In der Nacht des 22. zum 23. Januar ist das „Haus der Demokratie“ in Zossen, durch zurzeit unbekannte Ursachen, niedergebrannt.
Vieles deutet auf einen Brandanschlag von lokalen Neonazis aus dem Umfeld der Kameradschaft „Freien Kräfte Teltow-Fläming“ hin. Sollte sich dies bewahrheiten, stellt dieser Anschlag bei dem die gerade öffentlich gezeigte Ausstellung „Jüdisches Leben in Zossen“ verbrannt ist, einen der schlimmsten antisemitischen Anschläge im Land Brandenburg seit dem Brandanschlag auf die „Jüdische Baracke“ in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen im Jahr 1992 dar.
Die Bürgerinitiative „Zossen zeigt Gesicht“, als Begründerin des Hauses, engagiert sich seit einiger Zeit in einem breiten Bündnis gegen faschistische Strukturen in Teltow-Fläming und versucht durch selbstorganisierte Projekte eine kritische Zivilgesellschaft zu fördern.
Am kommenden Mittwoch, den 27. Januar, wird eine große Gedenkveranstaltung in der Zossener Innenstadt stattfinden. Anlass ist der „Internationale Holocaustgedenktag“. Karl Stenzel, 94 Jahre alt, Mitglied der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes — VVN-BdA“, ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers Sachsenhausens, wird in diesem Zusammenhang über sein Leben im Widerstand gegen den nationalsozialistischen Terror berichten. Wegen des Brandes wird er nun im Saal der Kirchengemeinde Zossen am Kirchplatz 4 sprechen. Auch wenn Neonazis in Zossen nicht davor zurück schrecken, Angst und Terror zu verbreiten, sind die Zossener AntifaschistInnen nicht bereit, Ihnen das Feld zu überlassen.
In diesem Zusammenhang bezeichnend für die politische Lage in Zossen ist auch ein Kommentar der Zossener Bürgermeisterin, Michaela Schreiber. Diese verharmloste die Gefahr durch Nazis in ihrer Stadt und verwies auf eine Mitschuld der Bürgerinitiative, welche „zu links“ bzw. kritisch wäre und dadurch den Zorn der Nazis natürlicherweise anziehen würde. Das die Bürgermeisterin mit solchen Aussagen politische Anknüpfungspunkte für Nazis herstellt, nimmt diese unkritisch in Kauf. Das faschistische Problem in Zossen wird somit von ihr verneint und auf einen Zustand reduziert, welcher nur hervortrete, wenn Nazis provoziert werden würden. Das dieser Ansatz nicht nur falsch ist, sondern die schlechten „Zossener Zustände“ noch verhärtet, anstatt diese progressiv zu lösen, stellt ein großes Problem für weiteres antifaschistisches Vorgehen dar.
„Dies stellt ein Schlag ins Gesicht für die Menschen dar, die sich offen den Nazis entgegenstellen und für eine demokratische politische Kultur in Zossen streiten. Die Bürgermeisterin verkennt ganz offensichtlich die politischen Bedeutung dieses antisemitischen Anschlages“, so Hannes Püschel, Mitglied des Landesvorstandes der VVN-BdA Brandenburg.
Um diesen fatalen politischen Tendenzen in Zossen effektiv entgegenzuwirken, rufen wir Gruppen und Einzelpersonen dazu auf, sich an der Gedenkkundgebung in Zossen zu beteiligen und ihre Solidarität mit den Betroffenen von rechter und antisemitischer Gewalt zu zeigen.
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“. (Schwur von Buchenwald)
Antifaschistische Gedenkkundgebung: Marktplatz Zossen / 17 Uhr
Zeitzeugengespräch: Kirchplatz 4, Saal der Kirchengemeinde / 19 Uhr
Diesen Aufruf unterstützen: VVN-BdA e.V. — Land Brandenburg, VVN-BdA Potsdam-Mittelmark-Fläming, Autonome Antifa Teltow-Fläming [aatf], Linksjugend Solid‘ TF, Soziale Unruhe Blankenfelde [SUB], Linke Fläming United [LFU]