Aufruf zur antifaschistische Demonstration zum Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus in Rathenow
Samstag, 10. Mai 2003, 15 Uhr, Dunckerplatz (Bahnhofsvorplatz), Rathenow
Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus
Am 8.Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa sowie die Nationalsozialistische Diktatur in Deutschland und damit sechs Jahre Krieg und 12 Jahre Gewaltherrschaft, die millionenfachen Tod und unzähliges Leid über die den Kontinent brachten. Nur durch den Sieg der alliierten Streitkräfte über die militärische Stütze des NS – Regimes, brach das System des Terrors zusammen. Ein Augenblick der zu Recht als Befreiung angesehen wird.
Befreiung u.a. für die Millionen aus ganz Europa verschleppten ZwangsarbeiterInnen und den wenigen Überlebenden der KZ–Haft. Befreiung aber auch für die Deutschen, obwohl ein großer Teil für die
Diktatur erheblich mitverantwortlich war und eine Selbstbefreiung vom NS-Regime nicht vermochte. Ein Fanal das schließlich zur totalen Zerstörung der Städte und Gemeinden auch in Rathenow und Umgebung führte.
Bis zum 6.Mai 1945 wurde der Frontabschnitt Rathenow unter Verantwortung des NS–Kriegsverbrechers Wilhelm Keitel schwer umkämpft und schließlich geopfert, um die Flucht von großen Teilen der nationalsozialistischen Wehrmacht über die Elbe bei Tangermünde zu decken. Der Preis dafür war die Zerstörung der havelländischen Kreisstadt.
Doch Rathenow ist nicht nur Kriegsopfer. Tausende von
ZwangsarbeiterInnen und Häftlinge des örtlichen Außenlagers des KZ Sachsenhausens wurden während des zweiten Weltkrieges in der regionalen kriegswichtigen optischen Industrie sowie in der Militärflugzeugindustrie zu Gunsten des kriegführenden NS–Regimes und seiner Paladine in der Wirtschaft geschunden.
Fast alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde Rathenows wurden während des Krieges in die Vernichtungslager im Osten deportiert, der jüdische Friedhof wurde verwüstet, die örtliche Synagoge bereits 1938 gebrandschatzt.
Nazis heute
Naziaktivitäten nach Hitler werden im Raum Rathenow verstärkt erst wieder seit den 1990er Jahren wieder beobacht. Seitdem tauchte hier unzählige Propaganda von NF über NPD bis zu den heutigen „freien Nationalisten“ auf.
Besonders negativ fielen die Rathenower Nazis von Anfang an aber durch ihre hemmungslose Bereitschaft zur Gewalt auf, die unzählige Verletzte und mindestens ein Todesopfer seit 1990 zur Folge hatten.
112 rechtsextreme Delikte im Jahr 2002 (1), allein im Landkreis
Havelland mit Rathenow als Kreisstadt, stehen 356 Rechtsextreme Delikte im Jahr 2001 im gesamten Land Brandenburg (2) gegenüber und verdeutlichen nach wie vor Rathenows Position als Brennpunkt des Rechtsextremismus.
Hinter Propaganda und Gewalt stecken in den meisten Fällen Nazis, des regionalen Kameradschaftsgeflechts „Hauptvolk“, die sich durch Kameradschaftstreffen koordinieren, einen eigenen Kameradschaftsrundbrief herausgeben und sich an bundesweiten Nazipolitaktionen beteiligen. Insbesondere die massiven Propagandaaktivitäten zum 15. Todestag des NS – Kriegsverbrechers Rudolf Hess im vergangenen Jahr zeigten dies. Zudem wurden unlängst Nazis der Kameradschaft „Hauptvolk“ in einer Premnitzer Wachschutzfirma, die in
der Region u.a. für das Überwachen von Veranstaltungen,
Fahrzeugkontrollen und bewaffneten Personenschutz engagiert wird, enttarnt. Besonders brisant war in dem Fall auch die Bewachung des Rathenowers Flüchtlingsheims (!) durch diesen Wachschutz, da es in den letzten Jahren zu massiven rassistisch motivierten Übergriffen auf Flüchtlinge aus diesem Heim gekommen war.
Der Kampf gegen den Nationalsozialismus endet nicht am 8.Mai 1945!
Kein Frieden für Hitlers Erben!
Aufrufer
Antifaoffensive Westhavelland, Antifaschistische Front Rathenow, Jungdemokraten/Junge Linke Rathenow, Flüchtlinge aus Rathenow, Antifaschistische Aktion Neuruppin
Unterstützer:
Antifa Weißensee, Antifa Hohenschönhausen, Antifa Jugend Ostberlin, Autonome Antifa Genthin
Zusatzinformationen
Rathenow 1933 – 1945 (Geschichte der Juden in
Rathenow):
Nazis in Rathenow und Umgebung heute:
Verwendete Quellen:
1.) Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) 28.03.2003, veröffentlicht am
28.03.2003 auf www.inforiot.de
2.) Verfassungsschutzbericht Brandenburg 2001