Am Dienstag beendete der Energieriese Vattenfall — mit freundlicher Unterstützung der Polizei — die Baumbesetzungen zur Rettung der Lacomaer Teichlandschaft. Die BesetzerInnen wollten den Bau einer Entwässerungsanlage in dem €päischen Naturschutzgebiet (FFH) verhindern, mit der Vattenfall den Grundwasserspiegel auf 60m Tiefe absenken will.
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Grund für die Verwüstung, die Vattenfall anrichten will, ist der nachrückende Braunkohlebagger des Tagebaus Cottbus Nord. Schon seit Jahrzehnten wehrt sich das kleine Dorf Lacoma, nördlich von Cottbus gelegen, gegen den näher kommenden Bagger und die Zerstörung ihres Dorfes sowie der angrenzenden Teichlandschaft. Bis vor drei Jahren erfolgreich — seitdem wurden (bis auf eines) alle Häuser in Lacoma abgerissen, das letzte davon am gestrigen Freitag. Dies geschieht, obwohl der Bagger noch mehrere Kilometer entfernt vor sich hin schaufelt. Der Stromgigant Vattenfall Europe (Eignerin aller Lausitzer Braunkohletagebaue; der BEWAG, Berlin; der HEW, Hamburg; auch AKW-Betreiberin) schaffte Tatsachen. Das gleiche Schicksal droht nun auch der “Lacomaer Teichlandschaft mit Hammergraben”, einem €päischen Naturschutzgebiet, das neben dem vom Aussterben bedrohten “Baum des Jahres 2006”, der Schwarzpappel, noch weiteren ca. 170 bedrohten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bietet.
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Auf einer Eiche und vier Schwarzpappeln saßen dann am Tag der Räumung auch die acht AktivistInnen. Tags zuvor waren die Vattenfäller bereits im Einsatz. Sie sägten sich den Weg zu den besetzten Bäumen frei und gingen dabei nicht zimperlich vor. In Begleitung des Vattenfall-Umsiedlungsbeauftragten Kretschmar, eines privaten Sicherheitsdienstes, sowie etwa 25 Bereitschaftspolizisten aus Potsdam, sägten sie teilweise in unmittelbarer Nähe der besetzten Bäume und gefährdeten somit die AktivistInnen, die in 15 bis 20 Metern Höhe an ihren Bäumen hingen.
Auch am Dienstag gingen die Vattenfäller skrupellos vor. Mehrere Male wurde das Leben der AktivistInnen gefährdet. So setzten Einsatzkräfte der werkseigenen Feuerwehr nur wenige Zentimeter von einem Sicherungseil die Kettensäge an, um sich den Weg für ihre Hubleiter frei zu sägen. Weitere Seile wurden gekappt, ohne eine Gefährdung für die KletterInnen auszuschließen. Sogar Kretschmar persönlich setzte die Schere an. Außerdem kappten die werkseigenen Feuerwehrleute auch die Befestigungen einer über 2m langen und 60kg schweren Plattform, die gegen den Baum krachte — 10m darüber hing währenddessen noch ein Aktivist.
Ob das von der brandenburgischen Polizei gedeckte Vorgehen auf reinen Dilettantismus seitens der Vattenfäller zurück zu führen ist (Vattenfall-Pressesprecher Fromm im RBB-Interview: “Es handelt sich um die erste Baumbesetzung im Unternehmen.”) oder ob der Konzern zeigen wollte, wie weit er für seine Interessen bereit ist zu gehen, bleibt fraglich. Klar ist jedoch, dass der Energieriese an einem empfindlichen Punkt getroffen wurde; schließlich will sich der Konzern in Berlin und Hamburg ab Anfang nächsten Jahres mit seinem “richtigen” Namen nennen lassen.
Aus BEWAG / HEW wird Vattenfall und Umweltschutz bleibt Lüge!
Weitere Fotos und Infos unter: Indymedia