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Gegen den Naziladen mitten in Hennigsdorf

Antifaschis­tis­che und anti­ras­sis­tis­che Demonstration

Sam­stag, 17. Sep­tem­ber / 15 Uhr / Hen­nigs­dorf / Bahnhofsvorplatz

In Hen­nigs­dorf existiert seit eini­gen Jahren das Geschäft „On the Streets“, das Pro­duk­te verkauft, die ein­deutig der recht­en Szene zuzuord­nen sind — unter anderem T‑Shirts, deren Vorder­seite mit einem Bild und dem Schriftzug „Die braunen Stadt­musikan­ten“ bedruckt ist, auf der Rück­seite prangt das Wort „Nazialarm!“.

Nazi — Musik — CDs gibt es von „Aggres­sor“ über „Foier­stoss“, „Kraftschlag“, „Landser“, “Spreegeschwad­er“ bis „Zer­stör­er“, um nur einige zu nen­nen. Alle sind ein­schlägig bekan­nte Neon­az­ibands. Auch Stiefel, Fah­nen und Aufnäher gehören selb­stver­ständlich zum Sortiment.
Hin­ter diesem Geschäft steckt eine zen­trale Fig­ur der Recht­srock­szene: Alexan­der Gast. Er ist der Front­mann der Naz­iband “Spreegeschwad­er” und seit 2003 Inhab­er des „On the Streets“. “Spreegeschwad­er” sind mehrfach als Vor­band von “Landser” aufge­treten; let­ztere wur­den mit­tler­weile als krim­inelle Vere­ini­gung eingestuft und ver­boten — ihr Front­mann Michael Regen­er alias “Lunikoff” sitzt für drei Jahre und vier Monate im Gefängnis!
Die Naz­iband “Spreegeschwad­er” wurde 1994 gegrün­det, die erste CD wurde auf dem Hammerskin[1] Label Hansere­cords veröf­fentlicht. Neben weit­eren eige­nen Veröf­fentlichun­gen beteiligten sich die Berlin­er mit Liedern an ver­schiede­nen nationalen und inter­na­tionalen Sam­plern, z.B. für Blood & Honour[2] Frankre­ich oder dem kür­zlich erschiene­nen „Hier tobt der Bär“ von „Panzer­bär Records“. Außer­dem brachte Alexan­der Gast ein Solo-Album namens „Spir­it of 88 — White Pow­er Skinheads“[3] her­aus, welch­es auf­grund ein­er Indizierung durch die Bun­de­sprüf­stelle für jugendge­fährdende Schriften erst entschärft wer­den musste. Zur Zeit engagiert sich Spreegeschwad­er für die NPD (eine Live-DVD von Spreegeschwad­er wurde auf einem Konz­ert des NPD-Lan­desver­ban­des Sach­sen aufgenommen). 

“Spreegeschwad­er” ver­fügt über Kon­tak­te über die Lan­des- und Bun­des­gren­zen hin­aus und muss als fes­ter Bestandteil der deutschen und inter­na­tionalen Neon­aziszene betra­chtet wer­den. Im Zusam­men­hang mit dem Straftatbe­stand der Volksver­het­zung im Umfeld von “Spreegeschwad­er” hat es im „On the Streets“ am 14.12.2004 eine Haus­durch­suchung gegeben, bei der 3 Umzugskar­tons mit ver­botete­nen CDs beschlagnahmt wurden. 

Durch dieses Geschäft gibt es in Hen­nigs­dorf einen recht­en Tre­ff­punkt, zu dem Nazis aus Hen­nigs­dorf und aus weit­er ent­fer­n­ten Orten kom­men. Zur Stammkund­schaft zählen auch die Mit­glieder der Kam­er­ad­schaft “Freiko­rps” aus Falkensee. Diese wurde als ter­ror­is­tis­che Vere­ini­gung ver­boten, nach­dem ihnen ca. 10 Bran­dan­schläge auf Imbisse von Immi­gran­tInnen im Osthavel­land nachgewiesen wer­den kon­nten. Der Kam­er­ad­schafts­führer sitzt im Gefäng­nis, alle anderen Mit­glieder wur­den zu Bewährungsstrafen verurteilt, und gehören auch nach dem Ver­bot von “Freiko­rps” weit­er­hin zur Stammkund­schaft des “On the streets”. 

Aber auch Jugendliche, denen Hen­nigs­dorf nichts Kul­turelles zu bieten hat, schauen ein­fach mal vor­bei und ger­at­en so in die rechte Szene . 

Staatlich­er und alltäglich­er Ras­sis­mus in Hennigsdorf

Doch das größte Prob­lem ist dieser Laden für die Asyl­be­wer­berIn­nen, die in Hen­nigs­dorf leben. Sie haben es im Asyl­be­wer­berIn­nen­heim Stolpe-Süd ohne­hin schon nicht leicht: Auf einem von Stachel­draht umzäun­ten Gelände mit patrouil­lieren­den Secu­ri­ties wohnen sie gemein­sam in grauen Beton­klötzen, 300 Men­schen aus 120 Natio­nen, auf der Suche nach Asyl vor poli­tis­ch­er Ver­fol­gung, Beschnei­dung und Mord­dro­hun­gen. Obwohl men­sch das Ort­sein­gangss­child von Berlin vom Heim aus sehen kann, dür­fen sie die Lan­des­gren­ze nach Berlin nicht über­schre­it­en, die Residenzpflicht[4] ver­bi­etet ihnen, den Land­kreis Ober­hav­el zu ver­lassen. Neben 50 ? Bargeld pro Monat bekom­men die Asyl­be­wer­berIn­nen Essensgutscheine, die sie nur in bes­timmten, rel­a­tiv teuren Läden ein­lösen kön­nen, ohne das Wech­sel­geld zurück zu erhalten. 

