(Indymedia, von Svennie d. R.) Noch am vergangenen Ostersonntag demonstrierten über 5000 Menschen aus der Kyritz Ruppiner Heide gegen Krieg und eine militärische Nutzung ihrer Region. In einem offenen Brief an den verteidigungsausschuss im Bundesrat und erteidigungsminister
Peter Struck (SPD) sprach sich Wittstocks FDP-Bürgermeister Lutz Scheidemann gestern für den Betrieb des Wittstocker Bombodroms durch die Bundeswehr aus. Scheidemann forderte eine schnelle Entscheidung der Bundeswehr über die Nutzung der Liegenschaft.
Die Aktivitäten der Bürgerinitiative FREIe HEIDe entsprächen nicht der Meinung der breiten Öffentlichkeit.
Vor einigen Jahren wandte sich der Wittstocker Bürgermeister Scheidemann (FDP) noch gegen das Bombodrom, doch bereits 1999 argumentierte er wie folgt:
“Die 850 Wehrpflichtigen hätten manche Mark hier gelassen. Auch durch die Gelöbnisse hätte es einen gewissen Tourismus gegeben.”
1999 wurde der ehemalige NVA-Offizier und jetzige Bundeswehr-Oberstleutnant Wolfgang Engel in den Kreistag, der als Übungsplatzspezialist und neuer Kommandant in die Ruppiner Heide geschickt wurde, gewählt. Die FREIe HEIDe-Aktivistim Annemarie Friedrich verlor damals ihr Mandat. Daraus schloß Scheidemann, daß die Stimmung in der Bevölkerung einen Umschwung erfahren hätte. Scheidemann argumentiert weiterhin damit, daß eine Sanierung des Geländes nur mit Hilfe der Bundeswehr möglich wäre. Jedoch läßt er dabei außer acht, daß die Bundeswehr das Gelände gar nicht ökologisch sanieren möchte. Auch die Hoffnung auf höhere Einnahmen der Region durch schlecht besoldete Wehrdienstleistende ist eher utopisch.
Der Truppenübungsplatz hat eine Ausdehnung von 126 Quadratkilometer. Die Kosten für die Nutzbarmachung: betragen rund 160 Mio. Euro. Davon entfallen für die Altlastenentsorgung ungefähr 5–10 Mio.Euro, auf die Entmunitionierung: 55–160 Mio. Euro, auf die Errichtung der Platzeinrichtungen: 27–33 Mio. Euro. Zwar entstünden über 300 gefährliche Arbeitsplätze für Munitionsräumungsarbeiten, doch wären diese zeitlich befristet.815 Soldaten, 150 zivile Arbeitskräfte, 25–30 zivile Wachleute sollen in der Ruppiner Heide stationiert werden. Investitionen für die Altlastenentsorgung belaufen sich auf 4 Mio. Euro, für die Truppenunterkunft auf 76 Mio. Euro. Die Baumaßnahmen würden zeitweise ungefähr 200 Arbeitsplätze schaffen.
In Wittstock engagiert sich auch eine CDU-nahe Bürgerinitiative klein- und mittelständiger Unternehmen
namens PRO Bundeswehr für die Schaffung eines Garnisionsstandortes in der Region.
Links
Bericht über Ostermarsch und FREIe HEIDe / Freier Himmel
Reportage über Ostermarsch in Fretzdorf
http://www.de.indymedia.org/2003/04/49386.shtml
(Inforiot) Auf dem Indymedia-Posting sind zahlreiche weiterführende Links zum weiterlesen aufgeführt.