Begegnungsstätte für Aussiedler in Wittstock geplant
WITTSTOCK Die Stimmung hatte sich gebessert. “Wir ziehen alle an einem Strang”, betonte Eike Lancelle, Staatssekretär des Brandenburgischen Innenministeriums: “Wenn es sein muss, auch fünf Jahre lang.” Er hatte am Mittwoch zur zweiten großen Runde ins Wittstocker Rathaus eingeladen. Das Schwerpunktthema: Aussiedler und ihre Integration. Zweites Thema: Rechtsextremismus. “Es tut sich was”, sagte Lancelle. Entwarnung wollte jedoch noch niemand geben.
Die verstärkte Polizeipräsenz werde beibehalten, sicherte Lancelle zu. Das hatte er schon bei der ersten Runde nach dem Verbrechen in Alt Daber betont. Doch inzwischen hätten Wittstock, Landkreis und das Aktionsbündnis um Superintendent Heinz-Joachim Lohmann gute Arbeit geleistet. Konkret wurde Lancelle beim Aussiedlerberater: Weil es Lew Sinner in seinem Büro im Wittstocker Rathaus an Ausstattung mangelt, will er 500 Euro bereit stellen. Weitere 500 Euro sollen über das brandenburgische “Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit” kommen. Auch dessen Vorsitzender Dr. Rolf Wischnath, Ausländerbeauftragte Almuth Berger und weitere Vertreter der Ministerien waren aus Potsdam gekommen.
Landrat Christian Gilde und der Kreisaussiedlerbeauftragte Michael Möbius wurden für das vorgelegte “Handlungskonzept” gelobt. Es soll im September in den Kreistag gehen. Demnach nimmt der Kreis jährlich 200 Aussiedler auf. Dabei gibt es Aufnahmequoten. So hätte Neuruppin rund 28 Prozent, Wittstock 11 Prozent aufnehmen sollen. Da es in der Dosse-Stadt mehr Leerstand gab, kamen auch mehr Menschen. So fanden in Neuruppin 1999 insgesamt 84 Aussiedler eine neue Heimat, 2000 waren es 30, im vergangenen Jahr 3 Personen. Wittstock (mit Alt Daber) nahm 1999 insgesamt 73 Aussiedler auf, 2000 waren es 50, im vergangenen Jahr sogar 103 Personen.
Das werde sich ändern, so der Kreisaussiedlerbeauftragte Michael Möbius. Die Aufnahmezahlen gehen zurück, es soll anders verteilt werden. Übergangslösungen wie das Heim in Alt Daber wird es nicht mehr geben. Zudem wird ein “Netzwerk” bei der Integration helfen. Am 19. September soll es im großen Wittstocker Rathaussaal gegründet werden.
Der Vorschlag, für erwachsene Aussiedler eine Begegnungsstätte zu schaffen, fand in der großen Runde Zustimmung. Räume in der Rote-Mühle-Siedlung könnten genutzt werden. Befürchtungen, damit die Integration zu behindern, wurden nicht geteilt. “Die Aussiedler laden gerne ein”, meinte Landrat Gilde. Die Schwellenangst, das Angebot offener Türen anderer Einrichtungen zu nutzen, sei dagegen hoch. Das Jugendproblem soll im Blick gehalten werden. Bürgermeister Lutz Scheidemann machte jedoch klar, dass die Stadt die Stelle eines Jugendpflegers nicht finanzieren könne. Zusagen für finanzielle Unterstützung gab es von den Vertretern aus Potsdam jedoch nicht.
Die Fortschritte in Wittstock wurden in der Runde positiv eingeschätzt. Jetzt müsse intensiv weiter gearbeitet werden, hieß es. “Das Problem liegt Mitten in der Gesellschaft”, so Ausländerbeauftragte Almut Berger. Vor allem die Wittstocker selbst müssten mehr Farbe bekennen.