Rechter Ter­ror auf Hen­nigs­dorfs Straßen

Erschw­erend ist, dass das Asyl­be­wer­berIn­nen­heim so am Ort­sein­gang liegt, dass die Asyl­be­wer­berIn­nen Hen­nigs­dorf sel­ber nur über eine Brücke erre­ichen kön­nen. An der ersten Kreuzung nach der Brücke befind­et sich der Naziladen „On the Streets“, so dass die Asyl­be­wer­berIn­nen dazu gezwun­gen sind, täglich diesen Tre­ff­punkt der Naziszene zu passieren. Dabei kommt es sehr häu­fig zu mas­siv­en ras­sis­tis­chen Pöbeleien seit­ens der Nazis, es sind auch schon Flaschen und Steine auf Asyl­be­wer­berIn­nen gewor­fen wor­den, teil­weise aus vor­beifahren­den Nazi — Autos. Der Name des Naziladens “On the Streets” — d.h. auf den Straßen — ist also Pro­gramm: von hier ter­ror­isieren Neon­azis alle, die nicht in ihr Men­schen ver­ach­t­en­des Welt­bild passen. 

Auch anson­sten stellen die Nazis wie über­all anders auch hier eine Gefahr für Ander­s­denk­ende und Aus­län­derIn­nen dar, 2003 warf ein Neon­azi zwei Molo­tow­cock­tails in einen türkischen Imbiss­stand, oft kommt es zu Belei­di­gun­gen und Über­grif­f­en. Ständig dröh­nt laute, recht­sex­treme Musik aus den Fen­stern. Für Aus­län­derIn­nen, Linke oder ein­fach nicht-rechte Bürg­er gibt es, abge­se­hen von teuren Restau­rants und Pri­vat­woh­nun­gen, keinen Treffpunkt. 

So kann es nicht weitergehen! 

Schön­er leben ohne Nazilä­den! „On the Streets“ dichtmachen!
Gegen Res­i­den­zpflicht, Gutschein­sys­tem und Abschiebung! [Stop Ger­man Racist Laws! Dépor­ta­tion? Abo­li­tion!!!] Für ein soziokul­turelles, selb­stver­wal­tetes Zen­trum in Hen­nigs­dorf! Kommt alle zur Demo!

Kundge­bung vor dem Asyl­be­wer­berIn­nen­heim mit Bands und DJanes:
Rakatak (Per­cus­sion, Berlin), Scheuch (Anar­chopop, Hen­nigs­dorf), Irie Révoltés (HipHop, Ska, Reg­gae / Heidelberg,Mannheim); alle angefragt
DJ Serge (Reg­gae, Lati­no, Musique Africaine)
Spe­cial Guests: Spreegeschwafel (Satire­punk, …)

[1] Ham­mer­skins: Recht­sex­tremes Net­zw­erk der Nazi — Skin — Szene; Nationale Organ­i­sa­tio­nen in Europa, Nord- und Südameri­ka; nach eige­nen Darstel­lun­gen ein “weißer, ras­sis­tis­ch­er, arisch­er Män­ner­bund”; kon­spir­a­tiv organ­isiert; Über­schnei­dun­gen mit der inter­na­tionalen recht­ster­ror­is­tis­chen Szene 

[2] Blood & Hon­our: (dt.: Blut und Ehre); Recht­sex­tremes Net­zw­erk der Nazi — Skin — Szene; agiert wesentlich öffentlich­er als Ham­mer­skins; in Deutsch­land als recht­ster­ror­is­tis­che Vere­ini­gung ver­boten; aktiv in Europa und Ameri­ka, außer in Deutsch­land über­all legal; auch hier Über­schnei­dun­gen mit der inter­na­tionalen recht­ster­ror­is­tis­chen Szene 

[3] “Spir­it of 88”: (dt.: Geist von 88); “88” ste­ht in der Naziszene für “Heil Hitler”, da H der 8. Buch­stabe des Alpha­bets ist; d.h.: “88” gle­ich “HH” gle­ich “Heil Hitler”. Der Code wird ver­wen­det, da der Hit­ler­gruß in vie­len Län­dern ille­gal ist, sich die Zahl “88” jedoch schw­er ver­bi­eten läßt. 

[4] Res­i­den­zpflicht ist ein deutsches Gesetz, dass es Asyl­be­wer­berIn­nen ver­bi­etet, den Land­kreis, in dem ihre Unterkun­ft ste­ht, zu ver­lassen. Es stellt eine schwere Schikane im All­t­agsleben der Asyl­be­wer­berIn­nen dar. Flüchtling­sor­gan­i­sa­tio­nen fordern seit Jahren die Abschaf­fung dieses mit der UN Char­ta der Men­schen­rechte unvere­in­baren Geset­zes. [Wir auch!] 

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