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Antifaschismus

Aufmarsch von 70 Nazis in Joachimsthal

(Kor­rek­tur: 24.Oktober 2010)

INFORIOT — Zum mit­tler­weile drit­ten Mal demon­stri­erte die NPD am Sam­stag unter dem Mot­to „Keine Gnade für die Täter – Gebor­gen­heit statt Angst“ in Joachim­sthal (Land­kreis Barn­im). Aufgerufen hat­te der NPD Kreisver­band Barn­im-Uck­er­mark und der Orts­bere­ich Pren­zlau (Uck­er­mark). Der Anlass war wie seit Jahren der gle­iche: Der Sex­u­al­straftäter Wern­er K., der seit sein­er Haf­tent­las­sung im Ort lebt. 

Ohne Störun­gen kon­nte der Auf­marsch mit etwa 60 Neon­azis aus NPD und freien Kam­er­ad­schaften vom Bahn­hof starten. Der eher müde Haufen wurde von Ehe­ma­li­gen der „Freien Nation­al­is­ten Uck­er­mark“ (FNUM) um Mar­i­an Fleske, der per Mega­fon Parolen anstimmte, bei Laune gehal­ten. Dabei skandierten sie unter anderem Parolen wie „Nationaler Sozial­is­mus — Jet­zt“ und „BRD – scheiß Sys­tem! Mor­gen wirst du untergehen“. 

Nach eini­gen hun­dert Metern ver­loren die Kam­er­aden die Ori­en­tierung und wusste nicht mehr ob vor oder zurück. Also blieb man ste­hen, und empf­ing die nachk­om­mende Neon­azis um Robert Geb­hardt, ehe­ma­liger Aktivist der Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im (KMOB).

 

Neuer NPD Kreisvor­sitzen­der Barnim-Uckermark

Während sich die Neon­azis aus Eber­swalde, Bad Freien­walde, Bernau sowie aus Anger­münde, Schwedt und Pren­zlau die Beine in den Bauch standen, kam es zum ersten öffentlichen Auftritt von Hart­mut Knei­der, dem neuen Vor­sitzen­den des NPD-Kreisver­ban­des Barn­im-Uck­er­mark. Knei­der schwadronierte zu alt­bekan­nten recht­en Stan­dards: Nicht nur die Linkspartei, son­dern auch Bun­deskan­z­lerin Merkel als ehe­ma­lige FDJ Funk­tionärin wür­den zu den Leuten gehören, die in der DDR-Zeit „das Volk“ an der Nase herumge­führt hätten. 

Knei­der stammt nach eigen­er Aus­sage aus Pren­zlau und ist dort maßge­blich aktiv. Der erst 2009 gegrün­dete Orts­bere­ich Pren­zlau ist der aktivste Teil des Kreisver­ban­des. Auch die bei­den Abge­ord­neten der NPD aus der Uck­er­mark waren vor Ort: Irm­gard Hack und Andy Kucharzews­ki. Let­zter­er trat 2009 aus der Partei aus, ist aber weit­er Abgeordneter.

 

 

Kam­er­ad­schaft­szene formiert sich neu?

Im Juli hat­ten sich nach eine Rei­he von Haus­durch­suchung und ver­patzen Demon­stra­tionsver­suchen sowohl die KMOB als auch die FNUM aufgelöst. Trotz der Selb­stau­flö­sun­gen treten diese Neon­azis weit­er­hin gemein­sam in Erschei­n­ung. Beim heuti­gen Auf­marsch sam­melten sie sich hin­ter einem Trans­par­ent, welch­es mit „Nationale Sozial­is­ten Barn­im-Uck­er­mark“ unter­schrieben war. Ob es sich dabei um einen losen Zusam­men­hang oder eine neue Grup­pierung han­delt, wird sich in den kom­menden Monat­en zeigen. Von den ex-KMOB-Neon­azis um Robert Geb­hardt aus Bad Freien­walde haben sie sich jedoch schon allein durch die Wahl des Namens abge­tren­nt. Denn Bad Freien­walde gehört bekan­ntlich zum Land­kreis Märkisch-Oderland.

 

Demon­stra­tio­nen der ver­gan­genen Jahre

Bere­its 2008 und 2009 hat­te die NPD in Joachim­sthal zum gle­ichen The­ma demon­stri­ert. Hat­ten 2008 noch etwa 150 Men­schen in der örtlichen Kirche eine Zeichen gegen Nazis geset­zt, ließ der Gegen­protest in 2009 und 2010 eher zu wün­schen übrig. Einen geplanten Auf­marsch der KMOB im Juni 2010 hat­te die Kam­er­ad­schaft frühzeit­ig zurück­ge­zo­gen. Man hat­te sich mit ein­er Demon­stra­tionsrei­he in sieben Orten übernommen.

 

Eine Infor­ma­tions­broschüre zum The­ma sex­ueller Miss­brauch, 2010 her­aus­gegeben durch die Amadeu Anto­nio Stiftung, soll genau darüber aufk­lären, wie Neon­azis dieses The­ma nicht nur in Joachim­sthal für sich instru­men­tal­isieren wollen. Die Broschüre gibt es hier als PDF-Datei zum Down­load.

 

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