Am Abend des 27. Januar 2010 wurde auf dem Zossener Marktplatz anläßlich des 65. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz trotz eisiger Kälte eine gut besuchte antifaschistische Gedenkkundgebung mit etwa 150 Teilnehmer_innen durchgeführt. Im Anschluss fand in einer nahen Lokalität noch ein Vortrag eines Holocaust-Überlebenden statt, dem viele Personen interessiert beiwohnten. Der ursprüngliche Vortragsort wurde wenige Tage zuvor Opfer eines rechtsextrem motivierten Brandanschlages eines durch seine „Kameraden“ aufgestachelten 16jährigen Faschos.
Unter den Teilnehmer_innen der Gedenkkundgebung befanden sich neben bürgerlich-antifaschistischen Initiativen wie „Zossen zeigt Gesicht“ auch circa 40 autonome Antifas und linksradikale Jugendliche die durch Sprechchöre, Fahnen und Transparente zur Vielfalt des Gedenkens beitrugen und eigene, kämpferische Akzente setzten. Getrübt wurde die Veranstaltung durch die Präsenz von rund 15 Neonazis, die von der Polizei sehr nah an den Kundgebungsort heran gelassen wurden, während der Verlesung der Namen von Holocaustopfern aus Zossen und Umgebung wiederholt „Lüge, Lüge, Lüge!“ „Alles Lüge!“ skandierten und sich auch sonst tatkräftig bemühten, die Kundgebung durch Rufen von beschränkten faschistischen Parolen, pfeifen mit Trillerpfeifen (erst wollte mensch wohlwollend verdi oder die IG metal vermuten) und allgemein schlechtem Benehmen zu stören. Zu Fünfzehnt von mehreren dutzend Bullen geschützt und flankiert von Coca-Cola-Werbung wirkten die Drohungen („Wir kriegen euch Alle!“) der verblendeten Kids jedoch eher lächerlich als bedrohlich.
Die Polizei intervenierte zu keinem Zeitpunkt, obwohl mehrfach der Hitlergruß gezeigt, der Holocaust geleugnet und somit Volksverhetzung begangen wurde. Die Neonazis brauchten im Gegensatz zu den antifaschistischen Initiativen nicht einmal eine eigene Kundgebung anmelden, sondern konnten ohne Beeinträchtigung und unter massivem Polizeischutz die Kundgebung auf dem Marktplatz über mehrere Stunden belästigen. Auf der anderen Seite wurden linke Jugendliche die am Rande friedlich protestierten mit Platzverweisen und Anzeigen wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz bedeckt! Dieses einseitige Vorgehen der Polizei halten wir für einen Skandal, und politisch gesehen für ein völlig falsches Signal. Der Pressebericht der Polizei suggeriert während dessen das die Nazis (die trotz Parolen wie „Nationalsozialismus – Jetzt!“ nicht als solche benannt werden) Bestandteil der Kundgebung gewesen seien, und ihre nur etwas vom Konsens abweichende „Meinung“ zum Besten gegeben hätten (Zitat: „Etwa 130 Teilnehmer nahmen an den Veranstaltungen teil. Unter ihnen befanden sich etwa 30 Personen, die versuchten, ihrer Meinung abseits der Demonstranten mit Sprechchören und Trillerpfeifen Nachdruck zu verleihen“) . Hiermit lügt die Polizei sich ganz offensichtlich ihre Einsatzlegitimation zusammen, verharmlost und verteidigt die geistigen Nachfahren der Täter und Mörder von damals auf eine unerträgliche Weise! Außerdem ist nicht nachvollziehbar warum die durch Fotos einwandfrei belegbare Zahl von 15 Neonazis auf das doppelte hochgespielt wurde. Sind die eigenen Kollegen, die tapfer den braunen Mob beschützten, den Zossener Beamten doch nicht ganz koscher?
Den Opfern des deutschen Faschismus konnte jedenfalls nicht in angemessener Weise gedacht werden, die Nazis präsentierten sich mal wieder als Gefangene ihrer Dummheit, der antifaschistische Widerstand wurde ein weiteres Mal staatlich kriminalisiert.
Schande über die Polizei — Den Nazis die ewige Feindschaft — Heute ist nicht aller Tage – wir kommen wieder – keine Frage!
Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. (Schwur von Buchenwald)
Gruppe soziale Unruhe Blankenfelde