Der folgende Text wurde von a href=“http://de.indymedia.org/2005/08/124319.shtml”>Indymedia kopiert.
Am Wochenende fand in Strausberg bei Berlin eine “Freiwillige Feldbefreiung” statt. Ein massives Polizeiaufgebot mit mehreren Hundertschaften sowie Reiterstaffel, Räumpanzer, Hubschrauber und bissigen Hunden schützte das Genmaisfeld und verteilte Platzverweise. Trotzdem gelang es, 600 Quadratmeter des Genmaisfeldes platt zu machen.
“Es geht um sehr viel”, meinte einer der Organisatoren, Michael Grolm, Imker aus Süddeutschland. Deshalb waren auch viele AktivistInnen von weit her angereist, aus Frankreich, Österreich und der Schweiz.
Einige ältere AktivistInnen hatten seinerzeit gegen Pershing-Raketen mit atomaren Sprengköpfen in Mutlangen und gegen Atomkraft im Wendland protestiert. Für sie ist die Gentechnik eine zerstörerische Technologie wie die Atomtechnik, denn radioaktives Plutonium strahlt 300000 Jahre weiter.
Gentechnik ist eine Risikotechnologie
<p<
Die Folgen von Gentechnologie kennt niemand, unerwartete Nebenwirkungen kann keine/r ausschließen. Gene aus Bakterien und Viren werden in Pflanzen hineinmanipuliert, um diese unempfindlich gegen Insektenfraß oder Chemikalien zu machen. Das Erbgut ist jedoch komplex und weitgehend unerforscht. Einzelne Gene beeinflussen häufig mehrere Eigenschaften einer Pflanze. Bei gentechnischen Experimenten können weder der Ort, wo das Gen eingebaut wird, noch die Anzahl der eingebauten Kopien noch die Wechselwirkungen mit anderen Genen gezielt gesteuert werden.
Gen-Pflanzen beachten keine Ackergrenzen. Einmal in die Umwelt ausgesetzt, sind sie nicht mehr rückholbar und übertragen ihre Eigenschaften durch Pollenflug oder Insekten auf herkömmliche Pflanzen. In Kanada hat sich Gen-Raps fast flächendeckend ausgebreitet, so dass ÖkobäuerInnen ihren Raps-Anbau aufgeben mussten.
Auch der Blütenstaub des Gen-Mais wird durch die Pollen auf andere Pflanzen uebertragen (Auskreuzung) und verschmutzt anliegende Felder genetisch. Ausserdem gefährdet der Pollenflug die Raupen von Schmetterlingen.
<p<
Gen-Mais 810 von Monsanto
Der in Strausberg bei Berlin angebaute Genmais heißt MON 810 des US-Konzerns Monsanto. Dem gentechnisch veränderten Mais ist im Labor Erbsubstanz eines Bodenbakteriums eingesetzt worden, des Bacillus thuringiensis (Bt). Die gentechnisch veränderten Pflanzen produzieren daher fortwährend ein Gift. Diese Bt-Toxine töten die Larven des Maiszünslers, wenn sie von der Maispflanze fressen. Das Gift wirkt aber nicht nur auf die Maiszünsler- Raupen tödlich, sondern auch auf nützliche Insekten. In Laborversuchen starben auch die Raupen des Tagpfauenauges. Ebenso kann es auch Bodenlebewesen treffen.
Mais ist eine der wichtigsten Pflanzen auf den Feldern in Deutschland: Er wird auf 1,7 Millionen Hektar in Deutschland angebaut, das sind rund zehn Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Seit 1998 wurden kleinere Mengen Genmais angebaut, 2005 wird erstmals auf größeren Flächen in Deutschland angebaut, da die EU das Moratorium aufgehoben hat.
Genfraß
Der US- Saatgutmulti Monsanto liefert 90 Prozent aller weltweit angebotenen Gen-Pflanzen und ist wirtschaftlich vom Verkauf der Gen-Saaten abhängig. 80 Prozent der weltweit angebauten Gen-Pflanzen landet in den Futtertrögen von Kühen, Schweinen und Hühnern. Eine Kennzeichnung für Fleisch von Tieren die mit Genmais gefüttert wurden besteht entgegen dem mehrheitlichen Wunsch der Menschen nicht, 94 Prozent der VerbraucherInnen in Deutschland wünschten sich laut einer Emnid-Umfrage vom Dezember 2004 eine Kennzeichnung für tierische Produkte. Monsanto bekämpft die gentechnikfreie Landwirtschaft und will nur noch patentgeschützte Saaten, um mit den Gebühren für Gen-Saatgut Profit zu machen. Weltweit kauft der Konzern im großen Stil Saatgutfirmen auf. LandwirtInnen, die keine Gebühren zahlen wollen, werden von Monsanto juristisch verfolgt.
Der kanadische Landwirt Percy Schmeiser wurde 1998 von Monsanto beschuldigt, unrechtmäßig Roundup-Raps angebaut zu haben. Der Konzern forderte daraufhin Lizenzgebühren von rund 90000 Euro. Schmeider hielt dagegen, daß der Gentech-Raps auf seinen Feldern von seinem Nachbar stamme. Im Mai 2004 entscheid das höchste kanadische Gericht mit fünf zu vier Stimmen zu Gunsten von Monsanto und dem Raps-Patent. Doch in einem Punkt gab das Gericht Schmeiser Recht: Der Ladnwirt muß die von den unteren Gerichten verhängte Strafe und auch die Lizenzgebühren nicht bezahlen.
Nebst Monsanto, der eine Monopolstellung innehat, befindet sich der Markt für gentechnisch verändertes Saatgut in den Händen von sechs Agrochemiekonzernen: den US-Konzernen DuPont Pioneer und Dow, Syngenta (Schweiz) und den deutschen Konzernen Bayer CropScience und BASF. Auf dem Markt für transgenes Saatgut — inklusive den dazugehörigen Pflanzenschutzmitteln — wurden im Jahr 2002 drei Milliarden US-Dollar Umsatz erzielt. Nachdem Monsanto einige Jahre gegen den Bankrott gekämpft hat, ist das Unternehmen bislang das einzige, das mit Gentechnik schwarze Zahlen schreibt. Monsanto erwirtschaftet einen Drittel seines Umsatzes mit Gentech-Saatgut, die anderen zwei Drittel im Wesentlichen mit dem Verkauf von Agrochemikalien. Das Pflanzenschutzmittel Roundup von Monsanto ist heute das meistverkaufte weltwelt. Berühmt und berüchtigt wurde der US-Konzern übrigens während des Vietnamkrieges: Monsanto war eines der Unternehmen, die sich an Entwicklung und Produktion des dioxinhaltigen Entlaubungsmittels Agent Orange beteiligten.
Die Landwirtschaft braucht hierzulande kein Bt-Mais. Es gibt Alternativen zur Gentechnik. Silomais wird so früh gehäckselt, dass sich die Raupen noch gar niucht richtig entwickelt haben. Durch das Häckseln der Erntereste und tieferes Pflügen kann ein Pflanzenbefall vermieden werden. Eine gute Fruchtfolge hilft immer. Mit der Schlupfwespe Trichogramma kann der Maiszünsler biologisch bekämpft werden. Der Gen-Mais MON 810 schützt zudem nur vor dem Maiszünsler, und nicht vor neuen Schädlingen wie dem Maiswurzelbohrer.