LACOMA. (Berliner Zeitung) Die Übergabe von mehreren Häusern und der Kulturscheune des Lausitz-Dorfes Lacoma an den Energiekonzern Vattenfall ist vorerst gescheitert. Vertreter des Konzerns hätten das Gelände vor Abschluss der für Dienstag geplanten Übergabe während Protesten von rund 100 Menschen und einer Aktion der Umweltorganisation Robin Wood verlassen, teilte René Schuster vom Künstlerdorf am Dienstag in Cottbus mit. Der Abbruch des Termins durch Vattenfall werde als “stillschweigende Zustimmung zur Weiternutzung” gewertet.
In zwei Fällen sei die Übergabe von Häusern an Vattenfall für den Abriss gescheitert, weil sich die Nutzer juristisch gegen die Kündigung wehren, sagte Schuster. Eins von zwei termingerecht übergebenen Häusern sei zudem nach Abbruch des Termins durch Vattenfall von mehreren Menschen besetzt worden und werde ebenso wie die Kulturscheune weiter genutzt. Sieben Häuser würden weiterhin bewohnt.
Lacoma soll ab 2005 dem Braunkohletagebau Cottbus-Nord weichen.
“Achtung Kultur — Eintritt für Bagger verboten”
Vattenfall schob angekündigten Abriss von Lakoma nach massiven Protesten auf
(MAZ, Beowulf Kayser) LAKOMA “Der gelbe Wahnfried” rockte in der Kulturscheune Lakoma auf seiner Gitarre. Doch statt wie sonst nur einige wenige Zuhörer aus der Insiderszene, kamen gestern Hunderte aus dem ganzen Bundesgebiet in das vom Abriss bedrohte Dorf bei Cottbus. “Achtung Kultur — Eintritt für Bagger verboten”, stand auf einem großen Transparent.
Der Energiekonzern Vattenfall hielt sich gestern an die Aufforderung. Das Bergbauunternehmen hatte eigentlich die Übernahme und den Abriss von Häusern angekündigt, um dort eine Entwässerungsleitung für die Kohlegrube zu verlegen. Der Ort und das Teichgebiet sollen ab 2005 dem Tagebau Cottbus-Nord weichen. Doch die seit 1996 vom Lakoma-Verein als soziales und kulturelles Zentrum genutzte Kulturscheune blieb stehen. Kein Bagger störte die achtstündige Kulturveranstaltung. Die extra angereiste Vattenfall-Mitarbeiterin wagte sich gestern nicht über die Schwelle des “Widerstandszentrums”. Dabei hatten der Verein auf ein klärendes Gespräch gehofft.
“Unser Ziel ist die Erhaltung des Dorfes und der 500 Jahre alten Teiche”, erklärte der Landeschef der Grünen Liga, Heinz-Herwig Mascher. Der Abriss müsse so lange ausgesetzt werden, bis das wasserrechtliche Planfeststellungsverfahren für den Tagebau abgeschlossen ist. Außerdem müsse das Land die 90 Hektar große Teichlandschaft als Schutzgebiet nach der €päischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie ausweisen. Mascher zweifelte daran, dass Zehntausende von Rotbauchunken sowie die streng geschützten Eremiten-Käfer aus der gefährdeten Landschaft umzusiedeln seien. Auch der Vorsitzende des Lakoma-Vereins, René Schuster, forderte Vattenfall auf , die Genehmigungsverfahren abzuwarten.
“Der Bagger musste heute nicht zwangsläufig kommen”, sagte Vattenfall-Sprecherin Regina Kordes in einer ersten Stellungnahme. Es gebe jedoch Betriebspläne für den Tagebau Cottbus-Nord und den Nutzern sei am 30. September ordnungsgemäß gekündigt worden. Außerdem habe Vattenfall dem Lakoma-Verein schon vor längerer Zeit angeboten, über die Fortsetzung der Vereinstätigkeit zu reden — nur nicht am jetzigen Standort der Kulturscheune.
Der Protesttag hatte in den Morgenstunden mit einer spektakulären Aktion an der Bundesstraße 97 nach Peitz begonnen. Bei starkem Wind und Regen spannten Mitglieder der Umweltschutzorganisation “Robin Wood” für kurze Zeit ein fünf Meter langes Banner über die stark befahrene Kreuzung. “Kultur statt Kohle — Lakoma statt Vattenfall” stand auf dem Transparent. Auch Studenten der BTU Cottbus erklärten gestern ihre Solidarität mit den Lakoma-Bewohnern. “Wir nutzen ab sofort das Haus Nummer 13, das vor wenigen Stunden an Vattenfall übergeben wurde”, sagte Studierendenvertreter Daniel Häfner.
Umweltschützer fordern Erhalt von Lacoma
(MOZ) Cottbus Umweltverbände haben am Dienstag gewaltfrei gegen den geplanten Abriss des Künstlerdorfes Lacoma vor den Toren von Cottbus protestiert. Darunter waren auch mehrere Aktivisten der Umweltschutzorganisation „Robin Wood“.
Die Umweltschützer machen geltend, dass Lacoma durch seine seit dem Mittelalter geprägte Teichlandschaft vielen gefährdeten Tierarten wie die Rotbauchunke eine Heimstatt bietet. In einem offenen Brief von Robin Wood an Vattenfall fordert die Organisation unter dem Motto „Kultur statt Kohle“ einen Erhalt des Ortes. Dagegen sieht sich Vattenfall, wie eine Sprecherin erklärte,im Recht. Schließlich seien die Betriebspläne für den Tagebau Cottbus Nord durch alle Behörden genehmigt.
Schon in der DDR war festgelegt worden, dass Lacoma dem Braunkohlebergbau weichen soll.
Die 150 Einwohner wurden bereits in der Zeit von 1987 bis 1989 umgesiedelt. Nach der Wende nahmen alternativ lebende Jugendliche das verwaiste Dorf in Besitz. Damals schloss der Braunkohlenkonzern Laubag, heute Vattenfall Mining, mit den Dorfbesetzern Verträge, die ein Wohnen in Lacoma bis zum Abriss des Dorfes legalisierten.
René Schuster vom Lacoma-Verein fordert nun, alle Grundstückskündigungen und den Abriss solange auszusetzen, bis mit einem Planfeststellungsbeschluss über die Zukunft des Hammergrabens und der Lacomaer Teichlandschaft entschieden ist.