Hennigsdorf — Im brandenburgischen Hennigsdorf am Oder-Havel-Kanal (Oberhavel) tut sich einiges. Nun sind die Besetzer_Innen eines Gebäudes der alten “Wäscherei” in Hennigsdorf schon den vierten Tag im Gebäude. Die Aussenfassade wurde weiß gestrichen, das Haus wird entrümpelt, Toiletten, Küche, Schlafräume wurden eingerichtet, es wurden schon erste Sanierungsarbeiten angefangen. Die Stimmung ist gut und die meisten Anwohner sind sehr solidarisch, Nazis machen sich trotz ihrer Gefährlichkeit Lächerlich. Ein kurzer Abriss der letzten vier Tage.
Am ersten Tag kamen erst nur mäßig Unterstützer_Innen ausserhalb von Hennigsdorf und die Polizei/ Stadt duldete erstmal die Besetzung.
Einen bisher andauernden Mobilisierungsschub von Unterstützer_Innen löste eine Angriffswelle abends gegen viertel zehn von etwa 30 Neo-Nazis, zum Großteil vermummt, mit Schlagstöcken und Leuchtspurmunition bewaffnet aus. Diese Angriffswelle dauerte bis zu einer dreiviertel Stunde an (in der sich auch die Polizei zurückzog und den Nazis ein rechtsfreien Raum im Kampf gegen Linke bot). Die Nazis hatten nicht mit dem starken Widerstand der Hennigsdorfer_Innen gerechnet und so zogen sie sich zurück, während es auf unserer seite keine Verletzten gab.
An dem Abend kamen unendlich viele Antifaschist_Innen nach Hennigsdorf um den Nazis nicht das neu-besetzte alternative Jugendzentrum zu überlassen. Die Stimmung war sehr gut, doch Nazis sah man am Mittwoch Abend nicht mehr. Das Aufgebot der Antifas wirkte auf die Bürger wohl sehr martialisch.
Dennoch lauerten Nazis einen vermeintlich Linken auf und prügelten die Person ins Krankenhaus.
Nur unsere Spreegeschwader-Gartencenter-Lieferwagen Fraktion konnte sich nicht im Zaum halten und wollte mit ihren Autos die Stadt neu vermessen.
Die Polizei zog irgendwann ihre Kräfte zurück und beschränkte sich auf Streifen.
Am Donnerstag waren wieder viele Untertützer_Innen da, nun bewachte die Polizei die Aus- und Eingänge, hatte aber nach eigenen Aussagen Schwierigkeiten links und rechts Äusserlich auseinander zu halten. Nachdem sie um die Mittagszeit herum das Gelände umstellt hatten und Räumung drohten zogen sie wieder zurück. Die Stadt ließ Sperren aufstellen die sie einen Tag später wieder entfernte. Interessanterweise trafen sich wieder die Nazis am “On the Streets”, angeblich sei ein Lauti der Nazis aus Mecklenburg da und angeblich auch Nazis aus Potsdam, Oranienburg und Neuruppin. Auf die unsrige Seite des “Bahndammes” kamen sie aber nicht und die Polizist_Innen sahen uns als das eigentliche Problem an und verniedlichten die Nazis als “die Anderen”.
Bis auf die übliche Autofahrerei der Nazis blieb aber alles ruhig, obwohl es angeblich immerwieder “Angriffsankündigungen” gab.
Am Freitag fanden einige Antifas den Namen “On the Streets” nicht mehr zeitgemäß, da trotz Dorfbuschfunk Angriffsankündigungen wieder nicht passierte. Sie sollten wohl als “On the cellar” oder “In the House” betitelt worden seien.
Als eine Gruppe von sage und schreibe Acht Antifas zum Hennigsdorfer Bahnhof ging Bemerkten sie halb im Tunnel drin eine etwa gleichgroße Gruppe “Autonomer Nationalisten” oder auch “Anti-Antifa”-Aktivistinnen und Aktivisten. Bevor man überhaupt an sie rankam waren sie auch schon wieder weg. Später waren noch ein paar Jugendliche des Conne Island da, die ihren unmut verbal zum Ausdruck brachten und heute inspizierten schon ältere Besucher desselbigen das Gelände…
Die Bevölkerung ist sehr solidarisch, findet größtenteils gut was getan wird, unterstützt finanziell, materiell und moralisch diese Besetzung. Migrantische Jugendliche sollen sogar zueinander gesagt haben: “Heut verprügeln wir zusammen mit den Punks die Scheiß Nazis!” pöbelten später aber unentschlossener Weise (vermutlich aufgrund fehlender Nazis) doch Linke, halb spasseshalber, an. Russische Aussiedler greifen auch nicht mehr offen Linke an. Es ist also meiner Meinung ein signifikanter Stimmungswechsel zu beobachten.
Dennoch sind in der teilweise temporär Nazibefreiten Zone Hennigsdorf immernoch die Nazis unterwegs und planen Aktionen gegen das Alternative Jugendzentrum. Eine ihrer letzten Ideen war eine Besetzung für ein “Nationales Jugendzentrum” usw usf.
Der Bürgermeister will das die Jugendlichen ohne großes Aufsehen einfach ihr Vorhaben aufgeben, damit sich angeblich die Verhandlungsbasis der Jugendlichen verbessere. Die Bevölkerung spricht von uns schon als “Nachbarn” und die Stadt habe es ja sowieso 15 Jahre lang zerfallen lassen…
Die Auseinandersetzung mit Polizei und Ordnungsamt ist zur Zeit so kooperativ und deeskalativ wie es nur geht, es wird teilweise polizeilich Interessierten der Besuch untersagt und Platzverweis geahndet oder vermeintlichen Antifas ihre Spielzeuge geklaut…
Ganz so langweilig ist es dennoch nicht und es wird dringend um Unterstützung gebeten. Also wenn ihr ein paar Stunden nichts zu tun habt FAHRT NACH HENNIGSDORF!!!
Gerüchtehalber soll es heut gar ein Konzert geben. Essen und Trinken könnt ihr mitbringen, braucht ihr aber nicht unbedingt…
Also unterstützt den Kampf für ein nazifreies Jugendzentrum in Hennigsdorf.