(WIEBKE KIRSCH, MAZ) BELZIG Jugendliche, wie sie verschiedener nicht sein können, treffen sich heute am Bahnhof der Kur- unbd Kreisstadt. Gemeinsam steuern sie den Flughafen Berlin-Schönefeld an. Die Reise geht in das gelobte Land Israel. Bei den 16- bis 20-Jährigen mag es kaum einer zugeben, nervös zu sein oder gar Angst zu haben. Doch Fragen, beispielsweise nach dem Polizeinotruf, lassen anderes vermuten.
Seit einem Jahr laufen die Vorbereitungen für die Reise. Entstanden war die Idee dafür in einem Gespräch zwischen Helmut Kautz, Kreisjugendarbeiter der evangelischen Kirche, und Lukas Kriegler, Mitglied der Jugend-Antifa Belzig. Beide sammelten schon Erfahrungen in Israel und wollen sie nun an die Jugendlichen in ihrem Umfeld weiter geben. Ihr Experiment wird als “Pilotgruppe” bezeichnet, “doch zu guter Letzt soll eine salonfähige Partnerschaft zwischen Belziger und israelischen Jugendlichen entstehen”, so Kautz. Das Bundesministerium für Jugend, Senioren, Frauen und Familie unterstützt das Anliegen mit einer fünfstelligen Summe.
Eine gewisse Vorfreude lag am Mittwoch schon im Wohnzimmer von Familie Kautz. Man traf sich, um letzte Fragen und Programmänderungen zu klären. “Ich freue mich, bin mir über meine Erwartungen an die Sache noch im Ungewissen”, meinte Rudolf Münder, Mitglied des Reiseteams.
Ganz ungefährlich wird´s schließlich nicht. Erst letzten Dienstag fand ein Selbstmordanschlag in Netanja statt, wobei vier Frauen ihr Leben lassen mussten. “Die Sicherheitslage ist nicht die einfachste”, so Lukas Kriegler. Auch Kautz appellierte daher an das Benehmen der Jugendlichen an den Flughäfen. Zusammen klärten sie ihre Begleiter über Kleiderordnung, Benehmen und Aussehen an Heiligtümern Israels auf. Es folgte die Prüfung von Personaldokumenten, die Abstimmung von Terminen und den Gastgeschenken.
Die nächsten fünf Tage sind gespickt mit Ausflügen, Besuchen und Treffen. Zwischen Frühstück und Abendbrot ist täglich reichlich Zeit für Diskussionen über die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage Israels. Doch erst einmal sollen die Kontakte mit der Partnerschule in Even Yehuda geknüpft werden. Auch der Alt- und Neustadt Jerusalems und dem Parlament, der Knesset, werden Besuche abgestattet. Zwischendurch werde immer Zeit sein, sich zu beraten, oder Probleme aus der Welt zu schaffen, sagt Kautz.
Schnell ist klar geworden, dass die Interessen der Gruppe gesplittet sind. “Es gibt die religiös und die geschichtlich-politisch motivierten Teilnehmer”, erläuterte Kriegler. Das verspricht eine interessante Fahrt zu werden, wenn Mitglieder der Jugend-Antifa Belzig mit denen der Arbeitsgemeinschaft evangelische Jugend zusammen prallen. Die Differenzen sind nicht wirklich problematisch. “Wir kennen uns alle schon mehr oder weniger. Also ist es nicht so, dass man hier in völlig neue Gesichter sieht”, so Münder.
Wann die Israelis in den Fläming kommen, steht auch schon fest. Vom 28. September bis 5. Oktober werden die Jugendlichen ihnen Belzig und Umgebung näher bringen. “Wenn die uns besuchen, möchte ich, dass sie einmal das Gefühl von totaler Freiheit spüren können. Dass sie die Straßen passieren können, ohne von Ängsten geplagt zu sein.”, sagte Kautz.
Das vertrauliche Verhältnis zu Helmut Kautz und Lukas Kriegler scheint eine gute Grundlage, daraus sowohl internationale und als auch nationale Freundschaften entstehen, was ja Ziel der Reise ist. Der Flug wird gegen 14 Uhr überstanden sein. Dann wird die Delegation in Tel Aviv empfangen.