Lübben. Die Antifa Lübben hat am Sonnabend einen linken, selbstbestimmten Jugendtreff in der Stadt gefordert. «Es gibt in Lübben keinen Rückzugsraum für linke Jugendliche, der tatsächlich geschützt ist vor Nazis» , sagte ein Sprecher der Antifa.
Dagegen seien andere Klubs in der Stadt oder in deren Ortsteilen spürbar von rechten Gruppen in Beschlag genommen. Diese Klubs würden dennoch aus öffentlichen Geldern unterstützt.
Während einer Demonstration mit etwa 90 Teilnehmern warnte die Antifa am Sonnabend gleichzeitig vor der latent vorhandenen Gefahr von rechts. «Das müssen nicht immer Schlägereien sein. Da wird jemand verbal angemacht, da wird einer im Auto verfolgt. Es ist pure Angstmache» , sagte eine Teilnehmerin aus Lübben. Leider traue sich nur selten jemand, Anzeige zu erstatten.
Wie groß die Angst teilweise ist, zeigte ein kleiner Vorfall am Rande – als der RUNDSCHAU-Mitarbeiter auf dem Markt daran gehindert werden sollte zu fotografieren. Er stand leicht verdeckt hinter einem Blumengebinde und wurde für einen fotografierenden «Späher» der Nazis gehalten.
Die Demo solle den Lübbenern zeigen, das eine trügerische Ruhe herrsche.
Zwar sei der rechten Szene mit dem «Bunker 88» der Treff abhanden gekommen – nachdem die Stadt das ehemalige Brauereigelände gekauft hatte (die RUNDSCHAU berichtete). «Der Bunker-Kauf hat gewirkt» , sagte der Antifa-Sprecher. Dennoch seien Neonazis weiter aktiv, «und wenn sie mit 30 Mann bei einem Oldtimertreffen aufkreuzen» . Jüngst hätten Leute aus der rechten Szene versucht, Unterschriften für die Wahlzulassung zu sammeln. Die NPD will zur Kommunalwahl im September im Landkreis Dahme-Spreewald antreten. Kenner der Materie gehen aber davon aus, dass dazu Personen aus anderen Landkreisteilen «importiert» werden müssen.
Im Internet sei in diversen Chatrooms zu verfolgen, wo sich Nazis treffen und welche Bekleidungsmarken und ‑farben als Symbole dienen. «Die sind nicht weg, die sind da» , sagte die Lübbenerin.
Der Antifa sei wichtig, dass «das politische Denken in der Stadt nicht einschläft» . So habe die im April ins Leben gerufene «Bürgerinitiative Tolerantes Lübben» lediglich den Tag ihrer Gründung vorzuweisen. Seitdem herrsche Stille.
Die Forderung nach einem linken Jugendtreff und «alternativen Freiräumen» hätten die Jugendlichen mittlerweile auch Bürgermeister Lothar Bretterbauer (CDU) vorgetragen. Dabei seien auch Lösungsmöglichkeiten angedeutet worden, hieß es.
Geplant seien Konzerte, Filmaufführungen – die durch die bevorstehende Schließung des Kinos mehr Aktualität gewännen – sowie Möglichkeiten für Bands, zu proben. Nötig sei eine finanzielle Unterstützung durch die Stadt, beispielsweise über einen Mietzuschuss.
Oft müssten Lübbener nach Lübbenau oder ins Umland ausweichen. So berichtete die Landtagsabgeordnete Karin Weber (Linke) von sechs Bands aus Lübben, die im vergangenen Jahr beim Konzert «Send a Sign» in Halbe auftraten. «Nicht eine davon probt in Lübben.» Die Antifa verfolge ein «legitimes Anliegen, nur eben mit den Mitteln der Jugend» . Sie wolle als Abgeordnete im Land und im Kreis Verbindungen knüpfen zwischen den verschiedenen Strömungen sowie zwischen Jugend, Behörden und Verwaltung. «Gegen rechts braucht man Verbündete.» Dazu gehöre nach anfänglichen Ressentiments auch der Kontakt zum Bürgermeister.
Die Demonstration am Sonnabend führte vom Bahnhof zunächst auf den Markt und dann weiter über die Hartmannsdorfer Straße zurück zum Bahnhof. Die Polizei war mit einem deutlich sichtbaren Aufgebot in der Stadt. Nach Angaben eines Sprechers verliefen sowohl die Demonstration als auch die folgende Nacht zum Sonntag friedlich.