Trotz schlechten Wetters fanden sich am gestrigen Samstag Nachmittag etwa 400 Menschen am Potsdamer Hauptbahnhof ein, um unter dem Motto “Wake up” gegen ein zunehmendes Naziproblem in Potsdam zu demonstrieren. Veranstaltet wurde die Demonstration von der autonomen antifaschistischen Linken Potsdam (aalp) sowie dem Brandenburger Verein der Verfolgten des Naziregimes — Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA).
Ziel der Demonstration war einerseits, auf das Erstarken rechter Strukturen hinzuweisen, andererseits zu einer Selbstorganisation antifaschistischer Kräfte aufzurufen. Die Stadt sowie zuständige Behörden bleiben passiv, wenn es um die Bekämpfung des Naziproblems geht. Somit war die Aufforderung, diesem auf allen Ebenen mit Widerstand zu begegnen, stets präsent. Interessierten Bürger_innen wurde die Möglichkeit geboten, sich am Rande des Aufzuges zu den Themen rechte Ideologie und Strukturen zu informieren.
Auf der Route, die vom Zentrum-Ost durch die Stadtteile Babelsberg, Schlaatz und Waldstadt führte, wurde auf drei Zwischenkundgebungen aktuelle Entwicklungen der Potsdamer Naziszene ebenso thematisiert wie sich häufende Übergriffe auf Linksalternative und Migrant_innen. Dies war etwa in Babelsberg der Fall. Hier kam es in den letzten Jahren schwerpunktmäßig zu politisch motivierten Angriffen auf Menschen, die dem rechten Weltbild nicht entsprechen. Am Asylbewerber_innenheim Schlaatz wiesen die Redner_innen auf rassistisch motivierten Gewalttaten der Nazis hin und solidarisierten sich mit den Betroffenen. Einige Bewohner_innen des Heims gesellten sich schließlich zu der Demonstration und nahmen an ihr bis zum Ende teil.
Die Abschlusskundgebung, welche in Potsdam-Waldstadt stattfand, bildete einen kraftvollen Abschluss zu der gesamten Demonstration. Einzelne Nazis, die sich dort zum Zweck der Provokation eingefunden hatten, wurden von der Polizei des Platzes verwiesen.
Wie notwendig ein offensiveres Vorgehen gegen Nazis ist, machte an diesem Tag eine weitere Provokation dieser deutlich: aus Magdeburg anreisende Antifaschist_innen trafen erst gegen 16 Uhr in Potsdam ein, da die Bahngleise auf der Strecke zuvor von Nazis beschädigt worden war.