Ausländerbeirat lud zur gemeinsamen Dampferfahrt / Mehr als 150 Potsdamer
aus 12 Nationen auf einem Schiff
Offenbar ohne Skepsis wird dem lange kritisierten Umzug des
Asylbewerberheims aus der Kirschallee entgegengesehen. Zum 15.Oktober seien
die sanierten Räume am Lerchensteig, wo bisher Obdachlose untergebracht
waren, für die rund 75 umziehenden Asylbewerber bezugsfertig, sagte die
Sozialbeigeordnete Elona Müller am Sonnabend bei einer Dampferfahrt des
Ausländerbeirates. Im nächsten Jahr soll im Heim ein großes multikulturelles
Fest gefeiert werden. “Die Stadt hält an ihrem Konzept, Asylbewerber
vorzugsweise in Wohnungen zu vermitteln, um so die Chancen von Integration
zu steigern, weiter fest”, so Müller.
Die Lebensbedingungen am Lerchensteig haben sich mit der Sanierung und dem
verdichteten Bustakt verbessert, lobte Alba Gjoka, Mitglied des
Ausländerbeirates. Die Ausländerbeauftragte Magdolna Grasnick bezeichnete es
als wichtig, “dass verschiedene Integrationsprojekte am neuen Standort
weiterarbeiten”.
Zum Abschluss der diesjährigen Woche der ausländischen Mitbürger hatte am
Sonnabend der Ausländerbeirat unter dem Motto “Alle auf einem Schiff” zu
einer dreistündigen Dampferfahrt über die Havelgewässer um Potsdam und
Berlin eingeladen. Mehr als 150 Potsdamer zwölf verschiedener Nationalitäten
fuhren mit auf dem voll besetzten Dampfer, der den schönen Namen “Harmonie”
trägt. Harmonisch ging es an Bord auch zu, man plauderte miteinander,
probierte von den unterschiedlichen Häppchen, die von Couscous über Sushi
bis zu Mini-Bouletten reichten, hatte offenkundig Spaß. Aus Lottomitteln des
Landes Brandenburg, Spenden von PDS und SPD sowie von Einzelpersonen wurden
die vergünstigten Tickets und Verpflegung zum großen Teil finanziert. “Wir
hätten doppelt so viele Fahrkarten verkaufen können”, so Klaus-Peter
Staedtke, Mitglied des Ausländerbeirates. Kommendes Jahr will Staedtke den
Ausflug wiederholen und Spenden zum Chartern mehrerer Schiffe sammeln.
Unter den Gästen befanden sich die SPD-Landtagsabgeordnete Klara Geywitz,
die Stadtverordneten und Beiratsmitglieder Hella Drohla (PDS), Lutz Boede
(Die Andere) sowie Brigitte Lotz (Bündnisgrüne). Boede gewann bei der
Tombola sogar einen von zwei Einkaufsgutscheinen, die von den
PDS-Landtagsabgeordneten Anita Tack und Hans-Jürgen Scharfenberg gestiftet
wurden. “Da hatte Andrea Wicklein wohl Glück”, grinste Boede. Denn der
Hauptpreis war eine Führung durch den Reichstag mit der
SPD-Bundestagsabgeordneten samt anschließendem Essengehen. Stadtpräsidentin
Birgit Müller (PDS) hatte den Dampfer der Ketziner Reederei Herzog gleich
vor Fahrtantritt verlassen und einen begehrten Platz frei gemacht. Grund:
Die Zeit, sich für einen späteren Termin umzuziehen, hätte sonst nicht
gereicht.
Wie viele Potsdamer die Woche der ausländischen Mitbürger 2004 besuchten,
konnte Magdolna Grasnick nicht genau sagen. Viele Veranstaltungen seien aber
gut angenommen worden. Unterdessen kritisierte Beiratsmitglied Staedtke die
mangelnde Abstimmung unter den 30 Akteuren. Angebote haben doppelt oder
parallel stattgefunden, sich damit gegenseitig Publikum weggenommen, so
Staedtke.