezogen — an diesem 9.2.2002 wurden sie (ihrem aggressivem Verhalten nach zu urteilen) zum ersten mal in ihrer Ruhe gestört — “Und das ist auch gut so”. Wir machen weiter, im ganzen Landkreis Dahme Spreewald.
Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder keine Frage!
Seit einigen Jahren hat sich Lübben mehr und mehr zu einer Art Sammelpunkt für Neonazis entwickelt.
Der 1997 gegründete NPD-Kreisverband organisierte seit seiner Gründung mehrere Saalveranstaltungen u.a. auch in Lübben bei den u.a. so prominente Nazigrößen wie Christian Worch und Steffen Hupka, Wolfgang Juchem, Herbert Schweigert, und Frank Rennicke teilnahmen. Wanderjugend Gibor1997/98 tauchten Aufkleber des Hagal-Bundes und der Deutschen Wanderjugend auf.
Seit einiger Zeit organisiert sich der NPD-Kreisverband Spreewald zumindest per Postfach direkt in Lübben. Dieser Kreisverband organisiert seit geraumer Zeit so genannte „Heimat-Wanderungen“, regelmäßig stattfindende Schulungsveranstaltungen und jährlich die so genannte „Reichsgründungsfeier“ welche dann meist in Friedersdorf abgehalten wird.
Schon im Jahre 2000 kündigte die Sparkasse D. Sprw. ein Konto des NPD-Kreisverbandes Spreewald in Lübben.
Die Konzentration der Rechtsextremisten begann jedoch erst Mitte 2001, so der da amtierende Polizeirat „Tänzer“ gegenüber der Berl. Morgenpost. „Interessant ist die Tatsache, dass sich die NPD von Leuten aus der Gewaltszene in KW zurückzieht und ihre Aktivitäten in die Südregion des Landkreises und die Kreisstadt Lübben verlegt“, so Tänzer in einem Interview im Mai 2001