Nach Naziangiff auf Journalisten: Augenzeugen aus Angst nicht zu Aussage bereit
(Jana Frielinghaus) Die Fernsehjournalistin Andrea Röpke hatte das Berliner Landeskriminalamt (LKA) am Samstag morgen darauf aufmerksam gemacht, daß in Blankenfelde im Süden Berlins am selben Tag offenbar eine größere Versammlung von Rechtsextremen stattfinden würde. Von dort aus wurde die Information nach Angaben der ARD-Tagesschau nach Brandenburg weitergeleitet. Bei der zuständigen Dienststelle kam sie jedoch offenbar nicht an. Anja Resmer, Polizeisprecherin im Landkreis Teltow-Fläming, erklärte am Montag gegenüber jW, die Beamten vor Ort hätten erst durch den Hilferuf der Journalistin aus Blankenfelde von der nicht angemeldeten Versammlung erfahren. Röpke war bei dem Versuch, das Treiben vor dem Veranstaltungsort zu filmen, am Samstag gegen zehn Uhr von drei Neonazis verprügelt und ins Gesicht geschlagen worden (siehe jW vom Montag). Als drei Neonazis auf sie zurannten, seien sie und ihr Kameramann in einen benachbarten Supermarkt geflüchtetet, sagte Röpke gegenüber tagesschau.de. Sie habe nach der Attacke sofort die Polizei gerufen, doch die sei erst 45 Minuten nach der Tat eingetroffen. Röpke fragte viele Augenzeugen, ob sie eine Aussage bei der Polizei machen würden. Dazu sei aber aus Angst keiner bereit gewesen.
Das Treffen, an dem rund 200 Personen teilnahmen, darunter viele Frauen und Kinder, wurde u.a. von der »Heimattreuen deutschen Jugend« (HdJ) veranstaltet. Auf der Website der HdJ kann sich mit wenig Aufwand jeder über geplante Zusammenkünfte informieren – auch der Verfassungsschutz. Dessen Potsdamer Landesamt führt die HdJ zwar in seinem Jahresbericht auf, scheint sich aber für deren Aktivitäten nicht weiter zu interessieren. Die HdJ will nach eigenem Bekunden den Nachwuchs für die rechte Szene rekrutieren und sowohl geistig als auch militärisch ausbilden.
Andrea Röpke hat unterdessen Anzeige wegen Körperverletzung erstattet, die diesbezüglichen Ermittlungen hat das LKA in Potsdam übernommen. Die Neonaziversammlung wurde von der Staatsgewalt am Samstag nicht weiter behelligt. Die mehr als 100 eingesetzten Polizeikräfte hätten die Veranstaltung nicht aufgelöst, weil sie friedlich verlaufen sei, erklärte ein Polizeisprecher.