Konfrontation in Premnitz (Brandenburg)/ Nazis wollten Club am See anzünden/ 16 Festnahmen
Am vergangenen Freitagabend lagen in der havelländischen Kleinstadt Premnitz (Brandenburg)wieder deutlich spürbare Spannungen in der Luft, da sich die örtliche rechtsextreme Szene zum ersten mal seit 2002 wieder am Jugendclub angekündigt hatte, um diesen, ihren Ansagen zufolge, „platt zu machen“.
Und tatsächlich, bereits in den frühen Abendstunden sammelten sich ca. 30 vorwiegend jugendliche Rechtsextremisten als auch einzelne bekannte Aktivisten der am 12.April 2005 durch das Brandenburgische Innenministerium verbotenen Kameradschaft „Hauptvolk“ auf dem Premnitzer Marktplatz.
Gegen 22 Uhr brach dann der Großteil der Rechten von diesem Sammelpunkt aus schließlich in Richtung Jugendclub auf. Kurz vor erreichen des Ziels schlug man sich dann aber in die Büsche am Premnitzer See, um vermutlich über den von Bäumen und Büschen flankierten Seerundweg schnell und relativ unbemerkt angreifen zu können. Da mensch am Jugendclub aber gewarnt war, flogen diese Absichten recht schnell auf und zwei erste direkte Angriffsversuche endeten zunächst mit dem schnellen Rückzug, der mit Eisenstangen und Baseballschlägern bewaffneten, Rechtsextremisten.
Als sich die Gruppe der rechten Angreifer nunmehr zum dritten mal in der Mozartstraße zum Schlag formierte, wurde sie von der inzwischen von Anwohnern informierten Polizei gestellt. Dabei wurden bei einigen Rechtsextremisten neben den erwähnten Schlaggegenständen auch Molotowcocktails gefunden. 16 rechte Angreifer wurden daraufhin in Gewahrsam genommen, wie der Rundfunk Berlin Brandenburg berichtet. Weiterhin soll es wohl am frühen Samstagmorgen eine Polizeirazzia gegen die rechte Szene in Premnitz gegeben haben, wobei mehrere Wohnungen durchsucht wurden. Auch durchsucht wurde die Gegend um den See, wo die Rechtsextremisten offenbar ein mit Molotowcocktails gefülltes Erddepot angelegt hatten.
Antifaschistische Gruppen im Westhavelland
Überfall in letzter Minute verhindert
PREMNITZ Aufmerksamen Zeitgenossen ist es zu verdanken, dass im Premnitzer Jugendclub (Preju) am See in der Nacht zum vergangenen Samstag kein Desaster passiert ist. Mit einem Großeinsatz, an dem Polizisten aus Rathenow und Nauen beteiligt waren, wurden am Samstag gegen 4.30 Uhr 16 Jugendliche und junge Erwachsene festgenommen, die in dieser Nacht einen Brandanschlag auf das Jugendzentrum geplant hatten. Die Festgenommenen gehören der rechten Szene an.
Rudi Sonntag, Sprecher im Polizeipräsidium Potsdam machte deutlich, wie wichtig die Meldung mehrerer Anwohner aus Premnitz war. “Bürger hatten in der Nacht zum 4. Juni bei der Polizei angerufen und mitgeteilt, dass sich in Premnitz verdächtige Personen in der Nähe des Jugendzentrums aufhalten, die zudem vermummt waren.” Polizeibeamte des Schutzbereiches Havelland machten sich sofort auf den Weg. “In der Nähe des Jugendzentrums trafen sie auf 16 Personen im Alter von 15 bis 23 Jahren, die später auf Anordnung der Potsdamer Staatsanwaltschaft vorläufig festgenommen wurden”, beschrieb Polizeisprecher Sonntag die Situation.
Die Gruppe hatte sich am See gesammelt. Dort fanden die Beamten mehrere Brandsätze, einen Benzinkanister und Baseballschläger.
Im Jugendzentrum befanden sich noch einige junge Leute. Noch in der Nacht wurde die Leiterin des Schutzbereiches Havelland, Cerstin Petersen-Schäfer, informiert. Sie beorderte umgehend über 80 Polizeibeamte zur Aufklärung der Straftat nach Premnitz. Am Samstag wurden in der Region Rathenow-Premnitz und in der Stadt Brandenburg insgesamt 18 Wohnungen durchsucht. Rudi Sonntag bestätigte, dass die Polizeibeamten bei der Suche fündig wurden: “Wir haben zwei Brandsätze, mehrere Skimasken und Wollmützen mit Sehschlitzen, einen Baseballschläger sowie rund 200 Aufnäher und Flyer mit der Aufschrift “Ich bin stolz ein Deutscher zu sein” aufgefunden.”
Der Polizeisprecher bestätigte, dass der große Teil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen schon früher wegen Körperverletzungs- sowie rechter Propagandadelikte aufgefallen war.
Die Polizei geht davon aus, dass sich die 16 Personen nach erheblichem Alkoholkonsum verabredet hatten, einen Brandanschlag auf den Premnitzer Jugendclub zu begehen. Motiv für die Tat ist nach Überzeugung der Ermittler ein Racheakt. Am 27. Mai hatten Jugendliche aus der linken Szene, die regelmäßig Besucher im Premnitzer Jugendclub sind, zwei Gegner aus dem rechten Lager verprügelt und verletzt. Die Verletzten gehören zur Gruppe der Beschuldigten, die am Samstag den Überfall geplant hatte.
Die Ermittlungsakten wurden zwischenzeitlich vom polizeilichen Staatsschutz der Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Potsdam übernommen. Rudi Sonntag konnte nicht bestätigen, dass zu der Tätergruppe Personen gehören, die Mitglieder der kürzlich verbotenen rechtsextremistischen Kameradschaft “Hauptvolk” und deren Untergliederung “Sturm 27” waren oder sind.
Wegen gemeinschaftlicher Verabredung zu einem Verbrechen und Verstoß gegen das Waffengesetz beantragte die Staatsanwaltschaft Potsdam am Sonntag zehn Haftbefehle.
Das Premnitzer Jugenzentrum wird vom Verein “Preju e. V.” getragen. Vereinssprecher Siegfried Wendland sah in einem ersten Kommentar die Ereignisse nicht so dramatisch, wie die Polizei. “Ich habe keine Erkenntnisse, dass für das Gebäude oder die Insassen konkrete Gefahr bestand.” Die Mitarbeiter und Vertreter von “Preju” e. V. wollen sich heute treffen, um die Ereignisse zu analysieren.
Derweil machte Rudi Sonntag noch einmal deutlich, dass mutige Premnitzer in dieser Nacht Schlimmeres verhindert haben: “Wenn es der Gruppe gelungen wäre, die Brandsätze zu zünden, dann hätte es sehr gefährlich werden können.” wil/MAZ