Vor Vertriebenen-Treffen zerstören Unbekannte 17 Scheiben der Gaststätte
(MAZ, Ralf Stork) POTSDAM INNENSTADT Unbekannte haben in der Nacht zu Donnerstag in der Havelbucht 17
große Scheiben des Restaurants “Seerose” mit Pflastersteinen eingeworfen.
Ein politischer Hintergrund liegt nahe. “Vertriebene vertreiben” haben die
Täter mit blutroter Schrift quer über die Eingangstür geschrieben. Gestern
Mittag trafen sich Landsmannschaften des Bundes der Vertrieben in der
“Seerose” zum Kaffeetrinken.
“Mich hat die Polizei heute Nacht um halb vier aus dem Bett geklingelt”,
sagt der Geschäftsführer des Restaurants, Arno Schweitzer. Nachbarn hatten
das Splittern des Glases gehört und die Beamten verständigt. “Das war jetzt
schon das vierte Mal, dass vor einem Vertriebentreffen hier die Scheiben zu
Bruch gingen”, schimpft Schweitzer. Ende vergangenen Jahres wurden zwölf
Scheiben eingeschlagen, davor zweimal je drei oder vier. Bis zum Mittag war
Schweitzer mit der Beseitigung der Scherben beschäftigt, die 30
Pflastersteine türmte er zu einer kleinen Pyramide im Blumenbeet auf. Den
entstandenen Schaden schätzt er auf 7000 Euro. Schnell wurden die Löcher in
den Scheiben provisorisch überklebt, so dass das Heimattreffen wie geplant
stattfinden konnte. “Schon aus Gnatz”, wie Schweitzer betont. “Wir können
uns von solchen Leuten doch nicht in die Enge treiben lassen.” Trotzdem hält
er die Täter für gefährlich und fordert, dass rigoros gegen sie vorgegangen
wird. Das sehen die Vertriebenen genauso: “Das ist eine Form von
Terrorismus, dagegen muss die Öffentlichkeit mobilisiert werden”, sagte der
stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes, Fritz Phillipp, in seiner
Begrüßung. Besonders der Spruch “Vertriebene vertreiben”, den er auf
Transparenten auch schon bei der Einweihung des Gedenksteins neben dem Alten
Rathaus gelesen habe, sei für die Vertriebenen eine starke seelische
Belastung. Philipp distanzierte sich ausdrücklich von der Preußischen
Treuhand und ihren Versuchen, ehemals deutsche Grundstücke im Osten, etwa in
Polen, zurück zu bekommen. Die Polizei ermittelt in Richtung politisch
motivierte Straftat. In Zukunft werde man Veranstaltungen des
Vertriebenenbundes schon im Vorfeld mit polizeilichen Maßnahmen schützen,
sagte Sprecherin Angelika Christen.