RATHENOW Themen jüdischer Geschichte Rathenows und des Widerstandes gegen
das Naziregime waren immer wieder Gegenstand von Ausstellungen und
Veranstaltungen des Kreismuseums in Rathenow. Das Kulturzentrum nimmt diese
thematischen Veranstaltungen jetzt wieder auf. Den Auftakt gibt eine
Buchpräsentation mit Lesung.
Am Dienstag, dem 8. Juni, wird das Buch “Konzentrationslager Oranienburg -
Augenzeugenberichte aus dem Jahre 1933” im Gespräch mit den Herausgebern,
Irene Diekmann und Klaus Wetting, um 19 Uhr im Kulturzentrum Rathenow
vorgestellt. Die Augenzeugenberichte des SPD-Reichstagsabgeordneten Gerhart
Seger und des jüdischen Predigers Max Abraham legen in diesem Buch Zeugnis
ab von der Brutalität des NS-Regimes, wenige Wochen nach dessen Errichtung.
Der Lehrer Max Abraham war bis zu seiner Inhaftierung Prediger der jüdischen
Gemeinde in Rathenow.
Beide, Max Abraham und Gerhart Seger, waren ab 1933 im KZ Oranienburg
inhaftiert. Nach der geglückten Flucht der Autoren sind die Berichte 1934 in
der Tschechoslowakei entstanden. Gerhart Segers Bericht wurde zu einer
Quelle für den weltbekannten Roman von Anna Seghers “Das siebte Kreuz”.
März 1933: Die SA weitete ihren Terror gegen die Gegner des
nationalsozialistischen Regimes aus. Die “illegale” Verhaftungspraxis
breitete sich aus — geduldet und unterstützt von der staatlichen Polizei.
Opfer waren Sozialdemokraten, Kommunisten, Juden sowie bürgerliche Gegner
der Nazis. Die ständig anwachsende Zahl der Verhaftungen führte sehr bald zu
Sammellagern der SA, die als “Konzentrationslager” der Einschüchterung der
Nazi- Gegner dienten.
Zu den ersten Konzentrationslagern der SA gehörte “Oranienburg”. Der
Reichstagsabgeordnete Gerhart Seger und der jüdische Prediger Max Abraham
wurden gleichzeitig im KZ Oranienburg eingeliefert. Beide konnten noch 1933
fliehen und veröffentlichten Anfang 1934 in der Tschechoslowakei ihre
Augenzeugenberichte.
Die Herausgeber des Buches haben beide Texte wissenschaftlich editiert und
mit einem Kommentar sowie einem Bildteil auf Grundlage verschiedener
Bildarchive versehen. Am 8. Juni besteht auch die Möglichkeit, das Buch
“Konzentrationslager Oranienburg — Augenzeugenberichte aus dem Jahre 1933”
zu erwerben. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.
Es wird um Anmeldung bis zum 7. Juni gebeten, — 03385/ 51 90 43.