Festivalticket: 5,- EURO für alle Veranstaltungen
Seit geraumer Zeit hängen in Cottbus weiße Briefkästen mit der Aufschrift “Anonyme
Kunst”. Wir riefen dazu auf künstlerisch aktiv zu werden, und uns die Ergebnisse
anonym zukommen zu lassen. Der Grundgedanke dabei war, die momentane Situation, die
alle künstlerischen Bereiche betrifft, zu thematisieren. Diese zeichnet sich dadurch
aus, dass Kunst in ihrem Wert, abhängig vom Künstler ist. Dabei wird der Name
bezahlt und nicht die Kunst als Solche. Mit dem Thema, welches in diesem Jahr dem
Projekt vorangestellt wurde, soll genau das umgekehrt werden. So soll die Kunst im
Vordergrund stehen und auch nur die Kunst bewertet werden. Das Interesse des
Betrachters/Konsumenten soll durch die Anonymität ausschließlich der Kunst gewidmet
sein. Der Verlust des Focus auf den Namen eines Künstlers ermöglicht eine breitere
und unvoreingenommenere Sichtweise.
Andererseits folgen wir mit unserem Motto “Anonyme Kunst” auch einem Trend. In einer
Zeit, in der jeder versucht sich zu profilieren, entsteht in der Masse der
Individuen eine neue Anonymität. Eine Veranstaltung, bei der alle Künstler anonym
sind, könnte diese Wahrnehmung bestätigen.
Das Ergebnis ist nun ein Festival, das sich über 2 Tage und 6 Orte ausstreckt. Neben
Skulpturen und Malerei in der Galerie Fango, Rauminstallationen im Chekov, anonym
gelesenen Texten im piccolo, Videos in der Zelle79, einem anonymen Theaterstück in
der bühne 8, wird es auch an zwei Tagen anonyme Livemusik im Fragezeichen geben.
Programm
12.11.
19.00 Uhr Eröffnung in der Galerie Fango
Nach Monate langer Planung, Diskussionen und Arbeit wird heute präsentiert, was über
Wochen anonym abgegeben wurde. In der Galerie Fango kann man Bilder und Skulpturen
unbekannten Ursprungs musikalisch untermalt betrachten, begutachten und kritisieren.
20.30 Uhr Theaterstück in der Bühne 8
“Von Bären und Bäumen” ein Theaterschnipsel hinter einer Leinwand, also ein Stück
Schattentheater. Musikalisch bewegt, durch Schwarzweiß anonymisiert, im Kopf
coloriert. Im Anschluss wird es eine Zauberschow eines anoynmen Magiers geben. In
der Galerie der Bühne wird das eingesandte anonyme Textmaterial durch eine Maschine
weiterverarbeitet.
22.00 Uhr Anonyme Livemusik im Fragezeichen
Der Moment in dem die Bilder plötzlich verschwimmen. Die Wolken jagen über den
Himmel, und man sieht Häuser fast schwankend. Atemlos dreht man sich um sich selbst,
bis man nach hinten umkippt. In den Straßen bewegt sich der Verkehr, und die Lichter
werden in der Abenddämmerung zu Flächen, Wind kommt auf und kühlt ab. Am Strand
überschlagen sich die Wellen, reißen einen mit. Für Sekunden fehlen der Welt die
klänge, bewegt sich alles wie von selbst in Zeitlupe, dann bricht die Sonne durch
die Wolken, und der Wind trägt einen vorwärts. Die Musik dieser Bands als Soundtrack
dazu. Als Klangbild zum Bewegt sein, postrockend zwischen ruhig und krachend,
sprachlos und mitreißend. Zwei Bands live auf der Bühne — für den Betrachter
trotzdem unsichtbar. Ein audio-visuelles Erlebnis, entspannend und zugleich
bombastisch und einnehmend.
13.11.
