NIEDERGÖRSDORF Knapp 100 Jugendliche schlugen an den Pfingsttagen in der Nähe der Niedergörsdorfer Kartbahn (Ortsteil Altes Lager/Flugplatz) ihre Zelte auf. Zur Teilnahme an dem “antirassistischen Camp” war von den “Jungdemokraten/Junge Linke” eingeladen worden. Zu den von der Niedergörsdorfer Verwaltung befürchteten Zusammenstößen mit gewaltbereiten Rechtsradikalen kam es nicht.
Der friedliche Eindruck, der sich den Besuchern beim Gang durch das Zeltlager vermittelte, wurde lediglich durch die lärmenden Gokarts beeinträchtigt, die nur einen Steinwurf entfernt ihre Runden drehten. Doch die Motorengeräusche nahmen die jungen Leute notgedrungen in Kauf, dafür war ihnen der Platz zum Zelten vergleichsweise preiswert überlassen worden.
Die Tage begannen jeweils mit einem Plenum. Anschließend fanden sich Gleichgesinnte in thematischen Arbeitsgruppen zusammen. Dort wurde beispielsweise über die Frage diskutiert, was eigentlich unter “Extremismus” zu verstehen sei. Der Rest des “antirassistischen Camps” bestand im gemeinsamen feiern und Musik hören beziehungsweise machen.
Aus der Jüterboger Region waren weniger als zehn Jugendliche der Einladung in das Camp gefolgt. Der Rest der Teilnehmer rekrutierte sich aus dem Pool der Jungdemokraten/Junge Linke, die ein eingetragener Verein sind und einigen Ausländern. Die Organisatoren informierten darüber, dass ihr Verein in Brandenburg etwa 600 Mitglieder habe. Aktivitäten wie das Camp würden aus Mitgliedsbeiträgen und mit staatlichen Zuschüssen für Bildungsarbeit finanziert. Die jungen Linken sagten, dass sie von Parteien unabhängig seien.
Von dem Camp dürfte die breite Öffentlichkeit kaum etwas bemerkt haben. Selbst auf der Kartbahn wusste kaum jemand, wer da seine Zelte aufgeschlagen hatte. Somit dürfte die politische Außen-Wirkung der Pfingstveranstaltung gering sein.
Immerhin: Am Pfingstsonnabend gelang es den jungen Linken mit einer provokanten Kundgebung die Aufmerksamkeit des einkaufenden Volkes auf sich zu lenken. Auf dem Parkplatz vor dem Jüterboger Reichelt-Markt wurde kurzzeitig eine Fahrspur abgesperrt. Autofahrer und Passanten bekamen Flugblätter in die Hand gedrückt. Über Lautsprecher verkündete ein Demonstrant, dass ab sofort die Freizügigkeit der Bürger eingeschränkt werde. Jeder Deutsche unterliege jetzt der “Residenzpflicht”, die bislang nur für Asylbewerber gilt. Er dürfe nicht mehr ohne Genehmigung der “Inländerbehörde” seinen Landkreis verlassen.
Die meisten Jüterboger ignorierten das Polit-Spektakel, mit dem die Demonstranten “rassistische Schikanen” für Nicht-Deutsche anprangern wollten.