(KLAUS D. GROTE, MAZ) POTSDAM Die rechtsextreme DVU wehrt sich gegen den Vorwurf von Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), sie habe Kontakte zur am Donnerstag verbotenen Neonazi-Kameradschaft “ANSDAPO” unterhalten. Schönbohm hatte als Grund für das Verbot die Wesensverwandtschaft der Gruppierung zum Nationalsozialismus angeführt.
Zu möglichen Kontakten zwischen seiner Partei und der Neonazi-Kameradschaft sagte DVU-Landeschef Sigmar-Peter Schuldt gestern: “Ich verbitte mir derartige unsinnige Unterstellungen. Über die so genannte ANSDAPO weiß ich nichts.” DVU-Sprecher Bernhard Dröse betonte, “kein einziges Parteimitglied” habe sich im Umkreis der jetzt verbotenen Kameradschaft aufgehalten. “Es gibt keine Überschneidungen. Die sind Lichtjahre von uns entfernt”, so Dröse.
Nach Informationen der MAZ besuchten Mitglieder der “ANSDAPO” im Juni 2004 das Sommerfest der märkischen DVU in Seefeld (Barnim). Verfassungsschutzchefin Winfriede Schreiber sagte am Donnerstag, dem Verfassungsschutz lägen Kenntnisse über Kontakte vor. Zu den 24 bei der Razzia durchsuchten Wohnungen, darunter Zweitwohnsitze, von 19 “ANSDAPO”-Mitgliedern gehörten auch die Wohnräume des 21-jährigen Sohnes der brandenburgischen DVU-Fraktionsvorsitzenden Liane Hesselbarth in deren Haus in Strausberg (Märkisch-Oderland).
Die Auswertung der bei der Razzia beschlagnahmten Gegenstände, darunter Waffen und PCs, wird einige Zeit in Anspruch nehmen, so das Innenministerium. Dabei sei zu klären, welche Rechtsverstöße im Einzelnen vorlägen.
Das Verbot des Vereins ist das vierte gegen eine rechtsextremistische Organisation durch das Innenministerium. Bereits im April dieses Jahres hatte Minister Schönbohm die “Kameradschaft Hauptvolk” und ihre Untergliederung “Sturm 27” in Rathenow (Havelland) verboten. Außerdem wurden im Jahr 1995 die “Direkte Aktion/Mitteldeutschland” und zwei Jahre später die “Kameradschaft Oberhavel” verboten.
Der innenpolitische Sprecher der PDS-Landtagsfraktion, Hans-Jürgen Scharfenberg, begrüßte gestern das Verbot der “ANSDAPO”. DVU-Fraktionschefin Hesselbarth sei nun unter “Erklärungszwang”, so Scharfenberg. Es sei nicht vorstellbar, dass sie nichts von den neonazistischen Aktivitäten ihres Sohnes gewusst habe.