12.00 Uhr Frühstück in der Zelle 79
ab 13.00 Uhr Video + Videoinstallation in der Zelle 79
ab 13.00 Uhr Installationen im Chekov
Rauminstallation 1: Thema: Vergänglichkeit — Menschen, Träume, Eindrücke des Lebens
und das Verblassen der Spuren dieser
Rauminstallation 2: Thema:
Rauminstallation 3: Thema: was bleibt nach der Reduktion des Künstlers von der Kunst
übrig? Welche Verantwortung übernimmt der Betrachter?
sonst Barbetrieb (vielleicht Glühwein)
15.00 Uhr Diskussion “Anonyme Kunst?”
im Vorfeld des Festivals sind einige Diskussionspunkte entstanden, die das Vorhaben
anonym Kunst zu präsentieren in Frage stellen. Ein wichtiger Punkt dabei, war die
Frage nach der Verantwortung, der sich die Künstler entziehen. Wer übernimmt also
die Verantwortung, was machen wir mit dem Erfahrenen und wohin führt dieser Weg, der
Anonymisierung?
Eine andere Frage wurde mit der Idee zum Festival formuliert: “In wie weit nehmen
wir Kunst sowieso schon anonym war?” Das Festival soll als ein Versuch betrachtet
werden, dessen Ergebnis wir hier diskutieren wollen.
18.00 Uhr Galerie fango
Ausstellung mit musikalischer Untermahlung
19.30 Theaterstück in der Bühne 8
“Von Bären und Bäumen”
21.00 piccolo Lesebühne
anonyme Lesung anonymer Texte
23.00 fragezeichen band + elektro + dj
Der Begriff Kunst hat in den letzten Jahren viel Leid erfahren! An diesem Abend
laden verschiedene anonyme Musiker ein, den Begriff Kunst mal aus einem anderen
Blickwinkel zu betrachten. Es geht um Musik die der vorgeprägten Masse sonst
vorenthalten bleibt. Zumeist obskure elektronische Klänge angereichert mit
mystischen Tonexperimenten werden an diesem Abend geboten. Musik die mal
nachdenkliche Geschichten erzählt, mal völlig außer Kontrolle gerät, Kunst die mal
ruhig und geordnet mal abstrakt und chaotisch wirkt.
Wer gerne mal einen gemütlichen Abend mit handgemachter sowie aufgelegter
elektronischer Musik macht, sollte an diesem Abend auf gar keinen Fall fehlen. Die
Realität liegt außerhalb unseres Bewusstseins!
Rahmenprogramm
Hörprogramm an allen Orten
wird es ein hörbares Programm geben, welches sich mit Anonymer Kunst und mit euch
als Betrachtern auseinandersetzt und anonyme Musik und Hörspiele enthält.
Streetart — Anonyme Kunst?
Streetart, oder auf deutsch Straßenkunst, ist im allgemeinen eine Art, sich kreativ
auf der Straße auszudrücken. Damit sind nicht Straßenkünstler gemeint, die in
Touristen-Städten auf der Straße sitzen, um Touris für Geld zu potraitieren oder
»Kunst im Öffentlichen Raum«, welche von der Stadt bewilligt bzw. erwünscht und für
Geld aufgestellt wird, sondern Streetartisten sind von sich aus produktiv und
aktiv. Es wird nicht gefragt, ob man hier oder dort ein Bild anbringen kann. Es
wird einfach gemacht. Die Künslter und deren Kunst ist deswegen meistens anonym -
es ist eine Ordnungswidrigkeit oder manchmal auch eine Straftat. Warum soll Kunst
immer nur in Gallerien und Museen zu sehen sein? Warum finden wir uns mit der
aggressiven Produkt-Werbung in der Öffentlichkeit ab? Wir wollen das anonyme Kunst
auch in Cottbuser Straßen zu sehen ist — vor, während und nach dem Usechs-Festival!
Macht selbst Sticker, Schablonen-Grafittis, Plakate, Skulpturen,
Kreidezeichnungen… Was auch immer — es ist eure Stadt!