Am gestrigen Montag, dem 3.4.06, begann im Dortmunder Westfalenstadion die 11.
Bundeskonferenz der Fan-Projekte. das Motto der Tagung lautet “Mit Sicherheit
gastfreundlich!? Zu Gast bei Freunden?”
Höhepunkt des ersten Tages war sicher der Podiums-Talk, an dem Klaus Schäfer
(Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesjugendbehörden), Martin Spitzl (DFB), Jürgen
Mathies (VorsitzenderFußballfans beobachten die Polizei des Nationalen Ausschusses Sport und Sicherheit), Matthias
Stein (Fanprojekt Jena) und Prof. Dr. Gunter A. Pilz (Uni Hannover) als Moderator
teilnehmen sollten.
Vor Beginn der Diskussion hat die Gruppe “Enrages — Bewegung der Zornigen und
Wütenden” gemeinsam mit Fußballfans (überwiegend aus Babelsberg) die Tagung mit
einer Aktion unterbrochen.
Dabei wurde eine junge Frau, die eine Wunderkerze gezündet hatte, durch Ordner und
Polizisten zum Problemfan erklärt und in sehr rüder Weise aus dem Tagungssaal
entfernt. Statt ihrer wurde der mit allen erdenklichen National- und
Sponsorendevotionalien behängte Musterfan in den Saal gesetzt und von einem Kellner
umschwärmt.
Das Podium wurde anschließend genutzt, um eine Erklärung zu verlesen, in der die
Kommerzialisierung der WM und deren Mißbrauch der WM zur Verfolgung ungeliebter
Fangruppierungen kritisiert wurde.
Gerade die pseudowissenschaftlichen Gleichsetzungen von Ultras und Hooligans sowie
die Stigmatisierung kompletter Fanszenen insbesondere im Osten durch Prof. Gunther
Pilz (zuletzt in der FAZ vom 2.4.06, siehe Anlage) werden wir nicht länger
unwidersprochen hinnehmen. Wenn wir die WM als einen undifferenzierten Angriff auf
unsere emanzipierte Fankultur erfahren, werden wir die WM als Podium nutzen, diese
Entwicklungen zu kritisieren.
Seit einigen Wochen läuft die Aktion “Fußballfans beobachten die Polizei”
(
www.fussballfans-beobachten-polizei.de). Gemeinsam mit der
Bürgerrechtsorganisation “Polizeikontrollstelle — Initiative zur Stärkung der Grund-
und Bürgerrechte gegenüber der Polizei” (
www.polizeikontrollstelle.de) observieren Rechtsanwälte in unserem Auftrag
Polizeieinsätze bei ausgewählten Fußballspielen des SV Babelsberg 03. Die Spiele
werden gemeinsam festgelegt, aber zunächst geheim gehalten. Erst nach dem Spieltag
veröffentlichen wir die Einschätzung der Anwälte auf unserer Internetseite.
Bereits jetzt haben uns zu dieser Aktion mehr als 60 Nachfragen von Fangruppierungen
aus dem gesamten Bundesgebiet (mit Ausnahme des Saarlands) erreicht, obwohl die
Aktion wegen der vielen Spielabsagen noch nicht einmal richtig begonnen hat. Wir
rechnen in absehbarer Zeit mit der Übernahme und Realisierung unserer Idee in
anderen Bundesländern.
Wir fordern:
— keine übertriebenen Polizeieinsätze aufgrund abstruser Horrorszenarien von der
Bundesliga bis zur Kreisklasse
— keine Stigmatisierung emanzipierter Fans als Hooligans
— keine Reduzierung unserer Leidenschaft Fußball zur bloßen Ware.
Enrages — Bewegung der Zornigen und Wütenden