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Angriff auf Antifas vor Gericht

INFORIOT – Am Don­ner­stag wurde am Amts­gericht Frankfurt/Oder die Ver­hand­lung gegen fünf ein­schlägig bekan­nte Neon­azis eröffnet. Den Angeklagten Andreas Bres­sel, Mario Lenz, Jon­ny Schmidt, Mario Schreiber sowie Tobias Wein­berg wird der Angriff auf vier Antifaschist_innen während eines NPD-Info­s­tands am 1. April 2006 in der Frank­furter Innen­stadt zur Last gelegt. Offen­bar mit dem Schutz des Standes betraut, hat­ten sie zusam­men mit anderen Per­so­n­en aus dem Umfeld der Hooli­gan-Grup­pierung FCV (mehr) ihre Opfer zunächst umringt, sie belei­digt und schließlich mit Trit­ten und Schlä­gen attack­iert. Als ein­er der Ange­grif­f­e­nen sich in eine nahe gele­gene Aldi-Fil­iale in den Lenné-Pas­sagen flücht­en wollte, ver­fol­gte ihn ein Teil der Gruppe. Im Markt wurde er zu Fall gebracht, mit Reiz­gas ange­grif­f­en und durch weit­ere Fußtritte verletzt.

Der Prozess, der unmit­tel­bar nach seinem Beginn für ein Rechts­ge­spräch zwis­chen Anwält_innen, Staat­san­walt und Rich­terin für eine halbe Stunde unter­brochen wurde, hielt nur wenige Über­raschun­gen bere­it: Die Beschuldigten ver­weigerten zunächst jede Aus­sage. Die Ver­hand­lung wurde mit der Vernehmung der Geschädigten sowie weit­er­er Zeug_innen fort­ge­set­zt. Der Tather­gang wurde rekon­stru­iert, wobei vor allem die Angeklagten Wein­berg, Schreiber und Bres­sel schw­er belastet wur­den. Während erster­er einen Antifaschis­ten bedrängte und ihn zum Zweikampf her­aus­forderte, griff Schreiber mit Fußtrit­ten in das Geschehen ein. Bres­sel, der Per­so­n­en aus der Gruppe bere­its im Vor­feld der Tat belei­digt hat­te, attack­ierte schließlich einen der Geschädigten mit Reizgas.

Eben­so wenig über­raschend wie das anfängliche Schweigen der Angeklagten waren schließlich auch die – zum Teil ver­weigerten – Aus­sagen weit­er­er bei der Tat und in deren Umfeld anwe­sender Rechtsextremist_innen. Der in einem abge­tren­nten, aber noch nicht recht­skräfti­gen Ver­fahren für die selbe Tat nach Jugend­strafrecht zu 2 Jahren auf Bewährung verurteilte Tom­my Keller äußerte sich wie seine Ehe­frau Jen­nifer nicht zu dem Angriff­s­geschehen. Bei­de sehen sich derzeit einem weit­eren Ver­fahren gegenüber, in dem ihnen gemein­schaftliche Nöti­gung, Bedro­hung und Kör­per­ver­let­zung vorge­wor­fen wird. Sie hat­ten eine Gruppe von Per­so­n­en ange­grif­f­en, die im Novem­ber 2006 gegen das soge­nan­nte Heldenge­denken in Seelow protestieren wollte (mehr). Auch die als Zeu­gen gelade­nen Tim Weiche und Chris­t­ian Riemer, eben­falls bekan­nte Neon­azis, behaupteten, nichts von dem eigentlichen Geschehen nahe des Info­s­tands der NPD mit­bekom­men zu haben. Bei­de waren beschuldigt, an dem Angriff beteiligt gewe­sen zu sein. Das Ver­fahren gegen Riemer ist eingestellt wor­den, Weiche saß neben Keller auf der Anklage­bank, wurde allerd­ings frei gesprochen.

Dass die Angeklagten fest in der Neon­aziszene ver­ankert sind, zeigt das Auftreten des seit Jahren in der
Szene aktiv­en Rechts-Anwalts Wol­fram Nahrath als Vertei­di­ger von Andreas Bres­sel. Der aus dem Rhein­land stam­mende und mit­tler­weile in Berlin prak­tizierende Jurist war, wie bere­its sein Vater in gle­ich­er Posi­tion vor ihm, von 1991 bis zu deren Ver­bot 1994 Vor­sitzen­der der Wik­ing-Jugend. Das NPD-Mit­glied vertei­digt seit Jahren immer wieder Neon­azis in zum Teil spek­takulären Prozessen.

Viele im Gerichtssaal Anwe­sende, sowohl
auf der Anklage­bank als auch auf den
Zuschauer­rän­gen, tru­gen Klei­dung der
Marke Thor Steinar. Schon das ist ein deut­lich­er Hin­weise, dass sich die
Angeklagten im recht­sex­tremen Spektrum 

bewe­gen
und sich auch vor Gericht zu diesem bekennen.

Mit ein­er Urteilsverkün­dung ist für den näch­sten Prozesstag zu rech­nen. Das Ver­fahren wird mit der Vernehmung von weit­eren drei Zeu­gen am 5. Juni um 9:00 Uhr im Amts­gericht Frankfurt/Oder fortgesetzt.

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